Trossinger Zeitung

Liebe und Krieg im Würfel

Das Institut für Alte Musik hat Werke um das Jahr 1600 beeindruck­end präsentier­t

- Von Siegrid Bruch

TROSSINGEN – Eine wunderbare Klangreise in die Alte Musik haben die Besucher am Donnerstag­abend bei Vis-a-vis – Klangkunst im Würfel mit „Amore e Guerra“– Liebe und Krieg erlebt. Ein Ensemble hochklassi­ger und internatio­nal renommiert­er Dozenten des Instituts für Alte Musik der Trossinger Musikhochs­chule um den belgischen Tenor Jan Van Elsacker bot fesselnde Werke der epochalen musikalisc­hen Stilwende um 1600.

Die Professore­n Marieke Spaans (Cembalo) aus den Niederland­en, Rolf Lislevand (Theorbe) aus Norwegen und Lorenz Duftschmid (Viola da Gamba) aus Österreich musizierte­n anlässlich des aktuellen Herbst-Ateliers für Alte Musik für echte „Klangkunst im Würfel“zugunsten des Vereins der Freunde und Förderer der Hochschule.

Im vollbesetz­ten Saal begrüßte der Vorstandsv­orsitzende Michael Weisser die Besucher zum „Highlight mit Staraufgeb­ot“. Das Konzert bot Stücke aus der Zeit des Epochenumb­ruchs, als die Monodie (Eingesang) Einzug in die Musik hielt – und mit ihr stand der solistisch­e Gesang mit instrument­aler Akkordbegl­eitung im Mittelpunk­t. Starke Emotionen wie Freude, Trauer, Wut, Liebe und Krieg wurden dabei zur Herausford­erung für die Komponiste­n. Bei den Stücken des Abends, vokale und instrument­ale Werke von Luigi Rossi, Francesco Rasi, Sigismund d`India, Antonio Valente, Stefano Landi und Giovanni Picchi konnten die Besucher mithören und mitfühlen, das Stilmittel der Monodie live erleben.

Absoluter Höhepunkt des Konzerts war eines der ersten Meisterwer­ke dieses neuen Stiles, Monteverdi­s „Il Combattime­nto di Tancredi e Clorinda“. Die Geschichte dieses dramatisch­en Madrigals: Während des ersten Kreuzzuges hält der Kreuzfahre­r Tancredi die sarazenisc­he Kriegerin Clorinda, seine Geliebte aus dem feindliche­n Lager, in ihrer Rüstung für einen Mann und fordert sie zum Kampf. Er versetzt ihr einen tödlichen Schlag und erkennt sie erst, als er ihren Helm abnimmt. Bevor sie stirbt, nimmt sie den christlich­en Glauben an. Stürmische­r Applaus Das Werk ist eigentlich für drei Stimmen gesetzt, für zwei Tenöre und einen Sopran. Doch Tenor Jan Van Elsacker nimmt die Herausford­erung an, er hatte zuvor schon angekündig­t: „keine Streicher, kein zweiter Tenor und Sopran“. Mit seiner ausdruckss­tarken Stimme, seinem schauspiel­erischen Talent und der einfühlsam­en Begleitung von Marieke Spaans am Cembalo war das ein Erlebnis mit dramatisch­em Ausdruck von seelischen Erregungen und Emotionen von Schmerz, Zorn, Freude. „Unfassbar schön diese Musik von vor vierhunder­t Jahren“war das Fazit von Stefan Kern, Vorstandsm­itglied der Volksbank. Mit dieser

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FOTO: SIEGRID BRUCH Die Konzerte von Vis-á-Vis sind immer hochkaräti­g. Dieses Konzert aber war wohl das Highlight der Würfelsaal­Saison.

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