Die Marienschlucht soll eine Zukunft haben
Wegen eines tödlichen Murenabgangs ist ein beliebtes Ausflugsziel am westlichen Bodensee gesperrt – Nun werden Pläne für eine Sanierung entworfen
ALLENSBACH - Die Tourismuswerbung schwelgt gerne in Superlativen. Die auf dem Bodanrück gelegene Marienschlucht wird deshalb als etwas ganz Besonderes angepriesen: Sie sei die schönste Schlucht am Bodensee. Mag sein. Man würde sich auch gerne davon überzeugen. Leider endet der Weg zum vermeintlichen Naturwunder seit drei Jahren an hässlichen Absperrungen. Schilder mit der Aufschrift „Lebensgefahr“verderben zumindest jenen, die noch einen Rest Vernunft behalten haben, die Lust am Überklettern der Gitter.
Womöglich aber könnte die Schlucht mittelfristig wieder zugänglich gemacht werden. „In den vergangenen Monaten sind neue Wege untersucht worden“, hat Allensbachs Bürgermeister Stefan Friedrich bereits gegenüber den Medien geäußert. Kürzlich diskutierten Vertreter der betroffenen Kommunen erneut das Problem. Neben Allensbach sind dies Konstanz und Bodman-Ludwigshafen. Einer vorliegenden Studie zufolge geht es nicht nur um das Wiederherrichten der Schluchtpassage. Hinzu kämen die Sanierung eines Uferwegs, vermutlich der Neubau eines Landungsstegs sowie eines Kiosks. Auch dieser Bereich vor dem Schluchtenausgang am Bodensee wirkt marode.
Der aktuelle Zustand geht auf einen tödlichen Zwischenfall am 6. Mai 2015 zurück. Zuvor hatte es tagelang heftig geregnet. Gegen 18.30 Uhr waren dann zwei Wanderer auf der Steganlage durch die Schlucht unterwegs, als sie beide von einem Erdrutsch erfasst wurden. Eine Frau kam ums Leben. Der Mann konnte sich schwer verletzt aus den Schlamm- und Geröllmassen retten. Die Behörden sperrten daraufhin die Schlucht für alle Besucher – zumal es bereits 2005 nach Starkregen zu einem ausgedehnten Murenabgang gekommen war. Seinerzeit wurden Sicherungsarbeiten an den Felswänden vorgenommen. Die Stege wurden neu angelegt. Drei Jahre später konnte die Schlucht wieder besucht werden – bis zur Katastrophe 2015.
Den Anliegergemeinden ist stark daran gelegen, das über Generationen beliebte Ausflugsziel wieder für den Tourismus nutzbar zu machen. Die Geschichte der Marienschlucht geht auf das Jahr 1897 zurück. Aus Anlass der Verlobung von Maria von Walderdorff mit Othmar von Bodman wurde sie begehbar gemacht. Das Adelsgeschlecht derer von Bodman besitzt auf dem Bodanrück ausgedehnten Grund. Dazu gehört auch die Schlucht, die ihren Namen von Maria von Walderdorff erhielt.
Bis zur Schließung besuchten jährlich rund 150 000 Menschen den eindrucksvollen Geländeeinschnitt, der in Teilen einer alpinen Klamm ähnelt. So soll es wieder werden. Schließlich profitiere die ganze Region von den Besuchern, heißt es vor Ort. Nun wollen die Anliegergemeinden Dampf machen. Matthias Weckbach, Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, meinte zur Präsentation der Studie: „Bis 2019 soll ein genehmigungsfähiger Gesamtplan vorliegen.“Genehmigungsfähig insofern, als zum einen die Finanzierung des Projekts gesichert sein sollte. Je nach Variante kommen einige 100 000 Euro zusammen. Des Weiteren braucht es ein Sicherheitskonzept.
Ob es tatsächlich wieder einen Weg durch die Marienschlucht geben wird, ist noch offen. Teilabschnitte beim sogenannten Mondfelsen halten Experten auch dann noch für sehr heikel, sollten Sicherungsmaßnahmen ergriffen werden. Dort stehen Bäume durch Bodenbewegungen bereits schräg im Hang. Sie könnten nach unten krachen. Ein Entfernen des Bewuchses wäre jedoch auch keine Ideallösung. In diesem Fall käme es wohl zu einer verstärkten Erosion mit einer weiteren Gefahr von Erdrutschen. In den Anliegergemeinden gibt es deshalb Überlegungen gibt, nur einen Einblick von außen in die gefährdeten Bereiche zu ermöglichen – beispielsweise durch eine Hängebrücke oder Wege am oberen Rand der Schlucht.