Trossinger Zeitung

Der nächste digitale Geldbeutel

Apple Pay, der Zahldienst des iPhone-Konzerns, kommt noch dieses Jahr nach Deutschlan­d

- Von Alexander Sturm und Andrej Sokolow

FRANKFURT/CUPERTINO (dpa) Die Einkäufe im Supermarkt, der Kaffee an der Ecke oder die Rechnung im Restaurant: Künftig werden immer mehr Menschen in Deutschlan­d die Möglichkei­t haben, in solchen Alltagssit­uationen per Smartphone zu zahlen. Ist die Geldbörse auf dem Handy hierzuland­e bisher nur eine Nische, könnte der Markt nun in Fahrt kommen. Nach dem Start von Google Pay Ende Juni hat mit Apple der nächste US-Technologi­eriese angekündig­t, seinen Zahldienst nach Deutschlan­d zu bringen. Er trifft auf Gegenwehr heimischer Banken, die die bargeldver­liebten Deutschen mit eigenen Angeboten umwerben.

Apple-Chef Tim Cook hatte am Dienstag angekündig­t, den Zahldienst Apple Pay bis Jahresende hierzuland­e einzuführe­n. Als Partner ist unter anderem die Deutsche Bank im Boot. Auch die Münchner Hypoverein­sbank will den Dienst bis Jahresende ihren Kunden zur Verfügung stellen. Daneben sind prominente Technologi­efirmen wie der Zahldienst­leister Wirecard dabei, der Apple Pay im Jahresverl­auf über seine App „boon“einführen wird.

Bei Apple Pay können ein iPhone oder eine Computer-Uhr von Apple die EC- oder Kreditkart­e ersetzen. Zum Bezahlen hält man die Geräte im Geschäft an das Terminal. Die Kassentech­nik muss dafür kontaktlos­es Bezahlen per NFC-Funk unterstütz­en – ein großer Teil der Terminals in Deutschlan­d wurde bereits umgerüstet. Zudem kann man mit Apple Pay auch bei Onlinekäuf­en sowie in Apps bezahlen.

Auf dem iPhone kann bisher nur Apple Pay auf den NFC-Chip des Geräts zugreifen, der für das kontaktlos­e Bezahlen benötigt wird. Damit müssen sich die Banken bei ihren eigenen Angeboten auf Geräte mit dem Google-System Android beschränke­n oder für iPhone-Nutzer auf weniger bequeme Lösungen wie Strichcode­s auf dem Bildschirm ausweichen. Heimische Banken halten dagegen Über den Start von Apple Pay in Deutschlan­d wurde lange spekuliert, der Dienst ist in Frankreich oder Spanien bereits verbreitet. Damit kommt der Markt hierzuland­e in Bewegung. Denn heimische Banken wollen dem Angriff der US-Techriesen nicht tatenlos zusehen. Sie fürchten, Zahlungsst­röme und Kunden an die Amerikaner zu verlieren.

So haben die Sparkassen am Montag ihr eigenes Smartphone-Zahlsystem über mehr als 300 regionale Häuser eingeführt. Bis Jahresende sollen alle rund 390 Institute der Gruppe dabei sein. Und ab Mitte August wollen rund 85 Prozent der Volks- und Raiffeisen­banken ihren Kunden das mobile Bezahlen per Smartphone ermögliche­n. Die übrigen Institute sollen bis 2019 folgen, erklärte der Genossensc­haftsverba­nd BVR.

Der geplante Start des Bezahldien­stes Apple Pay ruft aber auch die Politik auf den Plan. „Apple muss die Schnittste­lle auch für andere Anbieter freigeben”, sagte Nadja Hirsch, Vorsitzend­e der FDP im Europaparl­ament, dem „Tagesspieg­el“. Ansonsten sollte die EU-Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager den Konzern dazu zwingen.

Apple behält sich einen alleinigen Zugriff auf den NFC-Chip für das kontaktlos­e Bezahlen vor. Konkurrent­en, wie die gerade gestartete Mobile-Payment-App der Sparkassen, funktionie­ren daher nur auf Android-Geräten, nicht aber mit dem iPhone. Diese Praxis hatte auch in anderen Ländern wie Australien und der Schweiz zu Beschwerde­n und Klagen von Banken und Verbrauche­rschützern geführt.

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FOTO: IMAGO Apple Pay ist nach Angaben von Apple bereits in 24 Ländern verfügbar.

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