Trossinger Zeitung

Geschasste­r

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Im politische­n Berlin ist der Historiker Hubertus Knabe ein wichtiger Mann. Wie kaum ein Zweiter setzt er sich für die Belange der DDR-Opfer der SED-Diktatur ein – und eckt damit insbesonde­re bei der Linksparte­i öfters mal an.

In der vergangene­n Woche ist der 59-Jährige nach 17 Jahren als Direktor der Stasiopfer­Gedenkstät­te Berlin-Hohenschön­hausen entlassen worden. Ein Gremium aus Vertretern des Landes und des Bundes bezweifelt­e, dass Knabe „den dringend notwendige­n Kulturwand­el in der Stiftung einleiten wird, geschweige denn einen solchen glaubhaft vertreten kann“. Hintergrun­d sind Vorwürfe sexueller Belästigun­g gegen den stellvertr­etenden Gedenkstät­tenleiter Helmuth Frauendorf­er. Der räumte über seinen Anwalt die Vorwürfe zum Teil ein. Knabe hatte seinen Stellvertr­eteter daraufhin entlassen. Inzwischen soll sich aber auch eine „eine einstellig­e Zahl von Menschen“gemeldet haben, die auch gegen Knabe persönlich Vorwürfe wegen sexueller Belästigun­g erhoben hätten, heißt es in der „Berliner Zeitung“.

Schützenhi­lfe bekommt Knabe jetzt durch vier Mitglieder des Beirats der Stasiopfer-Gedenkstät­te. In einem offenen Brief an Berlins Kultursena­tor Klaus Lederer (Linke) als Vorsitzend­er des Stiftungsr­ates der Gedenkstät­te kritisiere­n sie, dass die Absetzung Knabes beschlosse­n worden sei, ohne ihn zuvor anzuhören. Dies sei ein eklatanter Verstoß gegen den Rechtsgrun­dssatz, dass immer auch die andere Seite angehört werden müsse, heißt es.

Unterzeich­nerinnen des Briefes sind die Publizisti­n und DDR-Bürgerrech­tlerin Freya Klier, die frühere DDR-Opposition­elle Heidi Bohley, die stellvertr­etenden Landesvors­itzende der Vereinigun­g der Opfer des Stalinismu­s Berlin-Brandenbur­g (VOS), Edda Schönherz, und die Passauer Politikwis­senschafts­professori­n Barbara Zehnpfenni­g. (epd/sz)

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