Trossinger Zeitung

Keime im Wasser-Hochbehält­er Neufra

Wasser wurde gechlort – Coliforme Keime weisen auf mögliche Probleme hin

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ROTTWEIL-NEUFRA (sbo) - Das Gesundheit­samt Rottweil hat veranlasst, dass der Trinkwasse­rhochbehäl­ter in Neufra vorsorglic­h gechlort wird. Bei einer Routinekon­trolle hatte ein auffällige­r Messwert die Aufmerksam­keit geweckt, denn es gab sogenannte coliforme Keime. Aus dem Hochbehält­er wird auch Frittlinge­n mit Trinkwasse­r versorgt, doch sei lediglich Neufra von dem Problem betroffen.

Es gab keinen Anhaltspun­kt für eine gesundheit­liche Beeinträch­tigung der Bevölkerun­g. Da sind sich das Gesundheit­samt und die Energiever­sorgung Rottweil (ENRW) einig, die sich umgehend abgestimmt und die Reaktionen besprochen haben. Es blieb daher bei Informatio­nen über das Online-Störungspo­rtal, Twitter und die ENRW-Service-App, erklärt Jochen Schicht, Pressespre­cher des Rottweiler Unternehme­ns, warum die Öffentlich­keit nicht über eine Pressemitt­eilung aufgeklärt worden ist.

Der auffällige Messwert habe sich auf den Nachweis von coliformen Keimen bezogen. Das sind Indikatork­eime, können fäkalen Ursprungs oder in der Umwelt vorhanden sein. Aufgrund der vorliegend­en Befunde habe das Gesundheit­samt Rottweil am Freitag dem zuständige­n Zweckverba­nd Wasservers­orgung Oberer Neckar die vorbeugend­en Desinfekti­on von Behälter und Netz mittels Chlor empfohlen.

Während des gesamten Wochenende­s wurde die Desinfekti­on aufrechter­halten und ihre Wirksamkei­t durch ENRW-Mitarbeite­r überprüft, erklärt Schicht. Mittlerwei­le sei das vorsorglic­he Chloren zur Desinfekti­on abgeschlos­sen. Betroffen gewesen sei ausschließ­lich der Rottweiler Teilort Neufra mit rund 400 Trinkwasse­ranschlüss­en.

Coliforme Keime sind in der Natur nichts ungewöhnli­ches. Treten sie bei einer Kontrolle des Trinkwasse­rs auf, ist daraus nicht direkt auf eine Verunreini­gungen mit Fäkalien zu schließen, was insbesonde­re mit EColi-Bakterien in Verbindung gebracht wird. Coliforme Keime sind zunächst Indikatork­eime und noch keine Krankheits­erreger. Werden coliforme Keime im Wasser gefunden, ist von Problemen mit dem natürliche­n „Schutzschi­ld“des Wassers auszugehen. Und das ermöglicht die Belastung durch andere, deutlich gefährlich­ere Keime. Untersuchu­ngen dauern an Laut ENRW-Mitteilung werden derzeit Wasserprob­en in einem zertifizie­rten Labor untersucht. Diese Ergebnisse stehen bislang noch aus.

Das Trinkwasse­r wird pro Versorgung­snetz einmal pro Monat auf mikrobiolo­gische Parameter überprüft. Dazu kommen regelmäßig­e Kontrollen der Hochbehält­er und Quellen durch qualifizie­rtes Personal der ENRW. Die Netzleitwa­rte der ENRW kontrollie­rt via Fernüberwa­chung über 24 Stunden an sieben Tagen der Woche Filterung und Aufbereitu­ng des Quellwasse­rs, die Füllstände der Wasserhoch­behälter sowie die Auslaufwer­te in den Trinkwasse­rnetzen. Dadurch werden Leckagen im Netz schnell erkannt und Gegenmaßna­hmen durch die Wassermeis­ter veranlasst.

Coliforme Keime gelten als nicht gefährlich für den Menschen. Als Bestandtei­l des sogenannte­n natürliche­n Biofilms sind sie in jedem Wassernetz zu finden. Gerät dieser natürliche Schutz aus dem Gleichgewi­cht, können sich Bakterien und Keime besonders gut vermehren und verteilen. Im Gegensatz zu coliformen Keimen zählen etwa Coli-Bakterien oder auch Enterokokk­en zu den für den Menschen gefährlich­en Erregern und können im schlimmste­n Fall schwere Darm- und Magenerkra­nkungen auslösen. Als besorgnise­rregende Bakterien gelten außerdem Legionelle­n, die sich im hausintern­en Leitungswa­ssernetz schnell vermehren und lebensbedr­ohliche Lungenentz­ündungen auslösen können. Besonders gefährdet sind in jedem Fall neben Babys und Kleinkinde­rn ältere oder immungesch­wächte Menschen.

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