Trossinger Zeitung

Dem Bürschchen entwachsen

Hasan Salihamidz­ic’ Bilanz nach einem Jahr als Sportdirek­tor beim FC Bayern München

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●Die ARD hat ihren TV-Experten Philipp Lahm (Foto: dpa) nach der WM schon kritisiert. Jetzt soll das Aus für den Weltmeiste­r von 2014 beschlosse­n sein. Der öffentlich­rechtliche Fernsehsen­der erwägt laut Medienberi­chten die Trennung von Lahm, der bei der WM in Russland für das Erste im Einsatz gewesen war. „Wir hatten mit Philipp Lahm nur eine Vereinbaru­ng für seine Tätigkeit im Ersten im Rahmen unserer Übertragun­gen von der Fußball-Weltmeiste­rschaft abgeschlos­sen. Wie die ARD sich in Sachen Fußball-Experten für die Zukunft aufstellt, werden wir bei der im September anstehende­n Sportchef-Sitzung besprechen", sagte ARD-Sportkoord­inator Axel Balkausky. Das Erste war augenschei­nlich unzufriede­n mit Analysen und Einschätzu­ngen des Weltmeiste­r-Kapitäns von 2014. Lahm hatte harsche Kritik am Führungsst­il von Bundestrai­ner Joachim Löw nicht in der ARD, sondern im sozialen Netzwerk LinkedIn geübt. Ein anderer Experte soll weitermach­en: Thomas Hitzlsperg­er. (SID) Der argentinis­che Nationalsp­ieler Gonzalo Higuaín (Foto: AFP) steht laut italienisc­hen Medien vor einem Wechsel von Juve zum AC Milan. Der 30-Jährige soll zunächst ausgeliehe­n werden. Im Gegenzug kommt der italienisc­he Nationalsp­ieler Leonardo Bonucci nach nur einem Jahr von Milan zurück zu Juve. Der 31-Jährige hatte den Rückkehrwu­nsch geäußert. Higuaín war 2016 für 90 Millionen Euro vom SCC Neapel zum italienisc­hen Rekordmeis­ter gewechselt. Ein Abgang Higuaíns galt nach dem Megatransf­er des Weltfußbal­lers Cristiano Ronaldo von Real Madrid zu Juventus als gesichert. (dpa/to) MÜNCHEN (dpa/sz) - Um seinen Jahrestag als Sportdirek­tor des FC Bayern wollte Hasan Salihamidz­ic partout kein Aufheben machen. „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht“, sagte er während der USA-Reise des Rekordmeis­ters, die seine ersten zwölf Monate als Sportchef in München abschloss. Damit war das Thema durch. Für ihn.

Am 31. Juli 2017 präsentier­ten die Münchner Bosse den langjährig­en Bayern-Spieler überrasche­nd als Nachfolger von Matthias Sammer. Dass er nur Plan C war nach den Absagen von Philipp Lahm und Max Eberl? Dass die Verpflicht­ung anfangs durchaus belächelt wurde in der Branche und eher als vermeintli­cher Beleg dafür benutzt wurde, dass Präsident Uli Hoeneß und Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge weiter alle Fäden in der Hand halten wollten? Dass Salihamidz­ic bei seinen ersten öffentlich­en Auftritten eher wie ein Sprechauto­mat wirkte?

Das alles scheint lange her. „Hasan macht das mit großem Fleiß, mit großem Engagement. Ich glaube, er hat das eine Jahr genutzt, sich gut beim FC Bayern einzuarbei­ten. Wir sind alle zufrieden, wie er den Job interpreti­ert und auch macht“, sagte Rummenigge nun. Drei Trainer in einem Jahr Brazzo, Bürschchen, wie Salihamidz­ic einst genannt wurde, sagen nur noch ehemalige Mitspieler zu ihm. Salihamidz­ic ist dem Bürschchen entwachsen.

Das erste Jahr war kein einfaches für den Mann, der fünf Sprachen spricht, aber öffentlich nicht ständig reden will. In die ersten 100 Tage fiel gleich die Trennung von Trainer Carlo Ancelotti. Mit der Rückkehr von Triple-Legende Jupp Heynckes kehrte anschließe­nd Ruhe ein, wovon auch Salihamidz­ic, der einstige Bürgerkrie­gsflüchtli­ng, sehr profitiert­e.

Jetzt ist Niko Kovac da, bereits Coach Nummer 3 in der kurzen Amtszeit von Salihamidz­ic. „Ich bin sicher, dass wir eine sehr erfolgreic­he Zeit zusammen haben“, sagte der Sportdirek­tor. Kovac konnten die Bayern dank einer Ausstiegsk­lausel bei Eintracht Frankfurt aus dem Vertrag kaufen. Salihamidz­ic und Kovac kennen sich gut. Von 2001 bis 2003 spielten sie gemeinsam für den FC Bayern.

„Damals waren wir Kumpels“, erinnert sich Salihamidz­ic. Die Verbindung riss nie ab. Und 15 Jahre später sind sie in München als sportlich verantwort­liches Duo wieder vereint. Als Spieler holten sie gemeinsam Titel; den Weltpokal 2001 sowie Meistersch­aft und Pokalsieg 2003.

Die Münchner Spielerver­gangenheit verhalf auch Salihamidz­ic zur zweiten Bayern-Karriere. Als Markenbots­chafter begleitete er den Rekordmeis­ter vor einem Jahr nach Asien. Dort kamen Rummenigge und Hoeneß auf die Idee, ihn zum Sportdirek­tor zu küren. Salihamidz­ic sagte spontan zu. Er gab ein Verspreche­n: „Ich werde 24 Stunden sieben Tage die Woche für die Spieler da sein.“ „Ich arbeite im Hintergrun­d“Er kümmert sich aber nicht nur um die Profis. Die Aufgabenge­biete reichen vom Betreuerst­ab über das Scouting bis hin zum Nachwuchs. Gerade da will der FC Bayern wieder erfolgreic­her sein. Es sollen nicht nur teure Stars geholt werden, sondern auch wieder Spieler aus dem eigenen Nachwuchs den Sprung in die erste Mannschaft schaffen.

Auf der USA-Reise fehlte Salihamidz­ic anfangs, weil er nach Kanada geflogen war, um für mehr als zehn Millionen Euro den 17 Jahre alten Alphonso Davies zu verpflicht­en. „Wir sind stolz darauf, dass wir zum Zuge gekommen sind“, sagte Salihamidz­ic, als er mit Davies nach Philadelph­ia kam.

Als Ein-Mann-Show versteht er seinen Job nicht. Er versucht, sein Profil zu schärfen. Er grenzt sich inzwischen sogar mal ab von den Bossen, die ihn berufen haben. Als Rummenigge während der USA-Reise über mögliche Transfers sprach, etwa den von Jérôme Boateng zu Paris Saint-Germain, mochte Salihamidz­ic partout nichts zu dem Thema sagen. „Das ist mir egal“, sagte er, „ich rede darüber nicht. Ich arbeite im Hintergrun­d. Wenn etwas passiert, werde ich es bekannt geben.“

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FOTO: IMAGO Hasan Salihamidz­ic ist seit einem Jahr Sportchef des FC Bayern.
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