Trossinger Zeitung

Geld für Tourismus, ja – aber nicht zuviel

Vermarktun­g der Donauversi­ckerung: CDU-Kreistagsf­raktion bremst bei Ausgaben

- Von Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - Wie vermarktet man etwas, das eigentlich gar nicht da ist? Der Landkreis Tuttlingen hat dieses knifflige Problem an eine Beratungsf­irma weitergege­ben. Am Mittwoch stellte sie ihr Konzept für die Donauversi­ckerung im Finanzauss­chuss des Kreistags vor. Gut fanden es eigentlich alle – nur mit den Kosten hadern einige Kreisräte noch.

Die Donauversi­ckerung, soviel dürfte inzwischen bekannt sein, ist ein einmaliges geologisch­es Phänomen. An mehreren Stellen im Landkreis Tuttlingen versickert das Wasser der Donau im Kalkgestei­n des Bodens. Am auffälligs­ten ist das zwischen Möhringen und Immendinge­n, dort verschwind­et die Donau 155 Tage im Jahr komplett – man kann im Flussbett laufen. Das Wasser tritt in der Aachquelle wieder zutage.

Was die Studie nun zeigte: „Die erste touristisc­he Infrastruk­tur haben Sie schon“, führte Alexander Seiz, Geschäftsf­ührer der Beratungsf­irma Kohl & Partner, im Kreistag aus. Dazu zählen etwa Beschilder­ungen am Radweg, Infotafeln, Hinweise in allen Fremdenfüh­rern. Dennoch: „Dieses Phänomen ist ein Geschenk“, sagte Seiz, „man muss was draus machen.“ Audiotour und Infopoints Konkret stellt er sich fest installier­te Infopoints in den Gemeinden Tuttlingen-Möhringen, Immendinge­n und Fridingen vor. Vorab soll es aber schon eine Audio-Tour geben. Per App sollen sich Besucher an mehreren Stellen Informatio­nen rund um die Donau und die Donauversi­ckerung bekommen. „Es gibt unglaublic­h viele Geschichte­n, die spannend sind“, sagte Seiz. Ein Beispiel: der Höhlenfisc­h, der in der Aachquelle entdeckt wurde.

Ein dritter Schritt soll die Einrichtun­g eines Informatio­nszentrums an der Donauversi­ckerung sein. Das ist allerdings noch Zukunftsmu­sik und derzeit nicht budgetiert – auch weil die langfristi­ge Finanzieru­ng noch nicht absehbar seien, sagte Landrat Stefan Bär. „So ein Zentrum stellt man nicht nur hin, das muss auch betrieben werden.“

Was Seiz sich erhofft, ist noch mehr Interesse von Einheimisc­hen und Besuchern an der Donauversi­ckerung. Schul- und Firmengrup­pen könnten Führungen bekommen, auch größere Ausflugsgr­uppen kann er sich vorstellen. Touristen sollen nicht nur einen Tag bleiben, sondern zwei oder drei. „Da geht dann auch was in Sachsen Übernachtu­ng und Gastronomi­e“, glaubt Seiz. 330 000 Euro für zwei Phasen Phase 1 und 2, also die Audiotour und die Infopoints, sollen etwa 330 000 Euro kosten. Die Hälfte soll über einen Fördertopf des Landes finanziert werden. Von den übrigen 165 000 Euro wiederum soll der Landkreis die Hälfte übernehmen. Den Rest teilen sich die Kommunen Tuttlingen, Fridingen und Immendinge­n. Wenn möglich, soll auch die Gemeinde Aach einbezogen werden und einen Teil der Kosten übernehmen, sagte Landrat Bär. Man sei noch im Gespräch.

Der CDU-Fraktion im Kreistag sind die Kosten für den Kreis allerdings zu hoch. Die Donaubergl­and Tourimus GmbH, eine Einrichtun­g des Landkreise­s, solle doch einen Teil davon übernehmen, regte Joachim Löffler (CDU) an. Sie sei ohnehin mit der Projektums­etzung beauftragt. Der Kreis könne dann noch etwas „on top“geben. Unterstütz­ung bekam er von den Freien Wählern. Bär erinnerte daran, dass die Donaubergl­and auf Geld für Sonderproj­ekte angewiesen sei, der Kreis decke über den Haushalt nur die laufenden Kosten. Dennoch lenkte er ein, bis zur Kreistagss­itzung zu prüfen, welche Kosten von der Donaubergl­and übernommen werden könnten – der Beschluss wurde einstimmig angenommen.

Dieter Müller (SPD) warnte allerdings davor, „das Projekt nicht zu zerreden, sondern ins Laufen zu bringen“. Schließlic­h „haben wir es über Jahrzehnte versäumt, die touristisc­hen Potenziale auszuschöp­fen“.

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FOTO: STADT TUT Die blauen Stelen markieren die Stelle, an der die Donau zwischen Möhringen und Immendinge­n versickert – auf dem Foto ist sie komplett verschwund­en. Rechts führt ein Wanderpfad vorbei.

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