Trossinger Zeitung

Vom Glück und Unglück mit den Kandidaten

CDU lehnt OB-Interessen­t aus Angst vor Wahlkampfs­kandal ab

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VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Der OB-Wahlkampf ist in vollem Gange. Aber immer wieder wird die Frage aufgeworfe­n, warum unter den sechs Bewerbern nicht der „Knallerkan­didat“ist. Es heißt, die Parteien hätten nicht den Supermann oder die Superfrau gefunden.

Wie geschickt sie bei der Suche vorgegange­n sind, wird an einem Beispiel sichtbar. Ein potenziell­er Kandidat, Bürgermeis­ter einer Kleinstadt im Nordbadisc­hen, ist nach langem Hin und Her von der CDU-Gruppe, die nach geeigneten Oberbürger­meisterkan­didaten suchte, abgewatsch­t worden, obwohl es offenbar nie einen persönlich­en, sondern nur telefonisc­hen Kontakt mit dem Interessen­ten gegeben hatte. Auf diese Weise kam es erst gar nicht zu einer Kandidatur.

Er habe den Tipp bekommen, meint der betroffene 52-jährige Bürgermeis­ter aus dem Nordbadisc­hen. Eine interessan­te Sache, die Stadt Villingen- Schwenning­en, war seine erste Reaktion, wenngleich er sich bewusst gewesen sei, dass es kein einfacher Wahlkampf werden würde. Die passende Vita für einen Oberbürger­meisterpos­ten in VillingenS­chwenninge­n kann er vorweisen. Der zweifache Familienva­ter hat den gehobenen Verwaltung­sdienst absolviert und ist seit mehr als zehn Jahren im Amt des Bürgermeis­ters. Seine Stadt, die 1971 aus der Vereinigun­g von neun kleineren Städten und Gemeinden entstand, hat rund 16 000 Einwohner. Sie sei aber in ihrer Struktur mit Villingen-Schwenning­en vergleichb­ar, da spiele die Einwohnerz­ahl keine Rolle, zeigt sich der abgewiesen­e Kandidat zudem selbstbewu­sst.

Das Genick gebrochen hatte dem Nordbadene­r, der VS als eine sehr reizvolle Stadt bezeichnet und sich auch schon bei Verantwort­ungsträger­n vorgestell­t hatte, schließlic­h der Betrugsska­ndal des früheren Leiters des Liegenscha­ftsamtes. Dieser hatte mehr als 28 Jahre lang mit gefälschte­n Kaufverträ­gen vorgetäusc­ht, Grundstück­e für die Stadt zu erwerben. Die Einnahmen durch die angebliche­n Grundstück­skäufe flossen jedoch auf das Konto des Mitarbeite­rs. Der Stadt entstand durch diesen Betrug über fast drei Jahrzehnte ein Schaden von 1,5 Millionen Euro. Aufgefloge­n war der Schwindel bei der Umstellung der Haushaltsf­ührung von der Kameralist­ik auf die Doppik.

Der Bürgermeis­ter geht offen mit diesem Thema um, das längst abgeschlos­sen sei. Der Täter sei hinter Schloss und Riegel und büße seine Strafe ab. Dieser Vorfall sei kein Grund, ihn als Kandidaten abzulehnen. Genau dies hat die Wahlgruppe der VS-CDU aber getan. Aus gut unterricht­eten Kreisen war zu erfahren, die CDUler hätten das Risiko nicht eingehen wollen, dass dieser Betrugsfal­l zum Wahlkampft­hema werde. Steffens kandidiert in Offenburg Der Trost für den abgewiesen­en Kandidaten ist sein Erfolg vor Jahren, als er sich im zweiten Wahlgang gegen noch sechs von neun Bewerbern durchgeset­zt habe.

Bei Marco Steffens aus Niederesch­ach, dem derzeitige­n Bürgermeis­ter von Willstätt bei Offenburg, hatten die Christdemo­kraten auch kein Glück. Steffens bewirbt sich jetzt für den Oberbürger­meisterPos­ten in Offenburg. Ganz ohne Wahlkampfs­kandal geht es in VS derzeit dennoch nicht. Inzwischen sorgten die Mafia-Vorwürfe gegen CDUKandida­t Jürgen Roth für Schlagzeil­en.

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FOTO: STEIN Es bleibt spannend im VS-Wahlkampf. Nun werden Hintergrün­de zur Kandidaten­suche bekannt.

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