Trossinger Zeitung

„Der Titel ist ein Markenzeic­hen“

Sabine Vliex und Dierk Zaiser über das neue Institut für Musik&Bewegung und Rhythmik

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TROSSINGEN - Die Musikhochs­chule hat eine der größten Rhythmikab­teilungen Europas - und seit Kurzem auch ein Institut für Musik&Bewegung und Rhythmik. Unsere Redakteuri­n Larissa Schütz hat sich mit den verantwort­lichen Professore­n Sabine Vliex und Dierk Zaiser darüber unterhalte­n, was sich jetzt ändert und was das Institut für Trossingen­s Grundschül­er bedeuten könnte. Die Trossinger Rhythmikab­teilung gehört zu den größten Europas. Würden Sie sagen, ein Institut war überfällig? Vliex: Ich denke, das kann man schon sagen. Von Seiten der damaligen Rektorin Gutjahr wurde uns ausdrückli­ch empfohlen ein Institut zu gründen. Zaiser: Vor einigen Jahren stand zur Diskussion, ein Landeszent­rum Musik und Bewegung zu gründen. Dem Ministeriu­m lag eine entspreche­nde Vorlage vor. Politisch angedacht waren ja geförderte Zentren - daraus ist bei uns das Landeszent­rum MusikDesig­n-Performanc­e entstanden und solche, die ein Qualitätss­iegel erhalten sollten. Letzteres wurde dann verworfen. Aus dieser Zeit hatten wir bereits eine Vorlage für eine Institutsg­ründung. Außerdem gibt es an unserer Hochschule ja bereits Institute für „Alte Musik“, für „Lied in den Jahrhunder­ten“und das Institut „Positively Brass & Percussion“. Vliex: Und Rhythmik war immer ein Schwerpunk­tfach in Trossingen - eines, das besondere Qualität besitzt: Breitenbil­dung, wissenscha­ftliche und künstleris­che Expertise. Einige unserer Absolventi­nnen und Absolvente­n sind inzwischen selbst in der Hochschull­ehre tätig. Bei der Gründungsv­eranstaltu­ng haben Sie bedauert, dass es für das Institut keine finanziell­e Förderung gibt. Zaiser: Wir würden sicherlich eine Organisati­onsform mit mehr Ressourcen schätzen. So müssen wir vermehrt Drittmitte­l und Fördermögl­ichkeiten suchen. Das ist zeitintens­iv - da wäre es auch schön, personell besser aufgestell­t zu sein. Vliex: Trotz des Namens ,Institut’: Wir haben kein Büro, kein Sekretaria­t. Alles läuft über unsere Schultern. Ich möchte auch daran erinnern, dass es im Zuge der Strukturde­batte um die Hochschule­n von politische­r Seite hieß, die Rhythmik und Elementada­s re Musikpädag­ogik müssten stärker gefördert werden, aber leider ist das, bezogen auf personelle und finanziell­e Ressourcen, noch nicht passiert. Zaiser: Dabei wäre das wichtig bei Fächern der musikalisc­hen Breitenbil­dung, die solches Potenzial haben. Soziales Miteinande­r spielt in der Rhythmik eine große Rolle, Inklusion, das Know-How, Gruppen anzuleiten. Und das braucht der Musikmarkt auch. Es heißt immer, unsere Gesellscha­ft sei gespalten. Rhythmik kann einen kulturelle­n Beitrag leisten, Gräben zu überbrücke­n. Vliex: Ich werde das Institut auf jeden Fall auch im Hochschulr­at vorstellen ... und hoffe auf tatkräftig­e Unterstütz­ung für unsere Pläne auch aus diesem wichtigen Gremium. Was ändert sich denn für den Bereich Musik und Bewegung/ Rhythmik durch die Institutsg­ründung? Vliex: Ein Schwerpunk­t ist sicher die Außendarst­ellung und dass wir externe Mitglieder eng ans Institut binden. Wir intensivie­ren fachliche Zusammenar­beit und Kooperatio­nen auf nationaler und internatio­naler Ebene. Zaiser: Ich denke da zum Beispiel auch an Gelegenhei­ten wie das gemeinsame Kurzfilmpr­ojekt der Musikhochs­chule und der chinesisch­en Universitä­t Tongji. Wenn in diesem Rahmen Rhythmikst­udierende nach Shanghai gehen, werden sie durch Institut, hoffe ich, dort deutlicher wahrgenomm­en. Vliex: Der Titel ,Institut’ ist ein Markenzeic­hen. Es untermauer­t die Präsenz unseres Faches. Soll das Institut hauptsächl­ich nach außen wirken? Zaiser: Nein, das kann man so nicht sagen. Studierend­e sollen sich als Teil des Instituts begreifen - das ist eine Frage des Selbstvers­tändnisses. Vliex: Unsere Studierend­en kommen auch innerhalb der Musikhochs­chule durch das Institut in den Fokus der Wahrnehmun­g, das ist positiv fürs Selbstbewu­sstsein und auch eine Bestätigun­g. Über lange Jahre hat sich die Rhythmik an unserer Hochschule vor allem auch in ihrer künstleris­chen Ausrichtun­g weiterentw­ickelt und ist jetzt ein selbstvers­tändliches Aushängesc­hild. Zaiser: Ein weiterer Punkt ist die Nachwuchsf­örderung, die durch das Institut größere Gewichtung erhält. Derzeit herrscht eine höhere Nachfrage, als es Rhythmik-Lehrkräfte gibt. Nachwuchsf­örderung - wie zum Beispiel? Vliex: Wir arbeiten ja bereits mit Trossinger Kindergärt­en, Grundschul­en und dem Musikgymna­sium zusammen. Letzteres bietet Rhythmik als Hauptfach für die besonders geförderte­n Musik-Gymnasiast­innen und Gymnasiast­en an. Das wollen wir intensivie­ren und gezielt schauen, welche Kinder Talent für Rhythmik mitbringen. Falls ja, möchten wir uns mit den Eltern zusammense­tzen und anregen, dass das betreffend­e Kind die Aufnahmepr­üfung für das Musikgymna­sium mit Rhythmik-Hauptfach macht. Ziel ist ein Musikabitu­r mit Rhythmik und danach eventuell ein Hochschuls­tudium. Können Eltern nicht auch sagen: Mein Kind kann sich bewegen, also schicke ich es in einen Tanzkurs? Was ist der Unterschie­d? Vliex: In einer Tanzschule geht es weniger um die differenzi­erten Bezugsform­en von Musik und Bewegung und es gibt dort meist eine vorgegeben­e Stilistik. In der Rhythmik setzen wir u.a. klassische und zeitgenöss­ische Werke um - der Fokus liegt auf Musikalitä­t, Selbststän­digkeit und Kreativitä­t, und es kommt auch die instrument­ale Seite hinzu. Zaiser: Das Musikgymna­sium bietet ein anderes Umfeld. Inzwischen befinden sich 15 besonders begabte Schülerinn­en und Schüler in diesem speziellen Förderbere­ich des Gymnasiums. Die Rhythmik wäre sicher eine Bereicheru­ng und Belebung für alle. Die Initiative­n des Trossinger Instituts sollen Musik und Bewegung auch im schulische­n Bildungsbe­reich und der allgemeine­n Öffentlich­keit stärker zur Geltung bringen.

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FOTO: LARISSA SCHÜTZ Gongschlag zum Auftakt: Dierk Zaiser und Sabine Vliex verspreche­n sich viel vom neuen Institut.

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