Notlager im Baubetriebshof eingerichtet
Versorgungsmöglichkeit für Bürger nach Bränden, Hochwasser und anderen Katastrophen
TUTTLINGEN - Im städtischen Baubetriebshof im Ludwigstal in Tuttlingen ist ein Notlager eingerichtet worden. Dort können bis zu 20 Menschen untergebracht werden, die kurzfristig obdachlos geworden sind. Feldbetten und Decken wurden angeschafft, ansonsten ist die notwendige Infrastruktur ohnehin vorhanden, wie Gerd Rudolf, Betriebsleiter des Bauhofs, erklärt.
Jetzt fehlen nur noch die Vorhänge: Die können im Aufenthaltsraum im Dachgeschoss des Bauhofs eingezogen werden, um Parzellen abzutrennen. So soll es wohnlicher werden und den Bürgern, die im Notfall dort unterkommen, auch ein gewisses Maß an Privatsphäre bieten.
Das von Unwettern heimgesuchte Southside-Festival von vor zwei Jahren, der Brand in Nendingen 2011, bei dem eine Familie obdachlos wurde. Das Hochwasser in der Stockacher Straße 2014 und das Feuer in der Ehrenbergstraße vor zwei Jahren: „Es gibt jedes Jahr solche Ereignisse, in denen wir Menschen kurzerhand irgendwo unterbringen müssen“, erklärt Kerstin Terlinden von der Stadtverwaltung Tuttlingen.
Bislang musste die Stadt in solchen Fällen auf Hotelzimmer oder freistehende Wohnungen zurückgreifen. „Jetzt sind wir unabhängig von anderen“, sagt Rudolf, zumal die Hotels in Tuttlingen mittlerweile meist ausgebucht seien. Notlager auch in neuer Feuerwache vorhanden Um bei gravierenden Schadenslagen reagieren zu können, wurden für die neue Feuerwache im Süden der Stadt 100 Feldbetten und 200 Decken angeschafft. In Absprache mit dem städtischen Krisenstab kam der Vorschlag auf, einen weiteren Stützpunkt für Notfälle in der Nordstadt einzurichten, sagt Rudolf. Die Wahl fiel auf den Bauhof.
Da die Räume und ein Großteil der Infrastruktur dort bereits vorhanden waren, entstanden nur geringe Kosten von rund 4000 Euro. Innerhalb von drei Tagen haben Bauhofmitarbeiter das Notlager eingerichtet. 20 Feldbetten und Decken sind vorhanden, dazu stellt das DRK auf seine Kosten Hygienesets für Männer und Frauen sowie eine Grundausstattung an Kleidung zur Verfügung. Ein Aufzug fährt ins Dachgeschoss, der barrierefreie Zugang ist auch in den Stock darunter möglich, in dem die Sanitärräume inklusive Duschen eingebaut sind.
Eine Notstromversorgung hält auch den PC mit Internet-Anschluss und Beamer am Laufen, zudem gibt es eine Heizung, die bei Bedarf auch nachts in Betrieb geht. Das ist in städtischen Gebäuden sonst nicht üblich, erklärt der Bauhofleiter. DRK, Feuerwehr, Bauhof und Ordnungsamt haben einen Schlüssel und damit jederzeit Zugang zu den Räumen.
Durch die angeschlossene Küche sowie den Kaffeeautomaten gibt es Zugang zu warmem Wasser. Aus dem Wasseranschluss im Sozialraum kommt Mineralwasser, auf Wunsch sogar Medium. Auch Lebensmittel sind für die Erstverpflegung von Gestrandeten vorhanden: Zwieback und Suppen, dazu Kaffee, Kakao und Tee.
Auch wenn das Dachgeschoss belegt sein sollte, können die Bauhofmitarbeiter ihrer Arbeit ungestört nachgehen. Eine Dauerlösung soll ohnehin nicht geschaffen werden, sondern eine erste Anlaufstelle, um sich zu sammeln und weiter zu schauen, sagt Terlinden. Im besten Fall helfen Freunde oder Familie.
Bei größeren Ereignissen, wie dem schweren Unwetter beim Southside, bietet sich eher die Alte Festhalle an. Bauhof, Feuerwehr und DRK haben auch dafür Schlüssel. Rudolf: „Wir sind für alle möglichen Szenarien gerüstet.“ Ein Video zu diesem Thema finden Sie online unter www.schwaebische.de/ tuttlingen