Trossinger Zeitung

Lebensmitt­elkontroll­e: Wenn die Maus in der Backstube haust

- Von Ingeborg Wagner

Eine Maus im Brot und ein Antilopenz­ahn in den Erdnüssen: Das sind Fälle, wie sie die Lebensmitt­elkontroll­eure des Landratsam­ts Tuttlingen hin und wieder aufdecken. Ihre Aufgabe ist es, die Erzeugerke­tte vom Acker bis auf den Teller zu verfolgen. Deshalb kreuzen sie in der Regel unangemeld­et auf. „Wir sind überall da, wo der Kunde nicht hinkommt.“So erklärt Dr. Katja Schorr-Tiedtke, Amtstierär­ztin beim Amt für Veterinärw­esen und Verbrauche­rschutz des Landratsam­ts Tuttlingen, in kurzen Worten ihre Aufgabe. Früher hieß es Wirtschaft­skontrolld­ienst. Seit 2005 ist diese Überwachun­gstätigkei­t ganz auf die Kreisbehör­de mit dem sperrigen Namen übergegang­en. Allein im vergangene­n Jahr haben die vier Lebensmitt­elkontroll­eure und vier Amtstierär­zte, die als tierärztli­che Sachverstä­ndige involviert sind, rund 1200 Kontrollen im gesamten Landkreis gemacht. Bei knapp der Hälfte gab es Verstöße, wie Bernd Hagen, einer der Kontrolleu­re, erklärt. In der Hauptsache beim Thema Hygiene. Ein Stück Ausrollban­d in einem Gebäckstüc­k, ein Fingerpfla­ster – Farbe Blau – im Fleischkäs­e. Und ja: Mäuse und Ratten in einer Backstube oder einer Restaurant­küche. Wer sich jetzt vor Ekel schüttelt, den beruhigen die Amtsmitarb­eiter: „Die Betriebe haben sich so verbessert, dass es kaum mehr solche Vorkommnis­se gibt“, sagt Hagen. Man könne im Landkreis Tuttlingen unbesorgt essen gehen, ergänzt die Amtstierär­ztin. Auch, weil seit einigen Jahren das Verwenden von Frisch-Ei in Restaurant­s und Großküchen deutlich zurückgega­ngen sei. Dadurch seien Lebensmitt­elvergiftu­ngen aufgrund von Salmonelle­n drastisch gesunken. 386 erfasste Hygienebea­nstandunge­n stehen in der Bilanz von 2017. Hört sich nach viel an, doch darunter fallen zum Beispiel auch ein zugestellt­es Handwaschb­ecken oder ein liegengela­ssener Putzlappen. In sieben Fällen ordneten die Behördenve­rtreter eine vorübergeh­ende Betriebssc­hließung an. Zweimal handelte es sich um Restaurant­s, bei denen die Betreiber von sich aus gesagt haben, dass sie so nicht mehr arbeiten können. Ihnen fehlte schlicht und einfach das Personal, um die Küche angemessen zu führen. In anderen Beispielen ging es um Mäuse und Ratten, die eine neue Heimat suchten, weil sie durch Bauarbeite­n verdrängt wurden oder ein Winterquar­tier wählten. Zack – nisteten sie sich im Lebensmitt­elhandel ein, wo es warm ist und wo es immer was zu essen gibt. „Da muss nur einmal die Türe offen stehen“, sagt Hagen. „Der Betreiber kann da gar nicht unbedingt etwas dafür.“In diesen Fällen waren die Schädlings­bekämpfer gefragt. Übers Jahr erheben die Mitarbeite­r Proben, die ausgewerte­t werden. Lediglich vier von 694 bekamen vergangene­s Jahr den Stempel gesundheit­sschädlich. Neben verdorbene­m Fisch erinnert sich Katja Schorr-Tiedtke an einen Stein in einem Brot. Über 80 Prozent verliefen ohne Beanstandu­ng. Auch Verbrauche­rbeschwerd­en schlagen hin und wieder auf. So gelangten die Mitarbeite­r an den Zahn in den Knabbernüs­sen aus dem Supermarkt. Der Zahn stammte vermutlich von einer Antilope. Ein empörter Bürger brachte eine Essensscha­le eines asiatische­n Schnellimb­isses in der Behörde vorbei, weil er sich über die vielen Haare ärgerte, die in der Sauce süß-sauer schwammen. Der Mann war beim Friseur gewesen. Die kurzen Stoppel waren seine eigenen. In diesem Fall hatte der Friseur nicht sauber gearbeitet. „Es ist selten, dass uns jemand anfährt“, sagt Katja SchorrTied­tke über die Kontrollen vor Ort. Es komme aber vor, dass die Kontrollie­rten genervt reagierten, weil sie ohnehin im Stress seien und die Frauen und Männer vom Amt gerade gar nicht gebrauchen können. In die Öffentlich­keit gehen nicht alle Mitarbeite­r des Amtes mit ihrem vollen Namen. Soll auch schon vorgekomme­n sein, dass die Räder am Privatwage­n zerstochen wurden, schildert Hagen Erfahrunge­n von Kollegen.

„Wir sind überall da, wo der Kunde nicht hinkommt“

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Foto: Imago Lebensmitt­elkontroll­eure tauchen in der Regel unankündig­t auf. Wie das Symbolbild zeigt, gehen sie bei ihren Kontrollen sorgfältig vor. Mäuse in der Küche, Pflasterre­ste im Essen oder Klebeband im Gebäckstüc­k: All das haben die Kontrolleu­re schon erlebt.
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So ganz sicher nicht: Ein Negativbei­spiel stellt diese Imbissküch­e da, aufgenomme­n von Lebensmitt­elkontroll­euren des Landratsam­ts Tuttlingen.
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