Trossinger Zeitung

„Eine Deadline habe ich nicht“

Polizeirev­ierleiter Alexander Türschmann resümiert sein erstes Jahr in VS-Schwenning­en

- Von Michael Pohl

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Alexander Türschmann ist am heutigen Montag, 1. Oktober, seit einem Jahr Leiter des Polizeirev­iers in VSSchwenni­ngen. Der 43-Jährige blickt auf seine persönlich­en 365 Tage zurück und spricht über die dienstlich­en Besonderhe­iten in der Stadt.

Die Türe zu seinem Büro im Obergescho­ss des Polizeirev­iers an der Oberdorfst­raße ist offen, Alexander Türschmann lehnt an einen Stehtisch und rührt in seinem Kaffee: „Ja, ich bin hier angekommen“, sagt er sichtlich zufrieden. Die Tür zu seinem Büro ist allerdings nicht nur dann geöffnet, wenn Türschmann im Gespräch mit den Medien über sein erstes Dienstjahr als Revierleit­er spricht. Auch für seine Kollegen steht sie jederzeit offen.

„Ich hoffe, meine Mitarbeite­r wissen, dass sie immer zu mir kommen können“, sagt der 43-Jährige. Denn er habe seiner Meinung nach einen „offenen Führungsst­il“. Die großen Pläne der Veränderun­g hatte Türschmann nach eigenen Angaben bei seinem Amtsantrit­t vor 365 Tagen nicht. Musste er aber auch nicht, wie er erklärt: „Mein Vorgänger Wolfgang Hansel hat mir ein gut bestelltes Revier hinterlass­en. Deshalb habe ich den Blick darauf gerichtet, den vorhandene­n Standard zu erhalten.“Türschmann ist sicherlich mehr Realist als Visionär. Das wird deutlich, wenn er über seine Ziele spricht. „Die Personalsi­tuation bei der Polizei ist hinlänglic­h bekannt. Das bedeutet für mich als Revierleit­er, ich muss die Arbeit für die Kollegen unter den vorhandene­n Bedingunge­n so gut gestalten, wie es nur geht.“

Bei aller Erfahrung, die der gebürtige Villinger als Revierleit­er in Balingen bereits gemacht hat, ist die Arbeit in VS-Schwenning­en doch eine andere. „Die Struktur ist natürlich, bedingt durch die Doppelstad­t, anders.“Normalerwe­ise würden sich nicht zwei Reviere eine Stadt teilen. Und auch in Sachen Einsätze sei VSSchwenni­ngen anders als Balingen. „Ich denke nur an den Sport. Die Handball-Bundesliga in Balingen erforderte keine Polizeiein­sätze. Das sieht bei den Wild Wings schon anders aus.“Allerdings, betont Türschmann, sei Eishockey aber auch nicht Fußball. Aber auch andere Großeinsät­ze, wie an der Fastnacht oder bei der Südwest-Messe zählten zu den Besonderhe­iten der Stadt. „Es sind ganz unterschie­dliche Aufgaben, die wir als Polizei bei diesen Veranstalt­ungen übernehmen.“ Selten angenehme Begegnunge­n im Streifendi­enst Dass diese Events größtentei­ls zu den „angenehmen Einsätzen“zählen, weiß Türschmann natürlich. Doch es gibt auch die Gegenseite. „Sicherlich haben die Kollegen im Streifendi­enst in den Morgenstun­den am Wochenende anderen Kundenkont­akt“, wie es der Revierchef ausdrückt. Die Rede ist von alkoholisi­erten und teilweise auch gewaltbere­iten Personen. Diese Begegnunge­n zwischen Bürger und Polizist stuft Türschmann als riskant ein – und zwar für beide Seiten. „Diejenigen, die in Konfliktsi­tuationen mit den Kollegen in Kontakt kommen, haben anschließe­nd selten eine positive Meinung von der Polizei“, sagt der 43-Jährige.

Gleichzeit­ig hätten aber natürlich auch die Polizisten weniger positive Begegnunge­n. „Da gilt es, beidseitig dafür zu sorgen, dass kein verzerrtes Bild der Wahrnehmun­g entsteht“, betont Türschmann. Grundsätzl­ich sieht er aber weder eine erhöhte Gewaltbere­itschaft gegenüber Polizisten, noch eine gewaltbere­itere Gesellscha­ft. „Den Umgang mit der Polizei im Allgemeine­n gibt es nicht. Ich würde behaupten, wir genießen in der Stadt bei einem großen Anteil der Bürger ein gutes Ansehen. Gleichzeit­ig gibt es aber zweifelsoh­ne auch einen kleinen Teil, bei dem eine Distanz- und Respektlos­igkeit gegenüber Polizisten oder Einsatzkrä­ften vorhanden ist.“Das Verhältnis zwischen Bürger und Polizei ist dem Schwenning­er Revierleit­er wichtig.

Grundsätzl­ich sieht Alexander Türschmann in VS-Schwenning­en keine Schwerpunk­te von Kriminalit­ät. Es gebe Hotspots im Nachtleben, wo es auch mal zwischen zwei Parteien knalle und auch Drogen seien ein Thema. „Aber im Vergleich zu anderen Städten können wir in keinem Bereich von massiven Problemen in der Stadt sprechen.“Auch in Sachen Vandalismu­s, wie zum Beispiel die Zerstörung­swut von Unbekannte­n in der Bahnhofsun­terführung oder das Besprühen von Hauswänden mit Farbe, sieht Türschmann keine Extreme. „Es ist wie in anderen Städten – natürlich zu hoch, keine Frage.“Alexander Türschmann nimmt den letzten Schluck Kaffee aus seiner Tasse und blickt zu der offenen Tür. Wie lange er durch diese ein und aus geht, weiß er nicht. „Niemand bleibt für immer Revierleit­er. Aber eine Deadline habe ich nicht.“

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FOTO: Alexander Türschmann blickt auf ein „schnelles“Jahr als Revierleit­er in Schwenning­en zurück.

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