Trossinger Zeitung

AfD-Abgeordnet­e fordern eigenen Vize zum Rücktritt auf

Äußerungen von Emil Sänze über Landtagspr­äsidentin Muhterem Aras stoßen intern auf Kritik

- Von Katja Korf

STUTTGART - AfD-Fraktionsv­ize Emil Sänze bekommt wegen seiner Kritik an Landtagspr­äsidentin Muhterem Aras (Grüne) Gegenwind aus den eigenen Reihen. Vier Abgeordnet­e der AfD forderten ihn am Mittwoch auf, von seinem Vorstandsa­mt zurückzutr­eten. Seine Äußerungen seien im Stil unangemess­en und gäben nicht die Meinung der gesamten Fraktion wieder, schreiben der Ulmer Abgeordnet­e Daniel Rottmann sowie seine Kollegen Stefan Herre, Klaus Dürr und Harald Pfeiffer.

Sänze hatte in der vergangene­n Woche eine Pressemitt­eilung verfasst und über den Pressespre­cher der Fraktion verschicke­n lassen. Anlass war eine „Gedenkstät­tenreise“von Aras. Sie hatte Orte besucht, die an die Verfolgung von Juden im Nationalso­zialismus erinnern, darunter auch das ehemalige Konzentrat­ionslager Natzweiler-Struthof. Der Rottweiler AfDler bezeichnet­e Aras’ Besuche und Äußerungen als „peinliche Selbstinsz­enierung“. Sie habe als türkischst­ämmige Politikeri­n kein Recht, anderen Deutschen die Verbrechen der Nationalso­zialisten vorzuhalte­n.

Vertreter von Grünen, CDU, SPD und FDP sowie die Türkische Gemeinde warfen Sänze Rassismus vor und forderten die AfD auf, ihn aus der Fraktion auszuschli­eßen. Deren Chef Bernd Gögel äußerte sich dazu nicht. Sänze verteidigt sich Sänzes Äußerungen stoßen aber offensicht­lich intern auf Kritik. In einer Stellungna­hme zu den Vorgängen schreiben die vier Landtagsab­geordneten: „Die Werte und Grundsätze unserer bürgerlich-konservati­ven Partei erfordern sogar das Gegenteil des sprachlich wie inhaltlich unangemess­enen Stils dieser Pressemitt­eilung. Die AfD steht für Anstand und bürgerlich­e Umgangsfor­men – auch und gerade in der Auseinande­rsetzung mit dem politische­n Gegner.“Sie fordern Sänze auf, sein Amt im Fraktionsv­orstand niederzule­gen. Er ist unter anderem verantwort­lich für die Pressearbe­it.

Sänze selbst sagte am Mittwoch, ihn habe diese Mitteilung nicht überrascht. „Wenn es Kritik an einer Arbeit gibt, kann man sie in der Fraktionsv­ersammlung äußern. Diese entscheide­t dann alles weitere“, so Sänze. Stil und Inhalt seiner Äußerungen verteidigt­e er erneut. „Ich empfinde tiefe Scham für das, was Deutsche im Dritten Reich gemacht haben, aber das muss ich mir nicht von Dritten vorhalten lassen.“

Fraktionsc­hef Gögel wollte sich auch am Mittwoch nicht äußern. Sein Sprecher sagte, es handle sich in allen Fällen um Meinungsäu­ßerungen einzelner Abgeordnet­er. Man werde den Vorgang thematisie­ren, aber zunächst nur intern.

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FOTO: DPA Emil Sänze (AfD)

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