Geld für Tourismus, ja – aber nicht zuviel
Vermarktung der Donauversickerung: CDU-Kreistagsfraktion bremst bei Ausgaben
TUTTLINGEN - Wie vermarktet man etwas, das eigentlich gar nicht da ist? Der Landkreis Tuttlingen hat dieses knifflige Problem an eine Beratungsfirma weitergegeben. Am Mittwoch stellte sie ihr Konzept für die Donauversickerung im Finanzausschuss des Kreistags vor. Gut fanden es eigentlich alle – nur mit den Kosten hadern einige Kreisräte noch.
Die Donauversickerung, soviel dürfte inzwischen bekannt sein, ist ein einmaliges geologisches Phänomen. An mehreren Stellen im Landkreis Tuttlingen versickert das Wasser der Donau im Kalkgestein des Bodens. Am auffälligsten ist das zwischen Möhringen und Immendingen, dort verschwindet die Donau 155 Tage im Jahr komplett – man kann im Flussbett laufen. Das Wasser tritt in der Aachquelle wieder zutage.
Was die Studie nun zeigte: „Die erste touristische Infrastruktur haben Sie schon“, führte Alexander Seiz, Geschäftsführer der Beratungsfirma Kohl & Partner, im Kreistag aus. Dazu zählen etwa Beschilderungen am Radweg, Infotafeln, Hinweise in allen Fremdenführern. Dennoch: „Dieses Phänomen ist ein Geschenk“, sagte Seiz, „man muss was draus machen.“ Audiotour und Infopoints Konkret stellt er sich fest installierte Infopoints in den Gemeinden Tuttlingen-Möhringen, Immendingen und Fridingen vor. Vorab soll es aber schon eine Audio-Tour geben. Per App sollen sich Besucher an mehreren Stellen Informationen rund um die Donau und die Donauversickerung bekommen. „Es gibt unglaublich viele Geschichten, die spannend sind“, sagte Seiz. Ein Beispiel: der Höhlenfisch, der in der Aachquelle entdeckt wurde.
Ein dritter Schritt soll die Einrichtung eines Informationszentrums an der Donauversickerung sein. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik und derzeit nicht budgetiert – auch weil die langfristige Finanzierung noch nicht absehbar seien, sagte Landrat Stefan Bär. „So ein Zentrum stellt man nicht nur hin, das muss auch betrieben werden.“
Was Seiz sich erhofft, ist noch mehr Interesse von Einheimischen und Besuchern an der Donauversickerung. Schul- und Firmengruppen könnten Führungen bekommen, auch größere Ausflugsgruppen kann er sich vorstellen. Touristen sollen nicht nur einen Tag bleiben, sondern zwei oder drei. „Da geht dann auch was in Sachsen Übernachtung und Gastronomie“, glaubt Seiz. 330 000 Euro für zwei Phasen Phase 1 und 2, also die Audiotour und die Infopoints, sollen etwa 330 000 Euro kosten. Die Hälfte soll über einen Fördertopf des Landes finanziert werden. Von den übrigen 165 000 Euro wiederum soll der Landkreis die Hälfte übernehmen. Den Rest teilen sich die Kommunen Tuttlingen, Fridingen und Immendingen. Wenn möglich, soll auch die Gemeinde Aach einbezogen werden und einen Teil der Kosten übernehmen, sagte Landrat Bär. Man sei noch im Gespräch.
Der CDU-Fraktion im Kreistag sind die Kosten für den Kreis allerdings zu hoch. Die Donaubergland Tourimus GmbH, eine Einrichtung des Landkreises, solle doch einen Teil davon übernehmen, regte Joachim Löffler (CDU) an. Sie sei ohnehin mit der Projektumsetzung beauftragt. Der Kreis könne dann noch etwas „on top“geben. Unterstützung bekam er von den Freien Wählern. Bär erinnerte daran, dass die Donaubergland auf Geld für Sonderprojekte angewiesen sei, der Kreis decke über den Haushalt nur die laufenden Kosten. Dennoch lenkte er ein, bis zur Kreistagssitzung zu prüfen, welche Kosten von der Donaubergland übernommen werden könnten – der Beschluss wurde einstimmig angenommen.
Dieter Müller (SPD) warnte allerdings davor, „das Projekt nicht zu zerreden, sondern ins Laufen zu bringen“. Schließlich „haben wir es über Jahrzehnte versäumt, die touristischen Potenziale auszuschöpfen“.