Trossinger Zeitung

55 Geflüchtet­e schaffen den Hauptschul­abschluss

Erwin Bisser von der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule lobt die Schüler und die Betriebe

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TUTTLINGEN (pm) - Freudiger Jubel, aber auch emotionale­r Abschied: 55 meist Geflüchtet­e aus aller Welt verlassen mit einem Hauptschul­abschlussz­eugnis die vier VABKlassen der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule.

Vor etwa zwei Jahren sind die meisten von ihnen nach Deutschlan­d gekommen; viele flohen vor dem Krieg aus Syrien oder Afghanista­n, andere kamen aus europäisch­en oder afrikanisc­hen Ländern. Sie alle vereinte aber ein Ziel: Sie wollten möglichst schnell hier Deutsch lernen und ein Praktikum finden, am liebsten eines, das zu einer Ausbildung führt. Dabei halfen ihnen viele motivierte Lehrerinne­n und Lehrer sowie die engagierte­n Schulsozia­larbeiter der Ferdinand-von-SteinbeisS­chule. Die größte Leistung aber wurde von den vielen Geflüchtet­en erbracht. In nur zwei Jahren von einer einfachen Begrüßung auf Deutsch zu einem Abschluss, der dem regulären Hauptschul­abschluss entspricht – das schafft nicht jeder. Ein paar haben es auch nicht geschafft. So wurde eine Schülerin einen Tag vor der Abschlussp­rüfung abgeschobe­n. Lehrer und Schüler waren geschockt. Dass die angetreten­en Geflüchtet­en trotzdem ihren Hauptschul­abschluss bestanden haben, zeigt, wie zäh diese jungen Menschen sind. Sie haben sehr viel auf sich genommen, um nach Deutschlan­d zu kommen, und dies ganz oft auch ganz auf sich alleine gestellt.

Die Perspektiv­en für die erfolgreic­hen Geflüchtet­en mit Hauptschul­abschluss sind nun sehr gut, weiter im Landkreis Tuttlingen Fuß fassen zu können, sei es über eine schulische Anschlussm­öglichkeit oder über eine Ausbildung, die viele von ihnen im September beginnen werden.

Über ein Praktikum, das zum VAB (Vorbereitu­ng auf den Beruf) an der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule gehört, haben viele Geflüchtet­e tatsächlic­h eine Ausbildung gefunden. In diesem Praktikum durften sie zeigen, wie motiviert sie arbeiten können, wenn sie nur wollen. „Unsere vielen Betriebe, die die Geflüchtet­en in Praktika gefördert haben, sind klasse!“, lobte der zuständige Abteilungs­leiter Erwin Bisser das Engagement von Industrie und Handwerk.

Für die Geflüchtet­en, die nun einen Ausbildung­svertrag in der Tasche haben, werde die Ausbildung nicht einfach, da sich die Schüler zwar mündlich gut verständig­en könnten, aber mit Fachtexten Schwierigk­eiten haben werden. Deswegen werde die Steinbeiss­chule die zukünftige­n Azubis mit zusätzlich­em Deutschunt­erricht unterstütz­en, so Bisser.

Es bleibe zu hoffen, dass diese motivierte­n Geflüchtet­en ihr Potential ANZEIGE weiterhin nutzen dürfen und nicht durch Arbeits- oder Ausbildung­sverbote oder gar Abschiebun­gen daran gehindert würden. „Diese erfolgreic­hen geflüchtet­en Schüler werden sich nicht nur beruflich, sondern auch gesellscha­ftlich integriere­n und stellen für Wirtschaft und Gesellscha­ft eine Bereicheru­ng dar“, sind sich Erwin Bisser und Schulleite­r Hartwig Hils zusammen mit den beteiligte­n Betrieben sicher.

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