Leibesvisitation war nicht vorstellbar
Zu der Lesung von AfD-Aussteigerin Franziska Schreiber am Donnerstag der vergangenen Woche hat uns folgender Leserbrief erreicht:
Ich war am Donnerstag auf der Veranstaltung mit Franziska Schreiber im evangelischen Gemeindehaus. Ich bin Christof Manz sehr dankbar, auch für seine Ausführungen an diesem Abend. Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen. Und er darf nun davon ausgehen, dass viele hinter ihm stehen.
Als einer, der seit frühester Jugend, auch durch ehrenamtliche Tätigkeiten, öfters Gast im evangelischen Gemeindehaus war und bin, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich mich je einer Leibesvisitation unterziehen musste und die Polizei vor Ort war. Aber es war leider so. Ich bin sehr nachdenklich, nicht nur durch die Ausführungen von Frau Schreiber, nach Hause gegangen.
Im Frühjahr, anlässlich einer Veranstaltung der evangelischen Kirche, war auch mein ehemaliger Jungenschaftsleiter mit dabei, der in einer Großstadt in Brasilien wohnt. Er erzählte mir, dass er in einem Wohnviertel wohnt, die durch einen Sicherheitsdienst Tag und Nacht bewacht wird. Dass Menschen am helllichten Tag erschossen werden, und die Polizei erst dann kommt, wenn die Luft wieder rein ist.
Er sagte mir: „Ist Euch eigentlich bewusst, dass Ihr in einem Paradies wohnt". Ich frage mich nun: Ist meine geliebte Stadt kein Paradies mehr? Ich konnte bislang 75 Jahre in Frieden und Freiheit leben und ich möchte, dass das so bleibt. Wir können nicht die große Welt verändern, aber jeder von uns kann in seinem Umfeld, also in der kleinen Welt, dafür sorgen, dass sich Menschen bei uns wohlfühlen, egal welche Hautfarbe, Religion und Abstammung sie haben.
Für mich gilt, was Jesus uns Christen aufgetragen hat: „Was Ihr getan habt, einem meiner geringsten Brüdern, das habt Ihr mir getan." So hoffe ich, dass wir weiterhin in einem „paradiesischen Tuttlingen“leben können. Bernd Krautter, Tuttlingen