Papst rät zu Gebet und Hilfe
Franziskus äußert sich zu Homosexualität bei Kindern
ROM (dpa/KNA/AFP) - Papst Franziskus hat den Eltern homosexueller Kinder dazu geraten, zu beten, zu ihnen zu stehen und eventuell psychiatrische Hilfe für den Nachwuchs zu suchen. Franziskus sagte auf dem Rückweg von Irland, es sei bedeutsam, in welchem Alter sich die Frage nach der sexuellen Ausrichtung zeige. Bei einem jüngeren Kind ließe sich „noch vieles machen, mit der Psychiatrie etwa, um zu sehen, wie die Dinge sich verhalten“, so der Papst; eine andere Sache sei es mit ei- nem Zwanzigjährigen oder später. Der Vatikan zog die Äußerung zur Psychiatrie am Montag offiziell zurück. Das Zitat sei geändert worden, „um den Gedankengang des Papstes nicht zu verfälschen“, sagte eine Vatikan-Sprecherin. Schwulen- und Lesbenverbände in Italien hatten Franziskus für seine Wortwahl kritisiert.
Parallel dazu sah sich der Papst wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche mit Rücktrittsforderungen aus dem Klerus konfrontiert.
Carlo Maria Viganò, 77, ist nicht irgendein katholischer Würdenträger aus dem Vatikan. Der 1992 von Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof ernannte Norditaliener war Sekretär des Governatorats des Heiligen Stuhls, also der Vatikanverwaltung, und schließlich Nuntius, also Botschafter, des Heiligen Stuhls in den USA. Vor allem wurde der erfahrene Vatikandiplomat als Kritiker der Kirchenregierung berühmtberüchtigt. Von 2009 bis 2011 leitete er als Sekretär den Verwaltungsapparat des Kirchenstaates, das sogenannte Governatorat. In dieser Funktion klagte er Miss- und Vetternwirtschaft an und nannte Namen, darunter so prominente wie den von Tarcisio Bertone, bis 2013 mächtiger Staatssekretär des Heiligen Stuhls, und damit die Nummer zwei nach dem Papst. Diese Kritik, bei der es auch um vatikanische Finanzmittel für private Ausgaben von Bertone ging, brachte Viganò aber nicht das Lob von Papst Benedikt XVI. ein, sondern hatte sein Wegloben als Nuntius nach Washington zur Folge. Viganò ging es laut eigenen Aussagen nicht nur um Misswirtschaft im Vatikan, sondern auch um seine eigene Rolle. Denn er wäre, auch das sagte er mehrfach, nur zu gern neuer Kardinalstaatssekretär unter Papst Franziskus geworden. Vatikankenner gehen deshalb davon aus, dass das Dossier, das Viganò am Wochenende dem Papst zukommen ließ, und in dem Franziskus und verschiedene Bischöfe der Vatikanhierarchie dazu aufgefordert werden, ihre Ämter niederzulegen, einer Abrechnung mit dem Establishment der Kirchen- verwaltung gleichkommt. Ein Establishment, das ihn an seiner Karriere gehindert habe. Es ist ein Novum, dass ein emeritierter Diplomat des Heiligen Stuhls wie Viganò den Papst und Bischöfe zum Rücktritt auffordert und ihnen offen das Vertuschen zahlloser Fälle pädophiler Geistlicher vorwirft. Die Vorwürfe des 77- Jährigen wiegen schwer und machen eine Erklärung seitens der Kirchenleitung unumgänglich. Nestbeschmutzer aus Karrierefrust? Möglich, mit Sicherheit aber starker Tobak für den Papst. Thomas Migge