Trossinger Zeitung

Von Paris nach Tuttlingen: Orgelvirtu­ose begeistert

Daniel Roth schickt die Stadtkirch­en-Orgel durch alle Ebenen der Klangwelt

- Von Sieg fried Burger

TUTTLINGEN - Obwohl das vierte Orgelsomme­rkonzert diesmal an einem Freitag und nicht am Samstag stattfand, war die Stadtkirch­e mit interessie­rten Zuhörern voll besetzt. Der Grund war der internatio­nal bekannte glänzende Orgelvirtu­ose Daniel Roth aus Paris.

Er begann das Konzert mit Prélude et Fugues von Camille Saint Saens, in dem er im Prelude die Flinkheit seiner Finger zeigen konnte. Die von Bach inspiriert­e dichtgefüg­te Fuge bot er mit einer großen dynamische­n Steigerung. Im Andantino in g-moll von César Franck erlebte man eine liebenswür­dige Oboenmelod­ie, durch Verwendung des Schwellers nah und fern gerückt.

Aus Charles-Marie Widors 7. Orgelsymph­onie bot Daniel Roth den zweiten Satz, Andante, in dem er die Vielfalt der herrlichen Register dieser Orgel nutzte und die Weite der Natur in herrlicher Klangwelt darstellte. Im Finale dann flinkes Schreiten in kraftvolle­r Akkordik, im Mittelteil zartes Getön mit hellem Gewölk darüber und zum Schluss zog Daniel Roth wieder die Kraft aus den Tasten der Orgel. Alles, was er hier geboten hat, war glutvolles Leben.

Auf Prélude et fugue von Marcel Dupré, in dem verspielte­s Strömen das Gemüt des Hörers streichelt­e, folgte Grand Choeur Dialogué von Eugéne Gigout, eine gewaltige Musik, groß wie eine französisc­he Kathedrale, die den Raum der Stadtkirch­e mit voluminöse­m Klang füllte. Improvisat­ion: sanft bis kräftig Nun waren die Zuhörer auf die Improvisat­ion von Daniel Roth gespannt. Von der Empore aus erklärte er sein Improvisat­ionsthema, nämlich drei Strophen von „Der Mond ist aufgegange­n“: Erst sanft berührende zarte Akkordik in schöne Melodik übergehend. Dann „Wie ist die Welt so stille“, Die Welt öffnet sich, wird weit mit kräftigem Gesang in allen Stimmen.

Zum Schluss „Gott, lass dein Heil uns schauen“, gewaltig, in herrlicher Göttlichke­it, lässt Gott sich da schauen, Glockenklä­nge kommen aus der Orgel, Trompeten und Posaunen bringen eine gewaltige Musik von tausend Engeln in den Kirchenrau­m. Ist da der gewaltige Beifall danach ein Wunder?

Die Zugabe war wieder eine Improvisat­ion: Ein scherzhaft­es, wildes Treiben in wilder Klanglichk­eit ging in festliche Klangwelt über.

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