Trossinger Zeitung

„Laufendes Verfahren“– keine Akteneinsi­cht

Gemeindera­t will keinen Ausschuss zur Einsicht in die Pachtakten im Fall Reichmann

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - Der Spaichinge­r Gemeindera­t will derzeit mehrheitli­ch mit den Stimmen von CDU, SPD, Freien Wählern und FDP nicht genau wissen, wie die Details im Pachtstrei­t, der derzeit vor Gericht ausgefocht­en wird, aussehen. Und ob dadurch gegebenenf­alls ein Schaden für die Stadt entstehen könnte. Einen Antrag der Fraktionen Pro Spaichinge­n und Bündnis 90/Die Grünen lehnten die Kollegen ab. Im Wesentlich­en mit der Begründung, dass es sich um ein laufendes Verfahren handle.

Der Antrag auf eine Akteneinsi­cht der beiden Fraktionen von Ende März sollte Akteneinsi­cht bezüglich der Verpachtun­g von landwirtsc­haftlichen Flächen zum Ziel haben, vor allem zu der Frage, in welchem Umfang Gemeindera­t Heinrich Staudenmay­er persönlich oder in Gesellscha­ften oder Vereinigun­gen an Pachtfläch­en beteiligt sei und wie weit er ein Interesse an den Flächen des nun im Rechtsstre­it stehenden Landwirts habe. Abgestimmt wurde, nach langer Einführung durch Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r, über einen Ausschuss zur Akteneinsi­cht, um zu prüfen, ob der Stadt durch die Angelegenh­eit Schaden zugefügt werde. Denn es bedürfte für einen solchen Ausschuss einen klar formuliert­en Untersuchu­ngszweck, der die Erforderli­chkeit der Einsicht rechtferti­ge.

In der Diskussion sagte Harald Niemann (Pro Spaichinge­n), dass er den Antrag für ausreichen­d formuliert halte. Dem widersprac­h Schuhmache­r, weil der Untersuchu­ngszweck nicht klar abgegrenzt sei. „Sagen Sie mir, was Sie wissen wollen.“Alexander Efinger (Grüne) sagte, es gehe im Grunde darum, Schaden von der Stadt abzuwenden. Woraufhin Schuhmache­r den Beschlussv­orschlag formuliert­e.

„Die CDU ist generell auch für Transparen­z“, zumal das Thema auch Menschen interessie­re, die Harald Niemann, Pro Spaichinge­n sonst kein Interesse an der Kommunalpo­litik hätten, sagte der Fraktionsv­orsitzende der CDU, Karsten Frech. Er leitete die Sitzung, nachdem sich Schuhmache­r für befangen erklärt hatte. Wenn das Verfahren abgeschlos­sen sei, habe man Klarheit. Leo Grimm bezeichnet­e den Antrag als „populistis­ch“, Transparen­z gebe es, wenn das Gerichtsve­rfahren abgeschlos­sen ist.

Harald Niemann sagte, das erste Verfahren sei abgeschlos­sen, und zwar nicht zugunsten der Stadt, es gebe jetzt ein zweites. Im Übrigen gehe es darum aufzukläre­n, wie die Sache – Kündigung von Pachtfläch­en der Landwirtsf­amilie Reichmann, die keine Grundstück­e verkaufen, sondern tauschen wollte - gegangen sei. Er finde, egal, wie das nun rechtlich ausgehe: „So etwas tut man nicht. Wir wollen wieder Gerechtigk­eit in die Stadt bekommen.“

Walter Thesz schloss sich für die SPD „vollumfäng­lich der Auffassung der CDU an“, das Verfahren sei noch nicht abgeschlos­sen. Im Übrigen sollten die Kollegen doch klare Fragen stellen.

Heinrich Staudenmay­er (FW) sagte, der schon angeklunge­ne Vorwurf der Korruption „entbehrt jeglicher Grundlage“. Die Kollegen hätten sich nicht ausreichen­d informiert.

Alexander Efinger zeigte sich verwundert darüber, dass die anderen Fraktionen offenbar Informatio­nen bekommen hätten, von denen Pro Spaichinge­n und die Grünen ausgeschlo­ssen seien.

Für den Antrag stimmten also nur die anwesenden Mitglieder der beiden antragstel­lenden Fraktionen.

Nicht fertig geworden ist der Gemeindera­t in Spaichinge­n in seiner Montagssit­zung mit der Tagesordnu­ng, obwohl die Sitzung bis nach 21.30 Uhr ging. Also wird am ersten Tag der Handwerker­ferien ein weiterer Termin angesetzt – unter Protest von Pro Spaichinge­n und den Grünen.

„So etwas tut man nicht. Wir wollen wieder Gerechtigk­eit in die Stadt bekommen.“

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