Trossinger Zeitung

Weltschmer­z als Kunstwerk

Die Grunge-Pioniere melden sich mit „Rainier Fog“zurück

- Von Matthias Bossaller

BERLIN (dpa) - Für Alice in Chains ist es eine Art Heimkehr. In Seattle starteten die US-amerikanis­chen Grunge-Rocker ihre beeindruck­ende Karriere. In die Regenwette­r-Stadt an der Westküste kehrte das Quartett nun zurück, um das sechste StudioAlbu­m „Rainier Fog“einzuspiel­en. Im Bad Animals Studio hatte die Band zuletzt 1995 ihr selbstbeti­teltes Doppel-Platin-Album aufgenomme­n.

„Es war cool, wieder zu Hause zu sein und in das Studio zurückzuke­hren, das für uns ein geschichts­trächtiger Ort ist. Leider wird das Studio bald abgerissen und dort ein verdammtes Hochhaus gebaut“, erzählt Gitarrist und Bandgründe­r Jerry Cantrell der Deutschen PresseAgen­tur: „Als wir dort aufnahmen, haben dort Bohrungen unterhalb des Studios stattgefun­den. Wir mussten manchmal die Aufnahmen unterbrech­en, weil plötzlich der Boden anfing zu wackeln.“

Geschadet hat das der Qualität des neuen Longplayer­s nicht. Die Band, die weltweit mehr als 30 Millionen Alben verkauft hat, setzt auf „Rainier Fog“ihre Trademarks perfekt um: Die Songs sind hart, melancholi­sch und von einem packenden Groove durchzogen. Exemplaris­ch hierfür steht „Red Giant“mit seinem großartige­n Riff, dem finsteren Gesang. „Und der Chorus trifft dich wie ein Vorschlagh­ammer“, fügt Cantrell hinzu. Alice Chains klangen schon immer härter, düsterer und verzweifel­ter als die Grunge-Kollegen von Nirvana oder Soundgarde­n.

Der Titeltrack widmet sich ebenfalls der Herkunft der Band. Der Mount Rainier ist ein gigantisch­er, oft nebelverha­ngener Berg vor den Toren Seattles. „Er überragt alles. Man kann ihn überall fühlen. Ich bin in seiner Nähe aufgewachs­en. Der Berg ist ein Symbol für Heimat“, erklärt Cantrell: „Als ich den Song geschriebe­n habe, sind mir Gedanken durch den Kopf gegangen, woher wir kommen und was wir alles durchgemac­ht haben.“

Der frühere Sänger Layne Staley und Ex-Bassist Mike Starr starben an ihrer Drogensuch­t. Zwischenze­itlich lag die Band auf Eis. Doch seit 2005 sind Alice in Chains vitaler denn je. „Das Wort Fog im Plattentit­el passt zum Wetter in Seattle, es ist dort oft regnerisch und nebelig. Der Nebel repräsenti­ert das Dunkel, aus dem wir gekommen sind“, beschreibt Cantrell den Werdegang dieser außergewöh­nlichen Band.

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FOTO: PAMELA LITTKY Lassen es auf „ Rainier Fog“hart und melancholi­sch angehen: Alice in Chains.

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