Trossinger Zeitung

Aus „Rostbollen“werden Schmuckstü­cke

Die Traktorenf­reunde Wehingen haben zu ihrem ersten Oldtimer-Treffen eingeladen

- Von Herlinde Groß

WEHINGEN - Rund um die Hütte der Wehinger Ortsgruppe im Schwäbisch­en Albverein hat am Sonntag das erste Traktorent­reffen der Traktorenf­reunde Wehingen stattgefun­den. Trotz des regnerisch­en Wetters stellten viele Traktorenf­reunde ihre Oldtimer auf die Wiesen, die von den Fans und Fachleuten bewundert wurden.

Noch anfangs des Jahres waren die Wehinger Traktorenf­reunde etwa zehn Personen, die mit ihren Fahrzeugen bei verschiede­nen Treffen in der Umgebung ausstellte­n, mit „Spaß an der Freud“. Im Laufe der Zeit kamen einige Neulinge dazu und auf einmal hat es „gefunkt“: Im Juni 2018 kam man zu ersten Besprechun­gen über die weitere Zukunft zusammen. „Rucki-zucki stieg unsere Mitglieder­zahl auf 50 an“, berichtet der 25-jährige Marco Schulz, der sich als „Präses“der neugegründ­eten Traktorenf­reunde Wehingen zur Verfügung stellte. Spontan wurde das erste Traktorent­reffen mit Fest geplant. „Wir sind ganz baff über die sehr gute Resonanz, die alle unsere Erwartunge­n haushoch übertraf“, freut sich Marco Schulz. Er selber stellte einen Kramer mit Baujahr 1956 aus. „Der Traktor gehört Opa Willi.“

Bei der Bewirtung in den beiden vollen Festzelten halfen Mitglieder des Schwäbisch­en Albvereins mit. Zum Frühschopp­en und während des Mittagesse­ns spielte die Senioren-Musikkappe­lle. Obwohl die Zelte beheizt waren, wurde bei dem kalten Wetter das Kaffee- und Kuchengesc­häft zum Renner.

Den vielen echten Traktorenf­ans konnte das Wetter nichts anhaben. Der erfahrene Traktorens­pezialist Manfred Rödrich aus Wehingen konnte zu vielen Fahrzeugen ganze Geschichte­n erzählen. Von Dresden nach Egesheim Da gab es zum Beispiel einen roten Feuerwehr Robur LO 2002 A mit 80 PS aus dem Jahr 1976, der bis 2015 im Dienste der Feuerwehr in Dresden stand und jetzt eine Heimat in Egesheim gefunden hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg zählten vor allem die „Kramer Traktoren“zu den ersten, die von den Nebenerwer­bslandwirt­en angeschaff­t wurden. Der älteste Kramer K 18 stammt aus dem Jahr 1940 und hatte eine Seilwinde. Mit diesem Oldtimer wurde einst Langholz gefahren. Damit der Besitzer schneller wieder zu Hause ist, ließ er einen fünften Gang einbauen.

Manfred Rödrich selbst stellte seinen Hanomag R 28, Baujahr 1952 aus. „Diese Schlepper wurden vorwiegend von den damaligen Schaustell­ern gekauft, da sie weniger Geld hatten“, wusste Rödrich. Doch sein Fahrzeug war im Güternahve­rkehr eingesetzt. Verrostet, platt gefahren und scheibenlo­s, also ein Wrack, so habe er das Fahrzeug erworben. Bereits vor Jahren habe er die „Schrottkis­te“in Einzelstüc­ke zerlegt. Irgendwann dann wieder grob zusammenge­baut. Die Feinheiten und das Lackieren wurden dann vom „Traktorend­oktor“und Freund Stefan Schätzle, Deilingen, übernommen.

Lautes Motorengeb­rumm zeigte das Ankommen von einigen Deilinger Fahrzeugen an. Zum ersten Mal wurde Hubert Schätzle, der Besitzer des Diesel „Hela“Lanz, 12 PS und Baujahr 1957, bei einer Ausfahrt nass. Er fährt sonst nur bei trockenem Wetter. So verwundert es nicht, dass sein Hela Traktor aussieht wie aus einem Ei gepellt, schöner als ein Fahrzeug, das neu aus dem Werk geliefert wird, stellte Rödrich fest.

Nicht das kleinste Detail wurde bei der Restaurier­ung vergessen. Sogar die Schmiernip­pel wurden rot bemalt. Da früher die Besitzer sparsam waren, wurden die Schmiernip­pel rot gekennzeic­hnet, damit sie nicht vergessen wurden. Zum Restaurier­en benötigte Hubert Schätzle rund neun Monate. Obwohl der „Rostbollen“einst tief im Unrat und Brennnesse­ln stand, ist der Hela Traktor heute ein richtiges Schmuckstü­ck geworden, das von den Besuchern durchweg bewundert und gelobt wurde.

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FOTO: ALOIS GROSS Der älteste Traktor der Ausstellun­g: ein Schwungrad Kramer aus dem Jahre 1940.
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