„Das mindert die Aufmerksamkeit“
BERLIN - In Frankreich sind Handys an Schulen künftig verboten. Ob das Gesetz als Vorbild für Deutschland taugt, erklärt Heinz-Peter Meidinger (Foto: dpa), Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, im Gespräch mit Andreas Herholz. Handyverbot an französischen Schulen – ein Modell auch für Deutschland? In Frankreich gibt es eine differenzierte Regelung. Das Verbot gilt nur für die Schülerinnen und Schüler der Grundschulen und der weiterführenden Schulen bis zur Mittelstufe und einem Alter von 15 Jahren. Oberstufenschüler dürfen ihr Handy dagegen benutzen. Eine solche klare Regelung wäre auch hierzulande sinnvoll. Bei uns hat jede Schule andere Vorschriften. Die Kultusministerien der Länder sollten ganz klare Regeln für den Umgang mit Handys an den Schulen schaffen. Es sollte ein weitgehendes Verbot für jüngere Schüler geben mit Ausnahmen, etwa für den Einsatz im Unterricht. Wie sehr wird der Unterricht durch die Handynutzung gestört? In den USA und asiatischen Ländern werden Handys an Schulen ständig benutzt. Dort sind Schülerinnen und Schüler fast nur noch mit ihrem Smartphone beschäftigt. Bei uns sollten in den Pausen und auch im Unterricht die Handys eigentlich ausgeschaltet bleiben. Die Erfahrung zeigt, dass Handys im Unterricht fast nie ausgeschaltet werden. Die meisten sind nur stummgeschaltet. Das mindert die Aufmerksamkeit. Konzentrierter Unterricht ist da nur eingeschränkt möglich. In Frankreich werden Handys vor dem Unterricht konsequent eingesammelt und später wieder ausgegeben. Dafür habe ich durchaus Sympathien. Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Helmut Holter, ist der Ansicht, Schüler sollten Handys auch im Unterricht benutzen dürfen, weil die digitale Ausstattung der Schulen so schlecht ist … Dieses Argument schlägt dem Fass den Boden aus. Es kann nicht sein, dass ein so wohlhabender Staat wie Deutschland für den Unterricht seiner Schülerinnen und Schüler auf deren Handys angewiesen sein soll. Das ist ein Armutszeugnis und funktioniert mangels WLAN auch an den meisten Schulen nicht. Wenn jetzt endlich Mittel des Digitalpaktes bei den Schulen landen, wäre das eine gute Nachricht.