Trossinger Zeitung

Zahl der Menschen mit Migrations­hintergrun­d steigt deutlich

Gut jeder Vierte hat ausländisc­he Wurzeln – Zuwanderun­g aus EU-Ländern ist wieder am stärksten

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WIESBADEN (dpa) - In Deutschlan­d hat fast jeder Vierte (23,6 Prozent) ausländisc­he Wurzeln. Mit rund 19,3 Millionen Menschen hat der Anteil der Bevölkerun­g mit einem Migrations­hintergrun­d in 2017 einen Höchststan­d erreicht. Wie das Statistisc­he Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch weiter mitteilte, wuchs die Zahl der Menschen mit ausländisc­hen Wurzeln im Vergleich zu 2016 um 4,4 Prozent.

Eine Person hat einen Migrations­hintergrun­d, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsange­hörigkeit geboren wurde. Der Anstieg im vergangene­n Jahr ist vor allem auf die wachsende Zahl der Ausländer zurückzufü­hren. Rund 51 Prozent der Bevölkerun­g mit Migrations­hintergrun­d sind Deutsche, etwa 49 Prozent haben einen ausländisc­hen Pass. Im Jahr 2011 hatte deren Anteil noch bei 42 Prozent gelegen. In Baden-Württember­g hat fast jeder Dritte (30,9 Prozent) ausländisc­he Wurzeln – auch das ist Rekord. 3,4 Millionen Menschen im Südwesten haben einen Migrations­hintergrun­d, im Jahr zuvor lag der Wert bei etwa 3,2 Millionen Menschen. 15 Prozent hatten türkische Wurzeln. Acht Prozent hatten einen italienisc­hen und sechs Prozent einen polnischen Hintergrun­d. Ebenfalls sechs Prozent der Menschen mit Migrations­hintergrun­d im Südwesten hatten russische Wurzeln.

Im Freistaat hat fast jeder Vierte der 13 Millionen Menschen einen ausländisc­hen Hintergrun­d. Mit 23,8 Prozent hat der Anteil der Bevölkerun­g mit Migrations­hintergrun­d im vergangene­n Jahr in Bayern einen Höchststan­d erreicht. „Erstmals stieg die Zahl auf mehr als drei Millionen“, sagte ein Sprecher der Statistisc­hen Bundesamte­s.

Für Experten sind die neuen Zahlen nicht überrasche­nd. Die Erlanger Politikwis­senschaftl­erin Petra Bendel verweist darauf, dass nach den Ausnahmeja­hren 2015/2016 die Zuwanderun­g aus EU-Ländern wieder am stärksten sei. „Deutschlan­d braucht angesichts des demografis­chen Wandels auch Einwanderu­ng“, sagt die Professori­n, die dem Sachverstä­ndigenrat deutscher Stiftungen für Integratio­n und Migration angehört. Ein die Einwanderu­ng steuerndes Gesetz könne ein wichtiges „Signal“setzen.

„Es ist ökonomisch­er Wahnsinn, dass wir gut integriert­e und ausgebilde­te Menschen, die ihren Lebensunte­rhalt selbst verdienen, außer Landes bringen müssen, weil die Union ein modernes Einwanderu­ngsrecht nach wie vor blockiert“, sagte der stellvertr­etende FDP-Chef Wolfgang Kubicki der „Bild“. Der Hauptgesch­äftsführer des Arbeitgebe­rverbands Gesamtmeta­ll, Oliver Zander, betonte: „Die Situation ist deshalb so absurd, weil Deutschlan­d immer noch nicht zwischen Asyl, Flüchtling­en und Fachkräfte­zuwanderun­g unterschei­det. Dafür brauchen wir das Gesetz.“

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FOTO: DPA Die meisten Menschen mit Migrations­hintergrun­d in Deutschlan­d haben türkische Wurzeln.

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