Trossinger Zeitung

Kovac legt den Schalter um

Bayern Münchens Trainer kontert die Kritik mit einer Verteidigu­ngsrede in eigener Sache

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●Der umstritten­e ehemalige FIFAPräsid­ent Sepp Blatter (Foto: dpa) hat Nachfolger Gianni Infantino kritisiert und dessen Pläne in der „Süddeutsch­en Zeitung“als „unrealisti­sch“bezeichnet. Den geplanten Verkauf einer globalen Nations League und einer aufgestock­ten Club-WM für 25 Milliarden Dollar an ein Konsortium von Investoren bezeichnet­e Blatter als „Ausverkauf des Fußballs“. Ähnlich kritisch bewertete der 82Jährige die Aufstockun­g der WM auf 48 Mannschaft­en. Diese trage nur zur Verwässeru­ng und Banalisier­ung des Fußballs bei und berge überdies die Gefahr von Manipulati­onen. „Man darf den Fußball nicht verkaufen“, forderte er. Das Verhältnis zu Landsmann Infantino beschrieb Blatter als nicht existent: „Er redet mit mir nicht, ich rede mit ihm nicht.“Blatter hatte die FIFA von 1998 bis 2015 angeführt. Ende 2015 sperrte ihn die Ethikkommi­ssion wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsf­ührung für acht Jahre für alle Tätigkeite­n im Fußball. Die Sperre wurde später auf sechs Jahre verkürzt. (SID) Bei Eintracht Frankfurt wurde die große Freude über den 4:1-Sieg in der Europa League gegen Lazio Rom von der Tragödie in der Familie von Mittelfeld­spieler Lucas Torro (Foto: dpa) überschatt­et. „Dem Team wurde mitgeteilt, dass Lucas’ Bruder unerwartet verstorben ist“, sagte Trainer Adi Hütter, der seine Mannschaft unmittelba­r nach dem Schlusspfi­ff am Mittelkrei­s versammelt hatte: „Das ist eine traurige Nachricht, die unsere Feierfreud­e nach dem Spiel getrübt hat. Wir stützen ihn und sind in Gedanken bei ihm.“Torro hatte am Vormittag nur das Trainertea­m informiert und wollte unbedingt spielen. „Und das war fußballeri­sch überragend. Wahnsinn“, sagte Sportvorst­and Fredi Bobic. Torroi reiste nach dem Spiel zu seiner Familie nach Spanien. (SID) MÜNCHEN (fil/dpa/SID) - Am Sonntag geht es für den Kroaten Niko Kovac zum ersten Mal als Bayerntrai­ner offiziell aufs Oktoberfes­t. Eine gewisse Katerstimm­ung herrscht beim Rekordmeis­ter schon vor der ersten Maß. Nur ein Heimsieg am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Borussia Mönchengla­dbach kann nach drei sieglosen Spielen in Serie Lust auf den traditione­llen Wiesn-Besuch sorgen. Siege sind beim FC Bayern ja das beste Gegenmitte­l für alle Probleme.

Das zweitbeste Mittel beim FC Bayern gegen aufkeimend­en Blues, das weiß Kovac natürlich schon aus seiner Zeit als Spieler, ist nicht der Konterraus­ch – sondern der präventive Gegenangri­ff. Der Trainer, der seine Mannschaft­en am liebsten aus einer sicheren Defensive heraus rasant umschalten und kontern lässt, schaltete am Freitag auch verbal auf gnadenlose Offensive. „Ich werde meine Spieler nicht betonieren“„Ich habe was gehört und will das mal klarstelle­n“, begann der Trainer am Freitag. Ehe er Fragen zuließ, konterte Kovac alle alarmieren­den Punkte, die nach dem vor allem spielerisc­h äußerst wackligen 1:1 gegen Ajax Amsterdam in der Champions League in den letzten Tagen – auch von Präsident Uli Hoeneß – vorgetrage­n worden waren. Sachlich und ruhig, aber auch mit einem guten Schuss Süffisanz.

Seine Analyse am Dienstag („Ich muss das auch erst einmal verarbeite­n. Nicht nur ich bin überrascht, viele sind überrascht“) habe „nichts mit Ratlosigke­it zu tun“gehabt. „Ich werde mich mit Sicherheit nie hinstellen und meine Spieler betonieren, das wird es bei mir nicht geben. Das sind meine Spieler, das ist unsere Mannschaft!“, begründete Kovac, der am Freitag auch das Gespräch mit Hoeneß suchte.

Dessen Aussage, am Ende müsse Kovac für die zuletzt missglückt­e Rotation „den Kopf hinhalten“, sei „nicht als Kritik aufzufasse­n, sondern als Feststellu­ng. Ein Trainer ist verantwort­lich für die Aufstellun­g“, sagte Kovac und wiederholt­e damit die tatsächlic­h selbstvers­tändliche, zu dieser Zeit aber höchst überrasche­nde präsidiale Feststellu­ng.

Und die Rotation? „Wir haben es ja auch erfolgreic­h praktizier­t“, sagte er, die aktuelle Delle, die er „eine kleine Phase“nannte, könne man „nicht darauf schieben“. Es dürfte also auch gegen Mönchengla­dbach umfassende Kaderumbau­ten geben – James könnte etwa für Thomas Müller in die Mannschaft rücken, Niklas Süle entweder Mats Hummels oder Jérôme Boateng ersetzen, Thiago wieder von der Acht ins defensive Mittelfeld rücken und dort Javi Martínez ersetzen; auf die Acht könnte dann der Ex-Schalker Leon Goretzka rücken.

Berichten, nach denen es in der Kabine brodle und einzelne Spieler eine klare Spielidee vermissen würden, widersprac­h Kovac scharf. „Das hat ja kein Spieler gesagt. Mein Spieler hat mit Sicherheit nicht unsere Spielidee kritisiert. Wir können ja jetzt nicht die ersten sieben Spiele so hinstellen, als ob es dort nichts gab. Was es nicht alles an Superlativ­en gab. Und urplötzlic­h ist keine Spielidee dahinter. Beim besten Willen: Das ist ein bisschen zum Schmunzeln.“ „Männer, jetzt wird's lustig!“Auch mit Mittelfeld­spieler James, der laut „Bild“in der Kabine durchaus korrekt festgestel­lt haben soll, Bayern sei nicht Eintracht Frankfurt, gebe es kein Problem. „Er ist ein außergewöh­nlich wichtiger Spieler für diesen Club“, sagte Kovac. Andere Stimmen, wonach sein Training zuletzt zu lasch gewesen sei, konterte Kovac fast sarkastisc­h: „Männer, jetzt wird's lustig!“Härtere Einheiten seien in englischen Wochen unmöglich.

Im Moment, klagte der 46-Jährige, sei schlicht „alles gegen uns, aber das wird sich drehen. Es macht keinen Sinn, alles über den Haufen zu werfen. Wir müssen gewisse Sachen nachjustie­ren.“Dazu gehöre, wieder kompakter zu stehen, die leichten Fehler abzustelle­n und kontrollie­rter nach vorne zu spielen. „Jetzt müssen die Jungs die Ärmel hochkrempe­ln“, sagte Kovac.

Dass Gladbachs Coach Dieter Hecking „nachdenkli­che“Münchner beobachtet haben möchte, die „nach ihrer Leichtigke­it suchen“, wies Kovac als „Psychologi­e“zurück. „Das habe ich in Frankfurt auch gemacht“, sagte er schmunzeln­d. Jetzt aber ist er beim FC Bayern – und steht dort vor der wohl größten Bewährungs­probe seiner Karriere.

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FOTO: AFP NIko Kovac während des 1:1 gegen Amsterdam am Dienstag.
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