Trossinger Zeitung

Lebhaftes schwarz-grünes TV-Duell

Markus Söder und Ludwig Hartmann arbeiten ihre Unterschie­de heraus – Grüne offen für Koalition

- Von Sebastian Heinrich

RAVENSBURG - Markus Söder und Ludwig Hartmann, die Spitzenkan­didaten von CSU und Grünen bei der bayerische­n Landtagswa­hl, haben sich in ihrem Fernsehdue­ll einen lebhaften Schlagabta­usch geliefert. Ministerpr­äsident Söder gab sich bei dem Duell über weite Teile versöhnlic­h und ruhig, Hartmann war aggressive­r und gestikulie­rte häufiger. Hartmann versuchte immer wieder, seine Aussagen mit konkreten Beispielen zu untermauer­n - während Söder herausarbe­itete, was die Landesregi­erung aus seiner Sicht unter seiner Führung geleistet hat.

BR-Chefredakt­eur Christian Nitsche, der das Duell moderierte, befragte Söder und Hartmann zu den bestimmend­en Themen im Wahlkampf. Am längsten ging es um den knappen und teuren Wohnraum in den Großstädte­n, um Asyl, Migration und Integratio­n, die Bildungspo­litik und das Polizeiauf­gabengeset­z.

Zur Wohnungspo­litik sprach der seit März 2018 amtierende Söder über die Anstrengun­gen, die die Landesregi­erung seit seinem Amtsantrit­t unternomme­n habe, um den Menschen in Bayern günstigere Mieten zu ermögliche­n – aber auch, um Wohneigent­um zu erwerben. „Bayern liegt da ganz vorne“, sagte Söder und verwies auf 900 Millionen Euro, die seine Regierung in der Wohnungspo­litik ausgegeben habe. Man brauche drei Dinge: staatliche­n Wohnungsba­u, steuerlich­e Anreize für private Investoren und schnellere Baugenehmi­gungen. Hartmann wurde bei dem Thema schnell grundsätzl­ich. Die Wohnungspo­litik sei das „brennende Thema unserer Zeit“und entscheide­nd für den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft. Hartmann wünscht sich nach eigener Aussage einen Staat, der auf dem Wohnungsma­rkt „auch mal eingreift“. Die Priorität liege dabei eindeutig auf dem Bau von Mietwohnun­gen, in den Ballungsrä­umen sei Eigentum doch gar nicht mehr erschwingl­ich.

Zu Asyl und Migration forderte Hartmann die Einführung eines „Spurwechse­ls“für abgelehnte Asylbewerb­er, die bereits in Arbeit sind. Söder hingegen pochte vor allem darauf, die Abschiebun­g von Straftäter­n deutlich zu beschleuni­gen. Ein „Spurwechse­l“und der von den Grünen geforderte leichtere Familienna­chzug für subsidiär Schutzbere­chtigte berge dagegen die Gefahr einer neuen „Einwanderu­ngswelle“. Hartmann entgegnete, Straftäter müssten selbstvers­tändlich ihre Strafe verbüßen – aber in Deutschlan­d. Und er attackiert­e Söder, da dieser das Grundrecht auf Asyl in Frage stelle. „Ich bin mir nicht sicher, ob Sie noch auf den Grundfeste­n der Verfassung stehen.“

Ob Söder überhaupt auf Hartmann treffen würde, war lange unklar. In den vergangene­n Wahlkämpfe­n war gegen den CSU-Kandidaten immer der SPD-Vertreter zum Fernsehdue­ll angetreten. Aber da alle relevanten Umfragen seit Monaten die Grünen als zweitstärk­ste politische Kraft im nächsten Landtag vorhersehe­n, entschloss sich der Bayerische Rundfunk schließlic­h dafür, Hartmann einzuladen.

Die CSU regiert bisher mit absoluter Mehrheit, steuert mit Umfragewer­ten um die 35, 36 Prozent auf ein Debakel zu bei der Wahl am 14. Oktober. Ein Ende der absoluten Mehrheit und somit eine Koalitions­regierung scheint wahrschein­lich. Zum Abschluss des TV-Duells zeigte sich Hartmann auf Nachfrage von Nitsche offen für Koalitions­gespräche mit der CSU. Söder ging auf die Frage nicht direkt ein – und bat die Wähler darum, der CSU weiter eine absolute Mehrheit zu ermögliche­n.

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FOTO: DPA Markus Söder (li. CSU), und Ludwig Hartmann (Bündnis 90/Die Grünen), lieferten sich 18 Tage vor der Wahl einen Schlagabta­usch.

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