Streit um Musikschule: So geht es weiter
In den Gemeinden soll es weiterhin Unterricht vor Ort geben – wenn alle mitmachen
KREIS - Mit Beginn des neuen Schuljahres gibt es die Außenstellen der Musikschule Tuttlingen in Wurmlingen, Fridingen, Mühlheim, Immendingen und Emmingen-Liptingen nicht mehr. Hintergrund war ein Streit über die Förderung der Musikschüler. Die Gemeinden wollten die Erhöhung der Stadt Tuttlingen nicht mitgehen, sie beklagten mangelnde Kommunikation. Das Zugeständnis, auch für die Musikschüler, war ein Jahr Übergangsfrist. Unsere Zeitung hat sich bei den Gemeinden umgehört, was sich für die Musikschüler jetzt ändert. Wurmlingen Auch wenn es offiziell keine Zweigstelle mehr gibt: In Wurmlingen werden weiterhin Musikschüler unterrichtet werden. In der Vogtey, im Musikerheim und in der Konzenbergschule stünden Räume zur Verfügung, sagt Wurmlingens Bürgermeister Klaus Schellenberg. Und zwar kostenlos. „Genauso wie der Harmonikaverein die Räume kostenlos nutzen darf, darf es auch die Musikschule“, sagt Schellenberg.
Unklar ist noch, wie viel an Mehrkosten auf die Schüler in Wurmlingen zukommt. Gemäß der neuen Förderrichtlinien bekommen die Eltern zwar einen Zuschuss von der Gemeinde, allerdings habe die Musikschule angekündigt, einen Fahrtkostenbeitrag für die Lehrer zu erheben, so Schellenberg. In Wurmlingen ist von fünf Euro monatlich die Rede. Sie sollen ins Schulgeld einfließen. Für die gesamte Musikförderung gibt die Gemeinde jährlich 24 000 Euro aus. Emmingen-Liptingen „Wir hätten uns gewünscht, dass wir weiterhin die Kooperation hätten“, sagt Emmingen-Liptingens Bürgermeister Joachim Löffler. Er erklärt, die Gemeinde könne mit der Situation aber umgehen, „Wir müssen uns hier mit Realitäten auseinandersetzen und haben daraus jetzt das Beste gemacht.“Die Gemeinde stelle für die Musikschüler in Emmingen weiterhin die Räumlichkeiten zur Verfügung.
Die Fahrtkosten der Musiklehrer seien zweitrangig, da mehrere Lehrer aus dem Raum Engen kämen und auf dem Weg nach Tuttlingen sowieso durch Emmingen fahren würden, so Löffler. Für die Musikschüler ändere sich unter dem Strich nicht viel.
Aus Emmingen-Liptingen besuchen die Tuttlinger Musikschule rund 65 Kinder und Jugendliche. Der Zuschuss der Gemeinde habe im Schuljahr 2017/2018 bei 16 200 Euro gelegen, so Löffler. Durch die Erhöhungen und Änderungen werde der Zuschuss im Schuljahr 2018/2019 bei 23 000 Euro liegen. Immendingen Dem Grunde nach gebe es in Immendingen jetzt keine Musikschule mehr, bestätigt Immendingens Bürgermeister Markus Hugger. „Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche, die ein Musikinstrument erlernen, jetzt die freie Auswahl haben und sich in den umliegenden Musikschulen bewerben können“, sagt er.
Was sich konkret ändere, sei, dass zuvor nur die Schüler der Tuttlinger Musikschule von der Gemeinde bezuschusst worden seien.
Der Geldaufwand der Gemeinde bleibe dabei gleich. Bisher hätten die Zuschusszahlungen zwischen 25 000 und 30 000 Euro geschwankt, erklärt er. Je nachdem, wie viele Schüler ein Instrument erlernt und dadurch gefördert worden seien. Von diesem Betrag habe man einen Mittelwert genommen und fördere jetzt mit etwa 27 000 Euro. Insgesamt werde pro Kopf dadurch „der Zuschuss leicht reduziert, weil jetzt ja mehr Kinder und Jugendliche davon profitieren“, sagt er. Der Gemeinderat habe allerdings in Aussicht gestellt, dass die Förderung mittelfristig leicht steigen werde, so Hugger.
Für die Räumlichkeiten, die bisher genutzt worden seien, gebe es für das neue Schuljahr bereits eine Anfrage der Stadt Tuttlingen. Für die Räume würde nun aber eine Pacht erhoben, sagt er. Er zeigt sich zufrieden mit der jetzigen Lösung. „Ich sehe das so, dass wir für die Immendinger Kinder und Jugendlichen eine gerechtere Lösung haben.“Er lobte die Arbeit der Musikschule und habe Verständnis dafür, dass die Schule ihre Lehrer bezahlen müsse. Jedoch sei bei den Zuschüssen kein Ende der Steigerung erkennbar gewesen. Mit dem jetzigen Zustand habe die Gemeinde beim Zuschuss eine eigene Hoheit. Mühlheim Aktuell machen 90 Kinder und Jugendliche aus Mühlheim eine musikalische Ausbildung. Davon besuchen 24 Schüler die Musikschule in Tuttlingen, teilt Mühlheims Bürgermeister Jörg Kaltenbach mit. Ihm sei derzeit nicht bekannt, dass mit der Schließung der Außenstellen und der Einführung der neuen Förderrichtlinie Schüler der Musikschule den Rücken gekehrt hätten. „Die musikalische Ausbildung in der Musikschule ist nach wie vor sehr gut. Mit den von uns ausgearbeiteten Richtlinien sollen die Ausbildungsgänge – unabhängig davon, ob sie eine musikalische Ausbildung in den musiktreibenden Vereinen beanspruchen oder die Musikschule besuchen – gleichermaßen unterstützt werden. Wie wollen niemanden bevorzugen oder benachteiligen“, so Kaltenbach.
In zwei Gesprächsrunden mit den Elternvertretern der bisherigen Außenstelle der Musikschule Tuttlingen, der Stadtkapelle Mühlheim, der Musikkapelle Stetten und dem Akkordeonorchester Oberes Donautal wurden die neuen Förderrichtlinien gemeinsam mit Mühlheims Bürgermeister erarbeitet. Für die musikalische Ausbildung habe die Stadt Mühlheim 13 500 Euro im Haushalt eingestellt. Falls es mit der Musikschule Tuttlingen keine Einigung gibt, haben die Räumlichkeiten, die bisher von der Musikschule beansprucht wurden, keinen Leerstand. Sie werden dann von Vereinen genutzt. Fridingen „Es ist schade und ich bedauere es, dass zwischen der Musikschule und allen Außenstellengemeinden auch und gerade im Sinne der Kinder und Eltern keine gemeinsame Lösung für eine weitere Zukunft gefunden werden konnte“, sagt Fridingens Bürgermeister Stefan Waizenegger. Die Kinder und Jugendlichen können, so Waizenegger, unverändert den musikalischen Unterricht bei der Musikschule Tuttlingen in Anspruch nehmen. „Falls die Musikschule unser Angebot annimmt, kann sie – wie auch die Jahre zuvor – die Räumlichkeiten in Fridingen kostenlos weiter nutzen. Sollte die Musikschule das Angebot ablehnen, werden die Räumlichkeiten anderweitig beansprucht“, sagt Waizenegger. Eine genaue Summe, wie viel die Stadt für die musikalische Ausbildung im Haushalt einstellt, konnte Waizenegger nicht sagen. Nur so viel: „Die Summe setzte sich in der Vergangenheit aus der Schüleranzahl zusammen, die bisher schwankend gewesen ist.“