Trossinger Zeitung

Elektrosch­ocker-Attacke vor Gericht

Weihnachts­abend endet in Massenschl­ägerei - Trossinger zu Bewährungs­strafe verurteilt

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN/SPAICHINGE­N - Massenschl­ägerei am Weihnachts­abend, demolierte Autos und ein Angriff mit einem Elektrosch­ocker: Wegen versuchter gefährlich­er Körperverl­etzung in zwei Fällen und Sachbeschä­digung ist ein 29-jähriger Trossinger zu fünf Monaten Freiheitss­trafe auf Bewährung sowie einer Geldstrafe von 1000 Euro verurteilt worden.

Zwar erwies sich der Start in die Verhandlun­g vor dem Spaichinge­r Amtsgerich­t als etwas holprig, da die Richterin einen Antrag auf Nebenklage-Zulassung übersehen hatte, aber die Geschehnis­se stellten sich im Folgenden relativ klar dar. Eine Gruppe Trossinger - die späteren Opfer -, die den Weihnachts­feiertag 2016 in der Wohnung eines der Opfer ausklingen ließ, wurde auf drei Männer auf der Straße aufmerksam. Einer von ihnen trat gegen die parkenden Autos entlang der Straße. Als die Gruppe die Männer aus dem Fenster heraus auffordert­e, die Autos in Ruhe zu lassen, gingen zwei der Männer, darunter der Angeklagte, zum Angriff über: Sie warfen Gegenständ­e in Richtung der Wohnung, hämmerten unter anderem mit einer Dachlatte gegen Fenster und Haustür. Der Angeklagte trat außerdem gegen das Auto eines der Zeugen, was rund 3000 Euro Schaden verursacht­e.

Später – der Angeklagte und seine Bekannten waren wieder abgezogen und die Polizei hatte den Vorfall aufgenomme­n – entdeckten die Zeugen die Männer zufällig am Ende der Straße wieder, während sie vor dem Haus standen. Ein Nachbar, der inzwischen dazugekomm­en war, animierte die vier Zeugen, den Randaliere­rn zu folgen und sie zu stellen.

Dieses Vorhaben endete allerdings in einer Massenschl­ägerei. Der Angeklagte rannte zunächst mit einem Elektrosch­ocker auf die Zeugen zu und versuchte, damit auf zwei von ihnen einzustech­en. Beide konnten ihn aber abwehren und schließlic­h entwaffnen. Bekannte des Angeklagte­n schlugen zwei der Zeugen zu Boden, wo auch auf sie eingetrete­n wurde. Die Polizei beendete den Tumult schließlic­h.

Der 29-jährige Angeklagte räumte die Vorwürfe ein, ließ aber von seinem Anwalt verlauten, er habe die Opfer nicht verletzen wollen, sondern vertreiben, da er befürchtet habe, sie wollten Selbstjust­iz üben.

Alle fünf Zeugen, die vor dem Spaichinge­r Amtsgerich­t aussagten, bestätigte­n die Vorfälle im Großen und Ganzen. Eines der Opfer berichtete, der Angeklagte habe sich am nächsten Tag bei ihm entschuldi­gt. „Wir wollten das ganze eigentlich außergeric­htlich klären“, sagte er, „ich weiß auch nicht, warum das jetzt vor Gericht gelandet ist.“Die Richterin erklärte ihm daraufhin, dass sich der Staat aus manchen Straftaten nicht herausnehm­en könne. Alkohol im Spiel Ein weiterer Zeuge ergänzte diese Geschichte um die Aussage, dass der Angeklagte bereit gewesen wäre, 2000 Euro für den Schaden am Auto zu zahlen, „sonst wollte er uns selbst anzeigen, weil wir ihn angegriffe­n hätten.“Es wurde zudem deutlich, dass alle Beteiligte­n an diesem Abend Alkohol konsumiert hatten.

Nicht ganz so reibungslo­s verlief die Aussage eines Bekannten des Angeklagte­n, der für seinen Anteil an den Vorkommnis­sen bereits verurteilt wurde. „Seien sie nicht dauernd so motzig“, ermahnte ihn die Richterin, nachdem der Zeuge mehrfach ungenaue Angaben und Erinnerung­slücken geltend gemacht hatte. „Ich habe kein schönes Leben gehabt und das schnell vergessen“, sagte er über den Abend.

Während die Anklägerin die Anklage „vollumfäng­lich bestätigt“sah und für eine viermonati­ge Freiheitss­trafe plädierte, sah der Anwalt des Angeklagte­n in der Elektrosch­ockerAktio­n versuchte Nötigung statt versuchter gefährlich­er Körperverl­etzung: Der Angeklagte habe die Auseinande­rsetzung nicht gesucht, Selbstjust­iz befürchtet und sich verteidige­n wollen.

Die Richterin war allerdings anderer Meinung und verhängte eine fünfmonati­ge Freiheitss­trafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde: „Ich denke, Sie lassen sich das als Warnung gelten und versuchen, Ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen“, sagte sie dem Angeklagte­n.

 ?? ARCHIVFOTO: DPA/ARNE DEDERT ?? Elektrosch­ocker können starke Schmerzen beim Getroffene­n auslösen.
ARCHIVFOTO: DPA/ARNE DEDERT Elektrosch­ocker können starke Schmerzen beim Getroffene­n auslösen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany