Auch die Rehe schätzen den Friedhof
Die parkähnliche Anlage bietet viel Natur am Rande der Stadt - 190 Bäume 2,9 km Wege
TROSSINGEN - Viele Menschen bringen den Friedhof mit Tod und Trauer in Verbindung. Bei einem Informationsnachmittag auf dem Trossinger Friedhof zeigte sich aber, dass dort viel mehr Leben herrscht, als gedacht.
Die Friedhofsverwaltung hatte zu dem ungewohnten Treffen eingeladen. Sachgebietsleiterin Ursel Gula führte die Besucher über die Anlage. Friedhofsbetreuer Hans Meßner und Verwalterin Carina Boek waren mit von der Partie.
Zu Beginn wartete Ursel Gula mit statistischen Zahlen auf. Sie erklärte, dass der Friedhof eine Fläche von 28000 Quadratmetern hat, was sieben Fußballfeldern entspricht. „Wir haben im Moment etwa 2600 Gräber, in denen 3400 Verstorbene bestattet sind“, sagte Ursel Gula. „Wir haben 2,5 Kilometer Hecken, 2,9 Kilometer Wege und circa 190 Bäume. Wann immer ein Baum gefällt wird, findet eine Ersatzpflanzung statt“, war von Ursel Gula zu erfahren.
Das Bestreben der Friedhofsverwaltung sei es, den bestehenden Parkcharakter zu erhalten. Die Teilnehmer der Führung erfuhren zudem, dass kaum noch freie Flächen zur Verfügung stünden und dass daher eine Erweiterung in Richtung Höfenstraße angedacht sei.
Neben den Erdgräbern gibt es auch Urnenwahlgemeinschaftsgräber, bei denen die Namen der Verstorbenen auf kleine Tafeln graviert werden, oder auch die Baumgräber.
„Ich entscheide nicht darüber, was die Angehörigen, im Sinne des Verstorbenen, zu pflanzen haben“, machte Ursel Gula klar. Allerdings darf die Bepflanzung eine Höhe von zwei Metern und das Grabmal eine Höhe von 1,40 Metern nicht überschreiten. Knackpunkt Standfestigkeit Jährlich wird die Standfestigkeit der Grabsteine überprüft. Diese Kräfte zehrende Aufgabe übernimmt Hans Meßner. Dabei wird mit einem speziellen Gerät ein bestimmter Druck auf den Grabstein ausgeübt. Sollte das Grabmal nicht mehr standfest sein, müssen die Angehörigen entweder eine Reparatur oder die Beseitigung des Steins veranlassen.
Doch nicht nur der Tod ist auf dem Friedhof allgegenwärtig, sondern auch das Leben. Beim Kampf gegen das Insektensterben hilft die Friedhofsverwaltung mit. Sie hat Streifen mit Blühwiesen anlegen lassen. „In absehbarer Zeit werden noch Insektenhotels aufgestellt werden, die werden gerade von Solwegschülern gefertigt“, so Gula . Und weil Rehe den parkähnlichen Charakter ebenfalls zu schätzen wissen, knabbern sie immer wieder Bäume und Sträucher auf der Anlage an. Ein 270 Meter langer Wildzaun soll bald für Abhilfe sorgen.