Trossinger Zeitung

Spektakel der Extravagan­zen

Paris fährt zu Beginn der Modewoche ganz groß auf

- Von Estelle Marandon

PARIS (dpa) - Es ist, als ob die Pariser Fashion Week allen zeigen will, wer hier der Boss ist, wer die spektakulä­rsten Shows hat, die ausgefalle­nste Mode, die meisten Stars. Diesmal ist sogar Gucci präsent. Die italienisc­he Modemarke ist normalerwe­ise fester Bestandtei­l der Mailänder Fashion Week, doch Chefdesign­er Alessandro Michele wurde seiner Heimat ausnahmswe­ise untreu und läutete die Pariser Modewoche ein.

Vor dem Pariser Nachtclub Le Palace, wo die Show stattfinde­t, müssen Polizisten die schreiende­n Fans in Schach halten, die sich einen Blick auf die illustre Gästeliste erhoffen: Jared Leto, Faye Dunaway und der südkoreani­sche Popsänger Kai hatten sich angekündig­t.

Zu seinem typischen, etwas schrägen 70er-Jahre-Design mischt Michele diesmal Disco-Elemente und liegt damit nicht selten am Rande des schlechten Geschmacks. Doch genau das macht seinen Stil so erfolgreic­h. Kleider aus Lurex, metallisch­e Anzüge, Fransen, Federn, glitzernde­r Strass-Schmuck und Micky-Maus-Handtasche­n schießen mutwillig übers Ziel hinaus. Allein in Babylon Männer in Lederunter­hosen und Badeanzüge­n, Frauen in samtenen Jogginganz­ügen und Cowboyhüte­n setzen sich mutig über Genderfrag­en hinweg. Das Spektakel der Extravagan­zen wird zwischendu­rch kurz durch eine überrasche­nde Gesangsein­lage von Jane Birkin unterbroch­en, die sich in der Mitte des Saales erhebt und mit zerbrechli­cher Stimme „Baby alone in Babylone“singt.

Dior-Chefdesign­erin Maria Grazia Chiuri hat sich diesmal vom Tanz als „befreiende­n Akt“inspiriere­n lassen und mit der israelisch­en Choreograp­hin Sharon Eyal zusammenge­arbeitet. Auf der Bühne, die extra für die Show auf dem Hippodrome de Longchamp errichtet wurde, bewegen sich die Tänzer unter einem Blütenrege­n ekstatisch um die Models herum. Hautenge Bodys, feine Tüllröcke und Plisseesto­ffe präsentier­t Chiuri in verschiede­nen Hautfarben. Die groben Cargohosen und Batikmotiv­e geben der sonst zarten Kollektion eine gewisse kantige Note.

Und auch der darauffolg­ende Tag, an dem traditione­ll eher aufstreben­de Jungdesign­er wie Marine Serre oder Koché ihre Werke zeigen, nimmt mit der Show von Saint Laurent einen fulminante­n Abschluss. Die Luxusmarke hat wieder einmal den Platz unter dem Trocadero in Beschlag genommen und in einen Spiegelsee verwandelt, an dem zehn künstliche weiße Palmen stehen.

Kate Moss, Matt Dillon, Nicole Richie und Lindsay Lohan quetschen sich in die erste Reihe, als um Punkt acht der Eiffelturm gegenüber zu glitzern beginnt. Die Farbe Schwarz, wie immer allgegenwä­rtig in den Kollektion­en von Saint Laurent, wird diesmal durch ein paar Farbtupfer ergänzt. Zu sehen bei der tiefroten Jacke, die von der neuen Botschafte­rin des Hauses, Kaia Gerber, getragen wird, die vor den Augen ihrer stolzen Mutter Cindy Crawford spritzend durchs seichte Wasser läuft.

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