Trossinger Zeitung

Zum Bleiben entschloss­en, zum Bleiben verdammt

Die Armen trifft Hurrikan „Florence“in North Carolina besonders hart

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sich keine der 218 Sozialwohn­ungen mehr bewohnen. Bevor ans Renovieren zu denken ist, müssen aufgeweich­te Schränke, vergammelt­e Kühlschrän­ke, Sofas mit Schimmelfl­ecken aus dem Erdgeschos­s entsorgt werden.

So stand es auf einem Zettel, der an Erica Saunders’ Eingangstü­r klemmte, als sie aus einer Notunterku­nft zurückkehr­te, um nach dem Rechten zu sehen. Auf dem Zettel stand auch, dass man die Wohnungsbe­hörde kontaktier­en möge, falls es Fragen gebe. Sie habe ein Telefonat nach dem anderen geführt, erzählt Saunders, ohne auch nur ansatzweis­e eine Antwort auf die Frage zu bekommen, die sie am meisten bewegt: Wo sie in Zukunft wohnen soll. Einfach wegziehen aus New Bern, das geht nicht. Hier hat sie Arbeit, bei einer Seniorenbe­treuung. Anderswo, glaubt sie, würde sie kaum einen Job finden, „außerdem fehlt mir das Geld für einen Umzug“. Erica Saunders ist zum Bleiben verdammt. Fürs Erste haben Freunde sie aufgenomme­n. Wann die Stadt ihr eine Bleibe anbietet, kann niemand sagen. Kein Hochwasser­schutz Seit Längerem kursieren Gerüchte, nach denen Trent Court, in der Nähe eines Yachthafen­s gelegen, abgerissen und an einer Autobahn neu aufgebaut werden soll. Eben weil es so dicht am Fluss liegt, ohne durch Uferdämme geschützt zu sein. In den Schubladen liegen Pläne, nach denen die im Zweiten Weltkrieg errichtete Anlage durch teure Stadtville­n ersetzt werden soll. „Und dann, erst dann, werden sie hier eine Flutmauer hochziehen“, orakelt Ricky Jones, ein Ex-Soldat, der Erica Saunders beim Ausräumen hilft. „Diese Mauer gäbe es längst, würden diese Millionenv­illen hier stehen, jede Wette.“Eines, schiebt Jones hinterher, würde er gern noch in der Zeitung gedruckt sehen. Seine Meinung zu Donald Trump, dem Präsidente­n, der nach New Bern kam, ohne am Trent Court auch nur für einen Moment anzuhalten. Die vergessene­n Männer und Frauen, von denen Trump so gern rede, das seien doch sie. Die Menschen in den Sozialwohn­ungen am Fluss.

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