Mammutprojekt Kopfsteinpflaster
Den Mitarbeitern des Dürbheimer Bauhofs geht die Arbeit niemals aus
DÜRBHEIM - Egal, ob es wie aus Eimern schüttet, die Sonne erbarmungslos brutzelt oder der Fronmeister im Urlaub ist: Auf dem Dürbheimer Bauhof läuft alles wie gewohnt. Und das muss es auch. „Wir lassen halt die Büroarbeit liegen“, sagt Bernd Flaig, während er am Tisch der Bauhofküche sitzt und an seiner Tasse Kaffee nippt. Der Platz neben dem 53-jährigen Familienvater ist frei. Hier sollte eigentlich der Chef des Dürbheimer Bauhofgespanns, Thomas Zepf, sitzen. Der kümmert sich immer um Organisatorisches, ist jetzt gerade aber im Urlaub. Ganz allein muss Flaig den Tag jedoch nicht überstehen – sein Kollege Jürgen Glück sitzt ihm schräg gegenüber, ebenfalls einen Kaffee in der Hand. Bereits um 9 Uhr morgens haben die beiden das Gießen der Grünflächen hinter sich. Den Kaffee können sie sich also kurz gönnen, wobei die Betonung auf „kurz“liegt. Denn wie Glück nach sieben Jahren beim Bauhof weiß: „Arbeit gibt’s immer genug.“
Die reicht vom Mähen über die täg- ponie, die sich laut Flaig zeitweise vom Risiberg bis zum ehemaligen Natogelände ziehe. „Die Leute werfen da säckeweise Windeln hin, Autoreifen und Altkleidersäcke.“Kurios seien auch die Marmeladenglasfunde gewesen, die eine Zeit lang den Mülleimer am Wanderparkplatz Osterberg verstopft hätten. Woher die stammen? Vielleicht von einer Haushaltsauflösung einer älteren Frau? – Mutmaßungen, die beim heute noch ausstehenden Projekt nicht angestellt werden müssen.
Auf geht’s also zur Hauptarbeit des heutigen Tages, einem echten Mammutprojekt. Seit gut vier Wochen ist das Bauhof-Trio am Kopfsteinpflaster vor der Kirche zugange. Ausbesserungsarbeiten sind hier fällig. Ganz ohne zu mutmaßen weiß Glück, dass daran der Winter, oder besser gesagt das Streusalz, schuld ist. Das hat sich über die kalten Monate in die Fugen gefressen.
„Jetzt schauen wir mal kurz auf die Uhr“, sagt Glück, als er die erste Schicht Fugenmasse mit einem Gummischaber über das Pflaster zieht. 45 bis 60 Minuten bleiben den beiden, dann müssen sie die überschüssige Masse vom ersten, neu verfugten Pflaster spülen. „Wenn die erst mal hart ist, kriegt man die fast nicht mehr weggeschwemmt“, sagt Glück. In der Zwischenzeit reißen die beiden einen Sack nach dem anderen auf, vermischen den staubigen Zement mit Wasser und ziehen die zähflüssige Masse Quadratmeter für Quadratmeter über das Kopfsteinpflaster. Nachmittags steht er im Musikladen Mittlerweile ist es kurz vor 11 Uhr – die Zeit drängt. Vor allem auch deshalb, weil Glück bald Feierabend hat. Der ist nur halbtags Mitarbeiter beim Dürbheimer Bauhof. In der Nachmittagszeit steht der 52-Jährige in seinem Musikladen. „Das hier müssen wir auf jeden Fall fertig machen, egal wie“, sagt Glück. Als ehemaliger Straßenbauer weiß er, dass das eine Aufgabe für zwei ist. Und auch Flaig muss am Nachmittag zur nächsten Baustelle: Das Unkraut ruft mal wieder.
Trotz der Zeit, die den beiden im Nacken sitzt: Das eingespielte Team, das seit rund sieben Jahren zusammenarbeitet, macht sich auch in solchen Situationen keinen Druck. „Meinen Laden mache ich sowieso erst um 15 Uhr auf. Bis dahin hab’ ich also noch ein bisschen Puffer“, sagt Glück.
Und da die Arbeiten am Kirchplatz wegen der vielen anderen Aufträge nur nebenher laufen, rechnen Flaig und Glück ohnehin mit einem weiteren Monat, bis das Pflaster vollständig erneuert ist. Der ganz normale Bauhof-Wahnsinn eben. Ein Video zum Arbeitseinsatz am Dürbheimer Kirchplatz finden Sie unter www. schwaebische. de/ serie- bauhof- duerbheim