DM-Titel hängt am seidenen Faden
Doping muss im Sport bekämpft werden, um eine Chancengleichheit der Athleten zu gewährleisten. Doch bei vielen Urteilen in DopingFällen bleiben Zweifel.
So auch in der Doping-Affäre der beiden damaligen Nendinger ASV-Ringer Ghenadie Tulbea und Victor Ciobanu im Finalkampf gegen den SV Germania Weingarten im Januar 2016. In dieser Angelegenheit ist eine weitere Entscheidung gefallen. Die vierjährige Sperre gegen beide Ringer hat das Deutsche Sportschiedsgericht aufgehoben. Ein Schlussstrich steht noch aus. Der DM-Titel des ASV von 2016 hängt am seidenen Faden.
Beiden Ringern war die Einnahme der seit dem 1. Januar 2016 verbotenen Substanz Meldonium nachgewiesen worden. Tulbea wurde nun vom Deutschen Sportschiedsgericht freigesprochen, da er aus gesundheitlichen Gründen bis in den Dezember 2015 nach ärztlicher Verschreibung das Mittel einnehmen sollte. Eine logische Entscheidung, da eine weitere Einnahme ab Januar 2016 nicht nachgewiesen werden konnte.
Da sich der vollständige Abbau der Substanz im Körper über Monate hinwegzieht, ist auch der Zeitpunkt der Meldonium-Einnahme Ciobanus nicht hundertprozentig nachweisbar. Im Schiedsspruch heißt es, dass es sich bei Ciobanu um einen Verstoß gegen die Dopingregeln handeln könne, weil es sich bei der Einnahme um eine verbotene, wenn auch nicht verschuldete Leistungssteigerung handele. Daher soll es bei der Annulllierung des bisherigen Ergebnisses bleiben. Das könnte dem ASV Nendingen den Meistertitel kosten.
Das Deutsche Sportschiedsgericht stellt ein Unverschulden auf die gleiche Stufe wie Unwissenheit, die bekanntlich nicht vor Strafe schützt. Wo bleibt hier das in dubio pro reo, im Zweifel für den Angeklagten?
Der Deutsche Ringer-Bund muss sich aber bei einer Annullierug fragen, ob er mit der Bestrafung der gesamten Mannschaft gegen den Nationalen Anti-Doping-Code (Punkt 11.2: Konsequenzen bei Mannschaftssportarten) entscheidet. Dort ist von einer Bestrafung einer Mannschaft die Rede, wenn bei mehr als zwei Mitgliedern einer Mannschaft in einer Mannschaftssportart ein Verstoß gegen Anti-Doping-Bestimmungen festgestellt wurde. Beim ASV Nendingen wäre mit Victor Ciobanu aber nur ein Mitglied betroffen.
Der ASV Nendingen kündigte an, sich gegen eine eventuelle Aberkennung des DM-Titels juristisch wehren zu wollen. Der Rechtsstreit wird wohl weitergehen. k.berghoff@schwaebische.de