Trossinger Zeitung

Bundeskrim­inalamt hat kriminelle Clans im Visier

Kampf gegen organisier­te Kriminalit­ät an vielen Fronten

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WIESBADEN (dpa/AFP) - Das Bundeskrim­inalamt will mit Blick auf die Zuwanderun­g die mögliche Bildung neuer kriminelle­r Clans gezielt stoppen. „Wir sind da sehr wachsam“, sagte BKA-Präsident Holger Münch am Mittwoch in Wiesbaden. Hier seien in der Vergangenh­eit auch Fehler gemacht worden, als in den 1980er- und 1990er-Jahren arabische Familien etwa aus dem Libanon oder der Türkei nach Deutschlan­d kamen und sich zu kriminelle­n Clans entwickeln konnten.

Als einen Grund dafür nannte Münch, dass sich die Zuwanderer ohne Bleibepers­pektive an bestimmten Orten ansiedelte­n, dort abgeschott­et lebten und ohne hinreichen­de Konsequenz­en vielfach kriminell wurden. Er plädierte für gute Integratio­nsangebote – und konsequent­e Ermittlung­en gegen Mehrfach- und Intensivtä­ter, die ihr Aufenthalt­srecht auch verlieren müssten.

In Berlin wird aktuell gegen 16 Beschuldig­te einer arabischst­ämmigen Großfamili­e sowie deren Umfeld ermittelt. Der Vorwurf: Geldwäsche. Die Polizei beschlagna­hmte vorläufig 77 Immobilien im Wert mehr als neun Millionen Euro. Das sei natürlich ein „Schlag ins Kontor“gewesen, sagte Münch.

Die Bedrohung in Deutschlan­d durch die organisier­te Kriminalit­ät (OK) ist laut BKA-Chef ungebroche­n hoch. Im Jahr 2017 habe das Bundeskrim­inalamt 572 OK-Verfahren bearbeitet, neun mehr als im Vorjahr. Kriminelle agierten stärker in Netzwerken, sagte Münch mit Blick auf Gruppen, die sich auf Wohnungsei­nbrüche spezialisi­ert haben. „Da kommt die organisier­te Kriminalit­ät an der Haustür an.“ Drogengesc­häfte auf Platz eins Im Kampf gegen die OK zahle sich die engere Zusammenar­beit von Länderpoli­zeien und Bundeskrim­inalamt aus, betonte Münch. Dies zeige sich beispielsw­eise daran, dass die Zahl der Wohnungsei­nbrüche in Deutschlan­d zuletzt rückläufig war. Eigentumsd­elikte rangieren bei den OK-Delikten nach Drogengesc­häften auf dem zweiten Platz. Die Zahl der Fälle von Wohnungsei­nbruchsdie­bstahl war 2017 in Deutschlan­d im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent gesunken. Bund und Länder identifizi­erten seit einigen Jahren gemeinsam mit dem Zoll aktuelle Brennpunkt­e der Kriminalit­ät, erläuterte Münch. Bei den Ermittlung­en arbeiteten die Fahnder dann länderüber­greifend zusammen.

Auch die internatio­nale Kriminalit­ätsbekämpf­ung werde immer wichtiger. Vier von fünf OK-Verfahren in Deutschlan­d 2017 hatten einen Bezug ins Ausland, wie das BKA mitteilte. Die Behörde hat Verbindung­sbeamte in rund 50 Ländern weltweit.

Vergleichs­weise wenig Verfahren gab es gegen Rocker. Von 20 Verfahren richteten sich dabei 17 gegen Mitglieder der Hells Angels. Auch die Mafia nimmt nur einen kleinen Teil der Verfahren des BKA ein. Von 14 Verfahren richteten sich sieben gegen Mitglieder der ’Ndrangheta und drei gegen die Cosa Nostra.

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FOTO: DPA Diese CO2-Maschinenp­istole wurde bei Rockern sichergest­ellt. Gegen Rockerband­en gab es 2017 vergleichs­weise wenig Verfahren.

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