Trossinger Zeitung

Olympiasie­ger bekocht Aesculapia­ner

Im Betriebsre­staurant des Tuttlinger Medizintec­hnikers gibt es einen Wechsel in der Leitung

- Von Christian Gerards

TUTTLINGEN - Es ist durchaus ungewöhnli­ch, wenn in einer Stadt der Name des Leiters eines Betriebsre­staurants so bekannt ist. Das hat Norbert Burri schon vor Jahren erreicht. Ende des Monats ist für ihn aber Schluss: Dann geht der Boss des Betriebsre­staurants des Tuttlinger-Medizintec­hnikers Aesculap in den Ruhestand. Ihm folgt Oliver Seitz nach. Wie wichtig die Kantine für Aesculap ist, zeigt die Tatsache, dass Seitz ein vielfach prämierter Koch ist, der sogar schon für zwei Bundespräs­identen das Essen kredenzt hat.

42 Jahre arbeitet Burri inzwischen im Betriebsre­staurant bei Aesculap, davon mehr als 25 Jahre als Leiter. Derzeit werden täglich bis zu 1200 Essen von seinem 29 Mitarbeite­r großen Team ausgegeben. Auch für die tägliche Verpflegun­g der Kinder in der Kindertage­sstätte Alte Post sowie im Haus der Familie sind sie zuständig. Das Gleiche gilt für die weiteren Verkaufsst­ände und Automaten auf dem Unternehme­nsgelände.

Als er nach seiner Zeit bei der Bundeswehr bei Aesculap angefangen habe, habe es noch weniger Essen gegeben, da Aesculap „nur“1800 Mitarbeite­r gehabt habe. „Das Bewusstsei­n für das Essen hat sich in dieser Zeit massiv gewandelt“, betont Burri. Der Anteil der heute rund 3500 Aesculap-Mitarbeite­r, die ins Betriebsre­staurant gehen, sei in den vergangene­n 40 Jahren nach oben gegangen. Früher seien die Mitarbeite­r auch mal mit dem Henkelmann gekommen, um das Essen zu holen. Fünf bis sechs verschiede­ne Menüs Ursprüngli­ch sei es ein Gericht gewesen. Heute sind es fünf bis sechs verschiede­ne Menüs, wenn man die SB-Theke mit Salat und Gemüse hinzuzählt. Auch die vegetarisc­he Kost habe längst Einzug gehalten. „Das Menü eins läuft immer am besten, deswegen haben wir dafür zwei Ausgaben“, berichtet Burri, der auch schon Häppchen für Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU), BadenWürtt­embergs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Bündnis 90/ die Grünen) oder Ex-Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe (CDU) gereicht hat. In Tuttlingen bekannt geworden ist Burri, weil er und sein Team auch das Catering bei Veranstalt­ungen im Aesculapiu­m und mitunter auch im Rathaus übernommen haben.

Am 26. Oktober ist für den 63-jähringen Dunninger also Schluss bei Aesculap. Allerdings will er auch weiterhin gerne den Kochlöffel in der Hand halten und eventuell in der Eventgastr­onomie auftauchen. Seine Nachfolge ist bereits seit dem 1. August geregelt, die Übergabe läuft auf Hochtouren. „Ich habe ein Netzwerk, das er in so kurzer Zeit noch gar nicht kennen kann“, sagt Burri.

Oliver Seitz heißt der neue Leiter des Betriebsre­staurants. Der 37-Jährige, der mit seiner Frau nach Tuttlingen gezogen ist, absolviert­e seine Ausbildung zum Koch im Hotel „Adler“in Nagold. Anschließe­nd ging er für zwölf Jahre zur Bundeswehr. Dort wurde der Hauptfeldw­ebel Teil und schließlic­h Kapitän der deutschen Koch-Nationalma­nnschaft und heimste einige internatio­nale Titel ein. So holte er sich etwa im Jahr 2008 die Goldmedail­le bei der Olympiade der Köche und Doppel-Gold bei den Weltmeiste­rschaften im Jahr 2010. In dieser Zeit kochte er auch für die Bundespräs­identen Horst Köhler und Christian Wulff. Im Jahr 2011 kehrte er ans Hotel „Adler“zurück. Zuletzt war er auf einem Kreuzfahrt­schiff mit 13 Restaurant­s in führender Position unterwegs.

Nun also der Wechsel zu Aesculap. Er habe die Stellenaus­schreibung gesehen und sich relativ zeitig entschiede­n, sich zu bewerben. Dabei war es sicher von Vorteil, dass er Burri schon kannte. „Es gibt hier ein gutes Team mit hochmotivi­erten Mitarbeite­rn“, sagt Seitz. Daher mache es ihm viel Spaß, in dem Team zu arbeiten. Laut Burri hat Seitz bereits damit begonnen, seine eigene Note einzubring­en. Aesculap-Mitarbeite­r sollen gesund bleiben „Er stellt sein Licht gerne unter den Scheffel. Er versteht es, aus dem Team alles herauszuki­tzeln“, sagt Burri. Mit kleinen Nuancen schaffe er es, das Essen noch besser zu machen. Seitz selbst macht im Gespräch mit unserer Zeitung nicht viel Aufhebens um seine erfolgreic­he Wettkampf-Vergangenh­eit.

Es wirkt fast so, als ob er damit abgeschlos­sen habe: „Das Betriebsre­staurant bei Aesculap ist eine ganz andere Schiene als bei der Bundeswehr. Es gibt auch ganz andere Anforderun­gen“, sagt er.

In einem sind sich die beiden Köche einig: „Wir sehen uns als Multiplika­tor, als kleine Außenminis­ter. Es ist uns wichtig, dass die Kollegen einen guten Job machen können. Deswegen wollen wir sie nicht nur satt machen, sondern auch gesund halten“, sagt Burri. So biete das Betriebsre­staurant seit sechs Wochen auch Detox-Wasser an, mit dessen Hilfe der Körper besser entgiften kann. Auch stehe immer Gemüse bereit, dass sich die Mitarbeite­r ohne Aufpreis nehmen könnten: „Jeden Tag rund 70 Kilogramm“, betont Burri.

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FOTO: MATTHIAS WINKLER Oliver Seitz (links) übernimmt die Leitung des Betriebsre­staurants beim Medizintec­hnik-Unternehme­n Aesculap von Norbert Burri, der Ende Oktober in den Ruhestand geht.

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