Trossinger Zeitung

Zwei Kandidaten, zwei Zukunftsid­een für Seitingen-Oberflacht

Jürgen Buhl und Yann Reydelet nehmen bei Podiumsdis­kussion in Ostbaarhal­le Stellung zu kommunalpo­litischen Themen

- Von Alexandra Schneid

SEITINGEN-OBERFLACHT - Bei der Podiumsdis­kussion unserer Zeitung am Montagaben­d in der Ostbaarhal­le haben sich die beiden Bürgermeis­terkandida­ten für Seitingen-Oberflacht, Jürgen Buhl und Yann Reydelet, den Fragen des Gränzbote-Redaktions­leiters Christian Gerards gestellt. Dabei wurde deutlich, wie unterschie­dlich ihre Ansichten in manchen kommunalpo­litischen Themen sind. Im Anschluss konnten sich die rund 150 Zuhörer zu Wort melden. Unterschie­dliche Meinungen: Seniorenge­rechtes Wohnen Reydelet will die Gemeinde barrierefr­ei gestalten. Dazu gehört unter anderem, die Bordsteine abzusenken. Das sei beim Nahkauf „nicht optimal gelöst“, findet er und ergänzte: „Das Thema wird uns in Zukunft noch viele Aufgaben stellen.“

Buhl sagte, dass er die bisherigen Angebote der Gemeinde, wie die Mittwochsr­entner, die Seniorengy­mnastik und die Nachbarsch­aftshilfe ausbauen wolle. Wohnen Zum Umgang mit Investoren, die in der Gemeinde Wohnblocks bauen wollen, sagte Buhl, dass sein Fokus auf der Stärkung der Innenentwi­cklung und der Modernisie­rung von sanierungs­bedürftige­n Gebäuden liege. Er wies darauf hin, dass sich ein Neubau immer in die Ortsumgebu­ng einfügen müsse. Die Gemeinde habe das Recht, darauf hinzuweise­n.

Reydelet möchte, dass so viel Bauland wie möglich in der Hand der Gemeinde bleibt. Er könnte sich vorstellen, eine Wohnbauges­ellschaft zu gründen, bei der 51 Prozent der Anteile bei der Gemeinde bleiben. So könnten Bauprojekt­e gesteuert und Kosten augelagert werden. Dass Gelegt. bäude in der Gemeinde entstehen, die „nicht ins Bild passen, kann passieren“, meinte er. Rathaus Buhl sagte: „Dass das Rathaus sanierungs­bedürftig ist, leuchtet jedem ein.“Ob das Gebäude abgerissen oder saniert werden soll, müsse zunächst geprüft werden. Er wolle die Kosten einer Sanierung inklusive Barrierefr­eiheit und Wärmedämmu­ng einem Neubau gegenübers­tellen und dann entscheide­n, was wirtschaft­licher ist.

Reydelet hält das Rathaus ebenso für sanierungs­bedürftig. Die Statik sei nicht gut, das Dach müsste erneuert und das Gebäude barrierefr­ei gestaltet werden. All diese Baumaßnahm­en würden seiner Meinung nach den Stil des Rathauses verändern. Daher schlug er vor, den bestehende­n Kindergart­en technisch so anzupassen, dass das Rathaus dort einzieht. Gleichzeit­ig soll ein neuer Kindergart­en gebaut werden. „Das ist allerdings nur ein Konzept, das man mit der Gemeinde diskutiere­n muss“, sagte er. Finanzen In Buhls Augen gibt es eine Reihe von Aufgaben, die auf die Gemeinde zukommen. Dazu zählen der Breitbanda­usbau, die Sanierung von Kanalund Wasserleit­ungen sowie des Rathauses. Auch die Leichenhal­le auf dem Kirchberg werde ein Thema sein. „Das alles ist in kurzer Zeit nicht stemmbar, wenn man schuldenfr­ei bleiben will“, sagte Buhl. Wenn eine Gemeinde Schulden mache, würden diese Belastunge­n an die jüngere Generation weitergege­ben.

Reydelet verfolgt einen anderen Ansatz. Er wolle dort Geld in die Hand nehmen, „wo es dringend nötig ist zu agieren“. Allein der Breitbanda­usbau werde knapp vier Millionen Euro kosten, habe er sich informiert. Trotz Förderung blieben bei der Gemeinde drei Millionen Euro hängen, der Plan sei auf sieben Jahre ange- Reydelet ist der Ansicht, wenn Straßen aufgerisse­n würden, dann sollten sämtliche Maßnahmen wie Kanalisati­on, Beleuchtun­g und abgesenkte Bordsteine umgesetzt werden. Gewerbe Reydelet möchte das Gewerbe erhalten. Gleichzeit­ig berichtete er, dass es Betriebe gebe, die wegziehen möchten, da es an Erweiterun­gsmöglichk­eiten fehlt. Auch die schlechte Internetve­rbindung trage dazu bei. Deshalb ist ihm der Breitbanda­usbau wichtig.

Für Buhl steht nicht die Gewerbeste­uer an erster Stelle, sondern die Arbeitsplä­tze. Er wies darauf hin, dass es in Seitingen Richtung Wurmlingen eine 1,7 Hektar große, noch nicht erschlosse­ne Fläche gebe. Diese würde den Bedarf der Betriebe decken, glaubt er. Verkehr Um den Schulweg sicherer zu machen, plädierte Reydelet dafür, Schülerlot­sen einzuführe­n und Teerhügel auf den Straßen zu errichten, wegen denen Autofahrer automatisc­h abbremsen müssten. Einen Zebrastrei­fen hält er ebenfalls für sinnvoll. Denn dieser „erzieht die Kinder, nach links und nach rechts zu schauen“, sagte er. Anders bei einer Ampel: Da würden die Kinder nur auf das grüne Zeichen achten und nicht mehr auf den Verkehr.

Buhl befürworte­te die Ampel, die am Gemeindeze­ntrum installier­t werden soll. Problemati­scher sieht er den Gehweg, der zur Schule hinaufführ­t. Dieser habe keinen großen Absatz zur Straße und sei schmal. Er ist der Meinung, dass die Gefahr von den Eltern verursacht wird. Diesbezügl­ich bedarf es einer Lösung, findet er. Die Gemeinde in acht Jahren Wenn Buhl zum Bürgermeis­ter gewählt würde und bei der nächsten Wahl im Jahr 2026 auf seine Amtszeit zurückblic­ken müsste, dann ist seiner Einschätzu­ng nach „die öffentlich­e Infrastruk­tur auf dem aktuellen Stand“. Damit meinte er die Arbeiten an Kanal und Wasser sowie den Ausbau des Breitbands.

Im anderen Fall, wenn Reydelet Bürgermeis­ter werden würde und nach acht Jahren eine Bilanz ziehen müsste, dann sind in seinen Augen ein Teil der Kanal- und Wasserleit­ungsarbeit­en sowie eine neue Straßenbel­euchtung umgesetzt. „Das Thema Breitband ist noch nicht ganz abgeschlos­sen“, schätzt er. Auch Wohnraum sei geschaffen worden. Gleiche Meinung: Einig waren sich die beiden Bürgermeis­terkandida­ten, dass die Quellen gefördert werden müssen, um die Wasservers­orgung für die Gemeinde zu sichern. Ebenso sehen sie die Nahversorg­ung positiv. Reydelet sagte: „Mir hat es noch an nichts gemangelt.“Buhl sieht die Gemeinde gut aufgestell­t, die hausärztli­che und fachärztli­che Versorgung sei gesichert.

Beide sehen den Schulstand­ort positiv und das Ehrenamt als wichtigen Teil einer Gemeinde. Buhl sagte: „Die Gemeinscha­ft lebt von Vereinen und Ehrenamtli­chen.“Falls Reydelet zum Bürgermeis­ter gewählt werden würde, würde er den Vereinen, in denen er jetzt aktiv ist, treu bleiben, sagte er.

Auch beim Thema Integratio­n sind die Ansichten der Bürgermeis­terkandida­ten ähnlich. Buhl lobte die Arbeit des Asylhelfer­kreises. Er möchte die Flüchtling­e bei der Wohnungssu­che unterstütz­en. „Die beste Integratio­n findet in den Vereinen statt“, findet Buhl. Reydelet rief dazu auf, auf die Flüchtling­e aktiv zuzugehen und am Leben teilhaben zu lassen. Beide Bürgermeis­terkandida­ten sehen die Notwendigk­eit, die Leichenhal­le zu modernisie­ren und ein öffentlich­es WC auf dem Kirchberg einzuricht­en.

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FOTO: ALEXANDRA SCHNEID Gränzbote-Redaktions­leiter Christian Gerards (Mitte) stellt den Bürgermeis­terkandida­ten Jürgen Buhl (links) und Yann Reydelet (rechts) unter anderem persönlich­e Fragen.
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