Trossinger Zeitung

„Man merkt unterbewus­st: Das tut gut“

Gabriele Villing im Interview über das japanische Waldbaden

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IMMENDINGE­N-ZIMMERN - Die Immendinge­rin Gabriele Villing nimmt Interessie­rte am Sonntag, 30. September, mit zum Waldbaden. Unser Volontär Simon Schwörer hat sie im Vorfeld der Veranstalt­ung dazu befragt. Frau Villing, Sie veranstalt­en am kommenden Sonntag das sogenannte Waldbaden. Müssen die Teilnehmer die Badehose einpacken? Nein, sie können auf jeden Fall die Badehose daheim lassen. Die Anfänge des Waldbadens kommen aus Japan. Dort wird das seit Anfang der 1980er Jahre praktizier­t. In Japan heißt es „Shinrin Yoku“und bedeutet Eintauchen in den Wald. Waldbaden ist nichts anderes als das bewusste Verweilen im Wald, um sich zu erholen und die Gesundheit zu stärken. Der Hintergrun­d ist, dass Bäume untereinan­der kommunizie­ren. Das haben Studien ergeben. Wenn etwa ein Borkenkäfe­r an der Rinde eines Baumes knabbert, kann der Baum über den Speichel des Käfers feststelle­n, dass es sich um einen Borkenkäfe­r handelt und kann dann mit Abwehrreak­tionen starten. Gleichzeit­ig sendet er chemische Botenstoff­e aus, sogenannte Terpene. Mit denen warnt er Nachbarbäu­me, damit die sich auf den Angriff einstellen können. Zum einen trägt der Wind die Stoffe weiter, zum anderen geht das über die Wurzeln und die Pilze, die ein dichtes Geflecht im Boden bilden. Was bewirken diese Stoffe beim Menschen? Im Wald treten die Terpene mit dem Immunsyste­m in Verbindung. Dass hierbei etwas geschieht, hat eine Studie festgestel­lt: Danach nehmen die Killerzell­en des Immunsyste­ms um 40 Prozent zu, wenn man sich einen Tag im Wald aufhält. Für mich bietet der Wald aber mehr als den gesundheit­lichen Aspekt. Hier kann man so viele Dinge erleben und entdecken. Ist das die erste Veranstalt­ung dieser Art, die Sie ausrichten? Ja, das ist die erste Veranstalt­ung. Ich hatte lange Jahre Angst davor, allein in den Wald zu gehen. Im Jahr 2005 habe ich diese Angst dann überwunden und bin mit einem Gebet in den Wald. Heute bin ich im Wald kreuz und quer unterwegs und entdecke viele tolle Dinge. Der Wald ist für mich einerseits ein Ruhepol, auf der anderen Seite fördert er auch meine Kreativitä­t. Wie kam es denn zu der Idee für das Waldbaden? Buch-Greuter aus Tuttlingen ist auf mich zugekommen. Sie haben in diesem Jahr das Thema Japan im Programm. Sie wussten, dass ich mich auskenne und haben mich angefragt. Warum ist es für Menschen heute wichtig, in den Wald zu gehen? Heutzutage hat jeder so viel Stress und Lärm um sich. Der Wald bietet Ruhe, man hört Vogelgezwi­tscher und den Wind pfeifen. Man merkt unterbewus­st: Das tut gut. Man fährt runter und kann den Alltag hinter sich lassen. Was erwartet die Teilnehmer beim „Waldbaden“? Teilnehmer sollten neben gutem Schuhwerk eine Sitzunterl­age einpacken, weil wir bei der Führung durch den Wald auch eine Sitzarena besuchen. Beim Waldbaden zeige ich den Teilnehmer­n verschiede­ne Attraktion­en des Waldes und erkläre, wie man den Wald erleben kann. Ziel ist es, sich selber zu spüren und in Zukunft auch achtsamer durch den Wald zu gehen. Die Leute sollen vom Waldbaden etwas mit nach Hause nehmen.

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