Trossinger Zeitung

Ein Traumpaar, das keines sein möchte

„Destinatio­n Wedding“– Sommerkomö­die mit den Idolen der 90er-Jahre

- Von Christof Bock

K eanu Reeves und Winona Ryder spielen in einer Romanze, die vom Hass der beiden auf alles Romantisch­e lebt. Die Not schweißt sie schließlic­h zusammen.

Es ist Abneigung auf den ersten Blick. Frank (Keanu Reeves) ist ein arroganter Typ aus der Werbebranc­he, der Menschen hasst. Lindsay (Winona Ryder) ist ein hysterisch­es Nervenbünd­el, verklagt politisch unkorrekte Unternehme­n und grübelt nonstop über ihr Pech. „Sie sind Bestandtei­l einer Welt, in der sich niemand mehr benehmen kann“, beschimpft die sexy Anwältin den hochgewach­senen Vollbart am Flughafen in der Schlange. Nein, das ist kein Traumpaar, das da am Anfang der neuen US-Komödie „Destinatio­n Wedding“steht.

Was die beiden so verschiede­nen Charaktere im Zentrum Kalifornie­ns erwartet, ist starker Tobak. Der ölige Halbbruder von Frank, der vor Jahren die Verlobung mit Lindsay platzen ließ, lädt zu seiner Hochzeit mit einer unterbelic­hteten Dänin ein. Frank und Lindsay, die sich bisher nicht kannten, steht ein dreitägige­r Alptraum bevor.

Regisseur Victor Levin bleibt fast immer in Nahaufnahm­e auf dem ungleichen Paar, das diskutiert, lästert, streitet, flirtet. Die gruselige Hochzeitsg­esellschaf­t wird zumeist auf Abstand gehalten. So entsteht ein kleines Kammerspie­l inmitten einer Menschenme­nge – ein charmanter Kniff.

Auch die Idee, die 90er-Jahre-Stars Winona Ryder und Keanu Reeves für eine romantisch­e Anti-Romanze vor die Kamera zu holen, hat ihren Reiz. Die zwei waren schon 1992 in „Bram Stoker’s Dracula“ein zerbrechli­ches Paar. Beide haben nach einigen Erfolgen und jahrelange­r Karriere-Delle neuerdings wieder schwer Konjunktur. Ryder spielt in der Netflix-Serie „Stranger Things“eine durchgekna­llte alleinerzi­ehende Mutter im Kampf gegen Aliens. Reeves kommt in wenigen Monaten mit dem dritten Teil der Science-Fiction-Komödie „Bill & Ted“in die Kinos, auf den Fans fast 30 Jahre warten mussten.

Was bei dem unterhalts­amen Dauer-Dialog aber etwas abhanden kommt, ist eine Spannung zwischen den beiden Anti-Helden. Was bleibt? Eine leichte Feelgood-Komödie mit schönen Einfällen und spitzer Lebensweis­heit. Nett für den Sommer. (dpa) Destinatio­n Wedding. Regie: Victor Levin. Mit Keanu Reeves, Winona Ryder. USA 2018, 90 Minuten. FSK ab 12.

 ?? FOTO: ROBB ROSENFELD/DPA ?? Sie fliegen nach Kalifornie­n zu einer Hochzeit – und sind sich zunächst in herzlicher Abneigung zugetan: Lindsay (Winona Ryder) und Frank (Keanu Reeves).
FOTO: ROBB ROSENFELD/DPA Sie fliegen nach Kalifornie­n zu einer Hochzeit – und sind sich zunächst in herzlicher Abneigung zugetan: Lindsay (Winona Ryder) und Frank (Keanu Reeves).

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