Wenn das Geld für die Klassenfahrt fehlt
Fördervereine helfen dort, wo staatliche Stellen nicht greifen - Eltern müssen mitziehen
TROSSINGEN - Das neue Schuljahr hat gerade begonnen, die langen Bestelllisten sind kaum abgearbeitet, da werden die ersten Klassenfahrten schon angekündigt. Für so manche Familie sind Preise von mehreren hundert Euro finanziell kaum zu stemmen. Wenn das Jobcenter nicht zuständig ist, springen in Trossingen Fördervereine und das Sozialwerk ein.
„Es kommt im Schnitt in jeder Klasse pro Schuljahr vor, dass ein Schüler über Geldnot klagt“, so Dietmar Kleinert, Schulsozialarbeiter an der Trossinger Löhrschule. „Das fängt beim Workbook an und endet bei der Klassenfahrt.“Um den Schülern helfen zu können, sei das Engagement der Eltern unerlässlich. „Natürlich helfen wir dabei, die richtigen Anträge zu stellen, aber ohne die Initiative der Eltern läuft alles ins Leere“, so Kleinert. Denn ob und welche Hilfe abrufbar ist, lässt sich nur dann prüfen, wenn die Einkommenssituation der Familie geklärt ist: „Manchmal hapert es nur an den Sprachkenntnissen und der Unkenntnis über die Optionen.“
Familien, die finanziell vom Jobcenter unterstützt werden, müssen sich erst einmal keine Sorgen machen, denn sie werden über das Bildungsund Teilhabepaket unterstützt. Landkreisweit erhielten im vergangenen Jahr etwa 720 Familien finanzielle Hilfe vom Jobcenter für den Kauf von Schulmaterialien. Joachim Schwarzfischer, Leiter des Jobcenters, das im Landratsamt Tuttlingen angesiedelt ist, erklärt, welche Unterstützung Familien erhalten können. „Familien, die Arbeitslosgengeld II erhalten, bekommen automatisch pro Schulkind 70 Euro im August und 30 Euro im Februar, also zur Mitte des Schuljahrs, aus dem Bildungs- und Teilhabepaket ausgezahlt.“Doch auch wer Wohngeld oder einen Zuschlag zum Kindergeld bekommt, weil das eigene Einkommen zu gering ist, oder nicht-anerkannter Flüchtling ist, kann diese Unterstützung beantragen. „Wir informieren darüber bei jedem Erstantrag, damit die Eltern davon wissen“, so Schwarzfischer. 1398 Jungen und Mädchen wurden 2017 im gesamten Landkreis mit den jährlichen 100 Euro unterstützt. „Was die Eltern davon kaufen, ist ihnen selbst überlassen“, sagt der Jobcenter-Chef. Hilfen gibt es einige Insgesamt hat der Landkreis im vergagenen Jahr 349 600 Euro für Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabe-Paket ausgezahlt. „Darunter fallen auch das Mittagessen in der Schulpause, Klassenfahrten, Nachhilfe, Busfahrkarten zur Schule und der Punkt Soziale Teilhabe“, zählt Schwarzfischer auf. So können Kinder zehn Euro im Monat für die soziale Teilhabe abfragen. „Das Geld kann für einen Vereinsbeitrag und die nötige Ausrüstung oder eine Ferienfreizeit eingesetzt werden.“
Dass ein Kinder wegen der Armut seiner Eltern auf eine Klassenfahrt verzichten muss, kann Joachim Schwarzfischer nicht nachvollziehen. „Arbeitslosengeld-II-Empfänger bekommen das Geld für die Klassenfahrten vom Job-Center.“
Schwieriger kann es für Geringverdiener, die über den Sozialsätzen liegen, oder hochverschuldete Familien sein. Denn für sie gibt es keine staatlichen Gelder. Doch der Trossinger Schulsozialarbeiter versichert: „Wenn das Job-Center nicht zuständig ist, können wir über den Förderverein oder das Sozialwerk meist helfen.“Im Notfall habe sich noch immer ein Weg finden lassen, so Kleinert.
Eine solche Unterstützung könnne auch Schüler der anderen Trossinger Schulen bekommen. Jede, egal ob Grundschule oder weiterführende Schule, hat einen Förderverein. Das Sozialwerk ist darüber hinaus ebenfalls für alle Schularten ein möglicher Ansprechpartner.