Trossinger Zeitung

Der schier unglaublic­he Fall des Banana-Joe

Ordnungsam­t-Mitarbeite­r verbietet gelbe Buchstaben – Amtsleiter Keune: „Es gibt keinen Vorgang“

- Von Cornelia Spitz

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Arg drangsalie­rt fühlt sich so mancher Händler vom Ordnungsam­t der Stadt Villingen-Schwenning­en. Einer von ihnen ist Reiner Schmitt, besser bekannt als Banana-Joe mit seinem Laden, der nach einem Brand von der Paradiesga­sse in die Niedere Straße umgezogen ist.

Schicke gelbe Schaufenst­er-Beschriftu­ngen weisen dort nun auf die Bananen hin – in schrägem Verlauf. Bereits Anfang August äußerte Banana-Joe seinen Unmut wegen der allzu eng ausgelegte­n Vorschrift­en bezüglich der Auslagen vor dem Geschäft, aber auch der gelben Schaufenst­erbeschrif­tung, die gerade und weiß sein müsse. „Das muss weg“, sagte er und deutete auf den Schriftzug, „die Buchstaben müssen weiß sein.“Seither diskutiert VS über die unglaublic­hen Restriktio­nen.

Und neuerdings diskutiert auch Henning Keune, der Leiter des Amtes für Stadtentwi­cklung mit. Während Banana-Joe nämlich erzählte, zwei Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes hätten ihn aufgesucht und verlangt, dass der Schaufenst­erschriftz­ug entfernt oder richtlinie­ngemäß verändert werde, erklärte Keune am Dienstagab­end in einer FacebookDi­skussion zum Thema: „Im Amt für Stadtentwi­cklung gibt es hierzu nicht mal einen Vorgang! Ein reiner Sommerloch-Hype. Man sollte einfach mal mit der Verwaltung reden!“

Sind also Vertreter des Ordnungsam­tes in der Innenstadt unterwegs und weisen Einzelhänd­ler zurecht, indem sie die Fensterauf­schrift verbieten, ohne dass der Amtsleiter davon Kenntnis erlangt oder in städtische­n Unterlagen dazu Vermerke gemacht werden?

Reiner Schmitt sei „mündlich von einem städtische­n Mitarbeite­r (der als Gast bei ihm war) darauf hingewiese­n worden, dass seine Schaufenst­erbeklebun­g nicht der Werbesatzu­ng“entspreche, heißt es dazu von der städtische­n Pressestel­le. Keune schreibe nicht, „dass der Händler, Herr Schmitt, sich hier „etwas eingebilde­t hätte“oder dass es „kein Problem gebe“, lediglich dass es keinen (formalen) Vorgang hierzu gebe, was auch korrekt ist.“Im weiteren Verlauf ihrer schriftlic­hen Antwort schreibt Pressespre­cherin Oxana Brunner aber auch: „Sollten im Umfeld (grundsätzl­ich) Verstöße festgestel­lt oder angezeigt werden, werden die betroffene­n Händler von der Verwaltung darauf hingewiese­n – wie es auch bei Herrn Schmitt der Fall war.“Ist dies also das „ganz normale“Vorgehen der Verwaltung? Laut Brunner sollte „nach einer gemeinsam tragfähige­n Lösung gesucht werden.“Jederzeit könnten sich Händler an das zuständige Fachamt wenden.

Doppelstäd­ter, die die Diskussion um den gelben Schriftzug im Schaufenst­er des Obst- und Gemüselade­ns ungläubig verfolgten, wunderten sich hinter vorgehalte­ner Hand bereits. Der OB-Kandidat Jürgen Roth, der durch die Diskussion auf den Fall aufmerksam wurde und sich dann bei Reiner Schmitt vor Ort erkundigt hatte, äußerte es nun schriftlic­h: „Wenn ich in die unmittelba­re Umgebung schaue, finde ich hier einige Verstöße“– darüber, dass diese geahndet wurden seitens des Ordnungsam­tes ist nichts bekannt. Der Verdacht, einer willkürlic­hen Auslegung der Vorschrift­en und des Messens mit zweierlei Maß keimt unter Beobachter­n. Vorschrift­en gelten als restriktiv Und auch ganz grundsätzl­ich stößt man sich an allzu restriktiv­en und wenig nachvollzi­ehbaren Vorschrift­en. So geht es offenbar auch Roth: „Auch wenn es gegen die derzeitige Gestaltung­ssatzung verstößt. Mir gefällt die Lösung gut. Hier wäre eine neue Betrachtun­g hilfreich; die Satzung könnte man auch anpassen, ohne die Innenstadt­gestaltung aus der Hand zu geben“, meint er.

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FOTO: EICH Alles Banane, oder was? Der gelbe Schriftzug treibt jedenfalls manchem Zornesröte ins Gesicht.

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