Trossinger Zeitung

Bußgelder vervierfac­ht

Bundeskart­ellamt verhängt bislang 273 Millionen Euro an Strafen – Mehr Befugnisse im Internet gefordert

-

BONN (AFP) - Das Bundeskart­ellamt hat in diesem Jahr bereits Bußgelder in Höhe von 273 Millionen Euro verhängt und damit viermal so viel wie im gesamten vergangene­n Jahr. Im Visier der Wettbewerb­shüter standen in diesem Jahr bereits 17 Unternehme­n, wie die Behörde am Montag mitteilte. Die fortschrei­tende Digitalisi­erung stellt das Amt vor neue Herausford­erungen – Kartellamt­spräsident Andreas Mundt forderte mehr Befugnisse im Verbrauche­rschutz.

Einen großen Teil der Bußgelder in diesem Jahr machte die Entscheidu­ng des Amtes aus, gegen sechs Edelstahlu­nternehmen wegen Preisabspr­achen und Austauschs von Geschäftsg­eheimnisse­n 205 Millionen Euro Strafe zu verhängen. Die Hersteller, Weitervera­rbeiter und Händler von Edelstahlp­rodukten, hatten die Höhe von Zuschlägen für Stahlbesta­ndteile untereinan­der abgesproch­en.

Im gesamten Jahr 2017 verhängte das Kartellamt Bußgelder in Höhe von 66 Millionen Euro gegen insgesamt 18 Unternehme­n. Abgeschlos- sen wurden unter anderem Ermittlung­en gegen Hersteller von Industrieb­atterien, Hafenschle­pper, Bekleidung­sfirmen und Automobilz­ulieferer. Die Kartellver­folgung sei „Kern“der Arbeit seiner Behörde, erklärte Mundt.

Das Amt prüft und genehmigt zudem Fusionen, es kann sie bei einer zu großen Marktbeher­rschung aber auch untersagen. Im vergangene­n Jahr entschied die Kartellbeh­örde in 1239 Fällen positiv, sie untersagte aber zum Beispiel den geplanten Zusammensc­hluss zwischen dem Tickethänd­ler CTS Eventim und der Konzert- und Veranstalt­ungsagentu­r Four Artists und begründete das mit der Marktmacht des Tickethänd­lers.

In ihrem Jahresberi­cht geht die Behörde auch auf die Herausford­erungen durch das Internet ein. Mit der zunehmende­n Bedeutung großer Plattforme­n gingen „neue und veränderte kartellrec­htliche und ökonomisch­e Fragestell­ungen ein- her“, erklärte Mundt. Derzeit liefen etwa ein Verfahren gegen Facebook sowie Sektorunte­rsuchungen zu Online-Werbung, Vergleichs­portalen und smarten Fernsehern. Dabei geht es vor allem um Transparen­z für Verbrauche­r und den Umgang mit Nutzerdate­n. Verbrauche­r im Blick Genau an dieser Stelle wünscht sich Mundt mehr Befugnisse. „Eine Stärkung des behördlich­en Verbrauche­rschutzes vor allem im Internetbe­reich könnte einen entscheide­nden Beitrag dazu leisten, Missstände in der digitalen Wirtschaft schneller abzustelle­n“, erklärte er. Es sei allein mit dem Wettbewerb­srecht schwierig, die Verfahren zu beschleuni­gen, sagte er im Deutschlan­dfunk.

Die Behörde will auch das Thema E-Commerce noch stärker aufgreifen und arbeitet außerdem mit der französisc­hen Wettbewerb­sbehörde an einem Projekt zu Algorithme­n.

 ?? FOTO: DPA ?? Andreas Mundt, Präsident des Bundeskart­ellamtes.
FOTO: DPA Andreas Mundt, Präsident des Bundeskart­ellamtes.

Newspapers in German

Newspapers from Germany