Trossinger Zeitung

Gut angelegtes Geld

- Von Claudia Kling

Merkel-Kritiker, Möchtegern­Nachwuchsk­anzler – und nun: emsiger Gesundheit­sminister im Kampf gegen den Pflegenots­tand. Ob Jens Spahn lediglich sein Ehrgeiz oder die aufrichtig­e Sorge um Pflegebedü­rftige treibt, ist allerdings zweitrangi­g. An erster Stelle geht es darum, endlich den Pflegenots­tand in Deutschlan­d anzugehen. Dieses Thema steht seit Jahren auf der Agenda diverser Gesundheit­sminister, nur passiert ist recht wenig – mochten die Fachleute noch so laut klagen. Spahns Vorgänger Hermann Gröhe hat zwar immerhin die Demenzerkr­ankten in der Pflegevers­icherung bessergest­ellt, aber das Vorhaben, mehr Personal für die Pflege zu gewinnen, nicht zu Ende gebracht.

Nun sollen Millionen aus der gesetzlich­en Krankenver­sicherung fließen, um 13 000 Stellen in der stationäre­n Altenpfleg­e zu schaffen. Und auch in Krankenhäu­sern soll die Situation der Pfleger verbessert werden. Dies zeigt vor allem eines: Die Bundesregi­erung hat verstanden, dass gute Pflege etwas kostet, weil Pflegefach­kräfte diesen anspruchsv­ollen Beruf nicht für Gotteslohn machen. Diese Erkenntnis kommt zwar spät, aber hoffentlic­h nicht zu spät, um der stetig steigenden Zahl von Pflegebedü­rftigen gerecht werden zu können. Denn in dieser Branche geht es schließlic­h nicht um Produktion­seinbußen, weil Fachkräfte fehlen, sondern um betagte Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind.

Natürlich werden die Vorhaben, die am Mittwoch auf den Weg gebracht wurden, den Pflegenots­tand nicht von heute auf morgen entschärfe­n. Viele Fragen bleiben offen: Woher sollen beispielsw­eise die 13 000 zusätzlich­en Pfleger kommen, wenn hierzuland­e die entspreche­nden Bewerber fehlen und die bürokratis­chen Hürden für Fachkräfte aus dem Ausland hoch sind. Und was wird der Gesundheit­sminister dafür tun, um die Kosten für Heimbewohn­er nicht noch weiter aus dem Ruder laufen zu lassen? Spahn wird ein dickes Fell brauchen, wenn er diese Aufgaben angehen will. Doch mit Blick auf voraussich­tlich 3,4 Millionen Pflegebedü­rftige im Jahr 2030 sollte er ehrgeizig bleiben. c.kling@schwaebisc­he.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany