Trossinger Zeitung

Koalition ringt um Durchbruch im Rentenstre­it

Trotz Grundsatzs­treits soll es mit einem ersten Gesetzespa­ket vorangehen

- Von Sascha Meyer, Teresa Dapp und Sebastian Engel

BERLIN (dpa) - Überschatt­et von Streit über längere Garantien bei stabilen Rentenfina­nzen bis 2040 ringt die schwarz-rote Koalition um einen Durchbruch für erste Verbesseru­ngen bei der Rente. Die Partei- und Fraktionsc­hefs von Union und SPD wollen heute über ein geplantes Rentenpake­t von Sozialmini­ster Hubertus Heil (SPD), Entlastung­en beim Arbeitslos­enbeitrag und andere Themen beraten. Unabhängig davon pocht die SPD trotz Warnungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf eine Debatte über stabile Rentenfina­nzen für die Zeit nach 2025.

Merkel hatte am Wochenende „sehr zeitnahe“Entscheidu­ngen zum Rentenpake­t in Aussicht gestellt. Bei der Rente an sich hake es eigentlich auch nicht. Die Kanzlerin ließ aber durchblick­en, dass „Dinge zusammen gesehen würden“und nannte als Themen Weiterbild­ung und den Arbeitslos­enbeitrag. Zur Koalitions­runde wollen Merkel, Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD), CSU-Chef Horst Seehofer, SPD-Chefin Andrea Nahles, Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU) und CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt zusammenko­mmen. Zuvor will sich Merkel noch separat mit Nahles treffen. Diese sagte der „Süddeutsch­en Zeitung“: „Ich erwarte, dass die Union noch in dieser Woche unserem Rentenpake­t zustimmt.“

Die Pläne von Minister Heil sehen Verbesseru­ngen bei der Mütterrent­e und für Erwerbsmin­derungsren­tner sowie Entlastung­en von Geringver- dienern bei Sozialbeit­rägen vor. Zudem soll das aktuelle Rentennive­au von 48 Prozent bis 2025 stabilisie­rt werden. Es beschreibt, wie sich eine Standardre­nte nach 45 Beitragsja­hren zum Entgelt eines Durchschni­ttsverdien­ers verhält – wenn das Rentennive­au sinkt, heißt es also nicht, dass die Rente sinkt, sondern stärker hinter der Entwicklun­g der Durchschni­ttsverdien­ste zurückblei­bt.

Diskutiert wurde zuletzt, wie die Verbesseru­ngen bei der Mütterrent­e ausgestalt­et werden sollen. Offen war zudem eine Verbindung der geplanten Senkung des Arbeitslos­enbeitrags mit dem Rentenpake­t. Die Union will eine kräftigere Senkung zum 1. Januar 2019 als um die vereinbart­en 0,3 Punkte auf 2,7 Prozent des Bruttolohn­s. Heil ist offen dafür, knüpft es aber an Bedingunge­n, etwa eine stärkere Un- terstützun­g der Weiterbild­ung in kleinen und mittleren Unternehme­n.

Union und SPD warnten sich gegenseiti­g vor einer Blockade des Pakets. „Das ist die Möglichkei­t für eine sozialpoli­tische Offensive dieser Bundesregi­erung“, sagte SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil. Heil habe darin umgesetzt, was im Koalitions­vertrag vereinbart sei. „Wir sind nicht bereit, noch mal über Veränderun­gen in diesem Rentenpake­t zu reden.“Für die Union betonte der arbeitsmar­ktpolitisc­he Sprecher Peter Weiß (CDU), es gebe gar keinen Zweifel, dass seine Fraktion das Paket im Herbst durch das Parlament bringen wolle. SPD-Vize Ralf Stegner verteidigt­e den Vorstoß von Vizekanzle­r Scholz. Er plädierte für Lohnerhöhu­ngen für Geringverd­iener und höhere Steuern für Reiche.

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FOTO: DPA Bundessozi­alminister Hubertus Heil ( SPD).

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