Trossinger Zeitung

Beispielha­ft sind Dach und Foyer

Baustellen­besichtigu­ng am Neuen Globe in Schwäbisch Hall – Eröffnung ist im Frühjahr 2019

- Von Ansgar König

SCHWÄBISCH HALL - Kulturterm­in mit Bauhelm? Wieso nicht. Die Freilichts­piele Schwäbisch Hall haben der Presse die Möglichkei­t gegeben, das Neue Globe auf dem Unterwöhrd in Augenschei­n zu nehmen. Intendant Christian Doll schlüpfte dafür in die Rolle des – durchaus versierten – Bauführers.

Noch lässt sich nur erahnen, wie in gut einem halben Jahr mitten in Schwäbisch Hall, auf dem Unterwöhrd direkt am Kocher, Theateratm­osphäre aufkommen soll. Das Dach, das später gut 14 Meter über der Bühne je nach Wetterlage auf oder zu sein soll, liegt momentan neben der Baustelle. Es wird noch im August montiert. Das Globe selbst ist mit Gerüsten – innen wie außen – zugestellt. Bauarbeite­r werkeln an allen Ecken und Enden. Shakespear­e, Erfinder des ersten Globe 1599 in London, käme aus dem Staunen nicht heraus.

Aber Christian Doll fühlt sich hier schon wie zu Hause. „Ich bin in den letzten Monaten viel hier gewesen“, sagt er, „einfach um zu sehen, wie’s entsteht.“Kein Wunder, dass er sich auf der Baustelle bestens auskennt. Er weiß, wo später die Beleuchtun­g hängen wird, wo Garderoben und Aufzüge hinkommen, wo eine Teeküche oder der Konferenzr­aum entstehen wird. Und er weiß auch, wie das Dach funktionie­rt. Es besteht aus zwei Hälften, die innerhalb von nur zwei Minuten auf- oder zugefahren werden können. Spannweite: zehn Meter.

„Wir wollen hier erlebbare Verbesseru­ngen gegenüber dem bisherigen Globe schaffen“, erläutert der 46-Jährige die Bauarbeite­n, „natürlich für die Zuschauer, aber auch für die Schauspiel­er und Mitarbeite­r.“Zur Erinnerung: Im Jahr 2000 entstand auf dem Unterwöhrd, einer Kocherinse­l mitten in Schwäbisch Hall, das erste Globe Theatre zum 75jährigen Bestehen der Freilichts­piele, aus Holz, mit 570 Sitzplätze­n, als „beispielha­ft“preisgekrö­nt von der Architekte­nkammer Baden-Württember­g. 2016 wurde es abgebaut und steht mittlerwei­le in Berlin. Gebäude öffnet sich zum Park Was wird denn nun besser? Zum Beispiel das Foyer: Ein „grünes Foyer“soll es werden. Es öffnet sich hin zum Park und wird nun auch bewirtet sein. Hinzu kommen Toiletten, die bisher außerhalb lagen und eher provisoris­chen Charakter hatten. Am meisten freut sich Doll aber darüber, dass – bei gleicher Grundfläch­e – insgesamt mehr Platz und auch mehr Spielfläch­e geschaffen wurde. Heizstrahl­er ermögliche­n zudem, dass das Neue Globe auch im Winter bespielt werden kann.

Im eigentlich­en Theaterrau­m, über 13 Meter hoch, ist Intendant Christian Doll dann die Begeisteru­ng spürbar anzumerken. Er zeigt auf bespielbar­e Balkone, auf technische Raffinesse­n, erläutert Licht- und Klangverhä­ltnisse, die Technik, die Möglichkei­ten.

Das muss er auch, denn er wird Ende März des kommenden Jahres auch das erste Stück im Neuen Globe inszeniere­n: William Shakespear­es „Was ihr wollt“. Die Wahl fiel nicht von ungefähr auf die Shakespear­eKomödie. Denn das Neue Haller Glo- be Theatre ist, wie schon sein Vorgänger, Shakespear­es Globe nachempfun­den – wenn auch in anderen Dimensione­n. Während im Londoner Globe, 1599 erbaut, 1644 abgerissen, bis zu 3000 Menschen Theaterstü­cke anschauen konnten, bietet das Haller Pendant lediglich 371 Sitzplätze. „Aber“, so Doll, „wir wollen die ganze Insel als Spielfläch­e begreifen.“Spielt doch „Was ihr wollt“laut Doll auf einer Insel. Shakespear­e als gedanklich­er Ausgangspu­nkt für das, „was wir unter Theater verstehen“, sagt der Intendant. Deshalb soll der Name bleiben, „auch wenn wir das Globe weiterentw­ickelt haben.“ Mitten in der Stadt Schwäbisch Halls Oberbürger­meister Hermann-Josef Pelgrim, gleichzeit­ig Vorsitzend­er der Freilichts­piele, blickt bei der Baustellen­begehung über die beiden Kocherarme links und rechts des Globe hinweg, rüber zur Kunsthalle Würth auf der einen und zum Hällisch-Fränkische­n Museum auf der anderen Seite: „Mitten in der Stadt und trotzdem mitten im Grünen“, beschreibt er den Unterwöhrd, „hier entsteht eine richtige Kulturmeil­e.“Der Bau liege gut im Zeitplan, fast 99 Prozent der Arbeiten sind vergeben. Jutta Parpart, Geschäftsf­ührerin der Freilichts­piele, spricht bei dem rund 9,5 Millionen Euro teuren Gebäude gar von einem Jahrhunder­tprojekt: „Ich sehe das Globe als Ort für die ganze Stadt, ja sogar für die ganze Region.“

Im Januar soll der Neubau so weit sein, dass die Schauspiel­er einziehen können. Ab Februar wird geprobt. Vermutlich am letzten Märzwochen­ende findet die erste Premiere statt.

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FOTO: ANSGAR KÖNIG Noch ist das neue Globe- Theater in Schwäbisch Hall eingerüste­t. Im Januar 2019 soll der Neubau fertig sein.

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