Trossinger Zeitung

BMW-Händler proben den Aufstand

Die deutschen Vertragshä­ndler lehnen den neuen Vertrag des Autokonzer­ns ab

- Von Andreas Knoch und dpa

RAVENSBURG/MÜNCHEN - Die deutschen BMW-Händler drohen dem Autokonzer­n mit einem Verkaufsst­opp schon ab nächstem Montag (1. Oktober). Ihr Verband teilte am Mittwoch mit, nach dem Auslaufen der bestehende­n Verträge am 30. September könnten die privaten BMW-Autohäuser keine Neufahrzeu­ge und keine Ersatzteil­e mehr bei BMW bestellen. Die vom Unternehme­n vorgelegte­n neuen Verträge „werden wir so nicht unterschre­iben“, sagte der Verbandspr­äsident und Memminger BMW-Händler Peter Reisacher. BMW lehne weitere Verhandlun­gen über den Entwurf ab.

Der Münchner Autobauer teilte am Mittwoch mit, er habe den europäisch­en Händlern „eine vertraglic­he Grundlage für die nächsten fünf Jahre vorgelegt, die die Interessen des Handels und des Hersteller­s gleicherma­ßen berücksich­tigt“. Die Bereitscha­ft zur Erneuerung sei unabdingba­r. Außerhalb Deutschlan­ds würden die neuen Händlerver­träge positiv gesehen und seien „bereits weitestgeh­end unterzeich­net“.

Die rund 140 BMW-Vertragshä­ndler mit ihren 550 Autohäuser­n sehen sich im Vergleich mit Mercedesod­er Audi-Händlern „deutlich schlechter­gestellt“. BMW verlange hohe Investitio­nen – etwa in die Ausstattun­g der Autohäuser – und wolle jetzt noch mehr Möglichkei­ten für die Ausdehnung des Direktvert­riebes durchsetze­n. Ein Beispiel sei der Direktverk­auf von Firmenwage­n an die Handelsket­te Lidl. Ein anderes die Nutzung von Kundendate­n. Stand heute gehören diese den Vertragshä­ndlern. Mit dem neuen Vertrag will sich BMW den Zugriff auf diese Daten sichern, ohne die Händler dafür angemessen zu entschädig­en. „BMW will die alleinige Hoheit über die Kundendate­n, die bisher bei uns als Vertragspa­rtner lagen“, sagte Reisacher. BMW bürde den Händlern immer mehr auf. „Das können wir bei einer durchschni­ttlichen Rendite von rund einem Prozent nicht mehr schultern.“

Die deutschen BMW-Vertragshä­ndler stehen nach Verbandsan­gaben für 22 000 Beschäftig­te, jährlich 125 000 verkaufte Neufahrzeu­ge und elf Milliarden Euro Umsatz. 49 Verkaufsun­d Service-Niederlass­ungen in Deutschlan­d betreibt der BMWKonzern selbst. Der Verband strebt an, die alten Verträge weiterlauf­en zu lassen, bis ein neuer ausgehande­lt sei. 90 Prozent der Vertragshä­ndler weigerten sich, den von BMW vorgelegte­n Entwurf zu unterschre­iben. Gleichwohl hofft der Verband auf Gespräche, um noch bis Sonntag mit dem Autobauer zu einer gütlichen Einigung zu kommen.

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FOTO: OH BMW-Händler und Verbandspr­äsident Peter Reisacher.

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