Zwei Kandidaten, zwei Zukunftsideen für Seitingen-Oberflacht
Jürgen Buhl und Yann Reydelet nehmen bei Podiumsdiskussion in Ostbaarhalle Stellung zu kommunalpolitischen Themen
SEITINGEN-OBERFLACHT - Bei der Podiumsdiskussion unserer Zeitung am Montagabend in der Ostbaarhalle haben sich die beiden Bürgermeisterkandidaten für Seitingen-Oberflacht, Jürgen Buhl und Yann Reydelet, den Fragen des Gränzbote-Redaktionsleiters Christian Gerards gestellt. Dabei wurde deutlich, wie unterschiedlich ihre Ansichten in manchen kommunalpolitischen Themen sind. Im Anschluss konnten sich die rund 150 Zuhörer zu Wort melden. Unterschiedliche Meinungen: Seniorengerechtes Wohnen Reydelet will die Gemeinde barrierefrei gestalten. Dazu gehört unter anderem, die Bordsteine abzusenken. Das sei beim Nahkauf „nicht optimal gelöst“, findet er und ergänzte: „Das Thema wird uns in Zukunft noch viele Aufgaben stellen.“
Buhl sagte, dass er die bisherigen Angebote der Gemeinde, wie die Mittwochsrentner, die Seniorengymnastik und die Nachbarschaftshilfe ausbauen wolle. Wohnen Zum Umgang mit Investoren, die in der Gemeinde Wohnblocks bauen wollen, sagte Buhl, dass sein Fokus auf der Stärkung der Innenentwicklung und der Modernisierung von sanierungsbedürftigen Gebäuden liege. Er wies darauf hin, dass sich ein Neubau immer in die Ortsumgebung einfügen müsse. Die Gemeinde habe das Recht, darauf hinzuweisen.
Reydelet möchte, dass so viel Bauland wie möglich in der Hand der Gemeinde bleibt. Er könnte sich vorstellen, eine Wohnbaugesellschaft zu gründen, bei der 51 Prozent der Anteile bei der Gemeinde bleiben. So könnten Bauprojekte gesteuert und Kosten augelagert werden. Dass Gelegt. bäude in der Gemeinde entstehen, die „nicht ins Bild passen, kann passieren“, meinte er. Rathaus Buhl sagte: „Dass das Rathaus sanierungsbedürftig ist, leuchtet jedem ein.“Ob das Gebäude abgerissen oder saniert werden soll, müsse zunächst geprüft werden. Er wolle die Kosten einer Sanierung inklusive Barrierefreiheit und Wärmedämmung einem Neubau gegenüberstellen und dann entscheiden, was wirtschaftlicher ist.
Reydelet hält das Rathaus ebenso für sanierungsbedürftig. Die Statik sei nicht gut, das Dach müsste erneuert und das Gebäude barrierefrei gestaltet werden. All diese Baumaßnahmen würden seiner Meinung nach den Stil des Rathauses verändern. Daher schlug er vor, den bestehenden Kindergarten technisch so anzupassen, dass das Rathaus dort einzieht. Gleichzeitig soll ein neuer Kindergarten gebaut werden. „Das ist allerdings nur ein Konzept, das man mit der Gemeinde diskutieren muss“, sagte er. Finanzen In Buhls Augen gibt es eine Reihe von Aufgaben, die auf die Gemeinde zukommen. Dazu zählen der Breitbandausbau, die Sanierung von Kanalund Wasserleitungen sowie des Rathauses. Auch die Leichenhalle auf dem Kirchberg werde ein Thema sein. „Das alles ist in kurzer Zeit nicht stemmbar, wenn man schuldenfrei bleiben will“, sagte Buhl. Wenn eine Gemeinde Schulden mache, würden diese Belastungen an die jüngere Generation weitergegeben.
Reydelet verfolgt einen anderen Ansatz. Er wolle dort Geld in die Hand nehmen, „wo es dringend nötig ist zu agieren“. Allein der Breitbandausbau werde knapp vier Millionen Euro kosten, habe er sich informiert. Trotz Förderung blieben bei der Gemeinde drei Millionen Euro hängen, der Plan sei auf sieben Jahre ange- Reydelet ist der Ansicht, wenn Straßen aufgerissen würden, dann sollten sämtliche Maßnahmen wie Kanalisation, Beleuchtung und abgesenkte Bordsteine umgesetzt werden. Gewerbe Reydelet möchte das Gewerbe erhalten. Gleichzeitig berichtete er, dass es Betriebe gebe, die wegziehen möchten, da es an Erweiterungsmöglichkeiten fehlt. Auch die schlechte Internetverbindung trage dazu bei. Deshalb ist ihm der Breitbandausbau wichtig.
Für Buhl steht nicht die Gewerbesteuer an erster Stelle, sondern die Arbeitsplätze. Er wies darauf hin, dass es in Seitingen Richtung Wurmlingen eine 1,7 Hektar große, noch nicht erschlossene Fläche gebe. Diese würde den Bedarf der Betriebe decken, glaubt er. Verkehr Um den Schulweg sicherer zu machen, plädierte Reydelet dafür, Schülerlotsen einzuführen und Teerhügel auf den Straßen zu errichten, wegen denen Autofahrer automatisch abbremsen müssten. Einen Zebrastreifen hält er ebenfalls für sinnvoll. Denn dieser „erzieht die Kinder, nach links und nach rechts zu schauen“, sagte er. Anders bei einer Ampel: Da würden die Kinder nur auf das grüne Zeichen achten und nicht mehr auf den Verkehr.
Buhl befürwortete die Ampel, die am Gemeindezentrum installiert werden soll. Problematischer sieht er den Gehweg, der zur Schule hinaufführt. Dieser habe keinen großen Absatz zur Straße und sei schmal. Er ist der Meinung, dass die Gefahr von den Eltern verursacht wird. Diesbezüglich bedarf es einer Lösung, findet er. Die Gemeinde in acht Jahren Wenn Buhl zum Bürgermeister gewählt würde und bei der nächsten Wahl im Jahr 2026 auf seine Amtszeit zurückblicken müsste, dann ist seiner Einschätzung nach „die öffentliche Infrastruktur auf dem aktuellen Stand“. Damit meinte er die Arbeiten an Kanal und Wasser sowie den Ausbau des Breitbands.
Im anderen Fall, wenn Reydelet Bürgermeister werden würde und nach acht Jahren eine Bilanz ziehen müsste, dann sind in seinen Augen ein Teil der Kanal- und Wasserleitungsarbeiten sowie eine neue Straßenbeleuchtung umgesetzt. „Das Thema Breitband ist noch nicht ganz abgeschlossen“, schätzt er. Auch Wohnraum sei geschaffen worden. Gleiche Meinung: Einig waren sich die beiden Bürgermeisterkandidaten, dass die Quellen gefördert werden müssen, um die Wasserversorgung für die Gemeinde zu sichern. Ebenso sehen sie die Nahversorgung positiv. Reydelet sagte: „Mir hat es noch an nichts gemangelt.“Buhl sieht die Gemeinde gut aufgestellt, die hausärztliche und fachärztliche Versorgung sei gesichert.
Beide sehen den Schulstandort positiv und das Ehrenamt als wichtigen Teil einer Gemeinde. Buhl sagte: „Die Gemeinschaft lebt von Vereinen und Ehrenamtlichen.“Falls Reydelet zum Bürgermeister gewählt werden würde, würde er den Vereinen, in denen er jetzt aktiv ist, treu bleiben, sagte er.
Auch beim Thema Integration sind die Ansichten der Bürgermeisterkandidaten ähnlich. Buhl lobte die Arbeit des Asylhelferkreises. Er möchte die Flüchtlinge bei der Wohnungssuche unterstützen. „Die beste Integration findet in den Vereinen statt“, findet Buhl. Reydelet rief dazu auf, auf die Flüchtlinge aktiv zuzugehen und am Leben teilhaben zu lassen. Beide Bürgermeisterkandidaten sehen die Notwendigkeit, die Leichenhalle zu modernisieren und ein öffentliches WC auf dem Kirchberg einzurichten.