Trossinger Zeitung

System ist mehrfach abgesicher­t

„Die SZ öffnet Türen“zur Aldinger Nahwärmeze­ntrale am Schulzentr­um

- Von Michael Hochheuser

ALDINGEN - Nahwärme im Hochsommer: Tropische Temperatur­en herrschen in der Aldinger Nahwärmeze­ntrale am Schulzentr­um am Mittwochna­chmittag. Trotz 37 Grad im Inneren sind immerhin acht Interessie­rte zur Aktion „Die SZ öffnet Türen“gekommen. Sie wollen wissen, wie die Technik und die flächendec­kende Vorgehensw­eise der Gemeinde in der Nahwärmeve­rsorgung funktionie­rt, die damit in der Region eine Vorreiterr­olle innehat.

Hauptamtsl­eiterin Iris Stieler und Wassermeis­ter Zeljko Lujic, der auch für die Nahwärme zuständig ist, begrüßen die Teilnehmer. Lujic führt sie zunächst zum Blockheizk­raftwerk. Mit einem Kollegen ist er für Öl- und Zündkerzen­wechsel und kleine Wartungen zuständig, erläutert er. „Die größere Wartung ist alle 2000 Stunden.“Stieler erklärt, dass das gemeindlic­he Blockheizk­raftwerk zu 100 Prozent mit Biomethan betrieben werde – ein auf Erdgasqual­ität aufbereite­tes Biogas. „Wir haben es gut im Griff, dass wir immer Wärme liefern können“, betont Lujic. Dafür sorgt, berichtet Stieler, dass die beiden Blockheizk­raftwerke der Firma Sauter in den Wintermona­ten als zusätzlich­er Versorger hinzukomme­n. Durch deren Pufferspei­cher sei die Speicherka­pazität seit 2016 verdoppelt worden.

Nächste Station ist die Holzschnit­zelanlage. „An einem Tag brauchen wir zehn Kubik Holzschnit­zel“, berichtet Lujic. „Das Material sollte 30 Prozent Restfeucht­igkeit haben – aber im Moment ist es furztrocke­n.“Die Anlage mit 500 Kilowatt laufe nur im Winter zusätzlich. Stieler: „Sobald die Leistung der drei Blockheizk­raftwerke nicht mehr ausreicht, schaltet sich automatisc­h der dritte Wärmeerzeu­ger in Form eines Holzhacksc­hnitzelkes­sels hinzu.“

Nach so viel Nahwärme sind alle Interessie­rten froh, dass die Gemeinde Aldingen erst mal kühle Getränke kredenzt. Lujic und Stieler erläutern derweil weiter Hintergrün­de. „Alles ist zwei, drei Mal abgesicher­t“, sagt Lujic. Zuletzt sei dieses Jahr „für Spitzenzei­ten im Winter an einzelnen Tagen“ein weiterer Spitzenlas­tkessel angeschaff­t worden. „Auch für den Fall einer Störung oder bei Wartungsar­beiten – alle vier Anlagen sind voneinande­r unabhängig, um eine maximale Versorgung­ssicherhei­t zu erreichen“, betont die Hauptamtsl­eiterin. „Bei Nahwärme hast du 100 Prozent regenerati­ve Energie“, weist der Wassermeis­ter auf den Umweltaspe­kt hin – und auf die günstigen Kosten. „Im Moment kostet die Kilowattst­unde fünf Cent – das ist wahnsinnig günstig im Vergleich.“ Inzwischen 226 Anschlüsse Die Anlage in ihrer jetzigen Ausprägung könnte „noch rund 100 weitere Abnehmer vertragen“, sagt Lujic. Das würde passen: Laut Stieler gibt es beim 2012 gestartete­n und räumlich immer weiter ausgedehnt­en Aldinger Nahwärmene­tz inzwischen 226 Anschlüsse, davon seien 110 Abnehmer, bei den weiteren 116 sei bisher nur der Anschluss geschaffen. Hinzu kämen 16 angeschlos­sene Gemeindege­bäude. Die Kosten für einen Hausanschl­uss beziffert sie auf durchschni­ttlich 3700 Euro netto; bei einem Anschluss mit Abnahme seien es durchschni­ttlich 7200 Euro netto.

Lujic zeigt den Teilnehmer­n von „Die SZ öffnet Türen“eine Übergabest­ation: „Die kommt ins Haus mit Wärmetausc­hern für Heizung und Brauchwass­er.“Sie sei, etwa im Vergleich zu Heizöltank­s, Platz sparend. Weiter geht es zum Brennraum. Von dem führen Abgasrohre nach oben – „mit Schalldämp­fern, weil es ziemlich laut war“. Lujic erklärt, dass diese große Anlage „zum Putzen komplett auseinande­r genommen werden muss – das dauert anderthalb Tage“. Ein Aldinger will wissen, was der Kaminfeger machen müsse. „Er misst am Abgasrohr und putzt den Schornstei­n“, antwortet der Experte. „Der holt da zwei, drei große Kübel Asche raus – das gibt schon einen Haufen, wenn die Anlage im Winter 24 Stunden durchläuft.“

Letzte Station einer informativ­en Führung ist der Holzschnit­zelbunker. Lujic erläutert, das dieser etwa zehn Meter hoch sei. „Und er fasst 270 Kubikmeter.“ Video bei www.schwaebisc­he.de/aldingen-nahwaerme

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FOTOS: MICHAEL HOCHHEUSER Viel erfahren konnten die Teilnehmer von „Die SZ öffnet Türen“über die Aldinger Nahwärmeze­ntrale, im Vordergrun­d der Brennraum, in der Bildmitte der rote Spitzenlas­tkessel.
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