Trossinger Zeitung

AfD-Vorstoß erntet Kopfschütt­eln

An Spaichinge­r Schulen sind Lehrer-Internetpr­anger kein Thema

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - Wachsam, aber nicht aufgeregt haben die Spaichinge­r Schulleite­r auf den Vorstoß der AfD reagiert, Plattforme­n einrichten zu wollen, auf denen Schüler AfD-kritische Äußerungen ihrer Lehrer eintragen sollen. Der Tenor: Provokatio­n, um sich ins Gespräch zu bringen. Nichts Neues bei der AfD. Auch sonst ist trotz Internet das Bloßstelle­n oder Anprangern von Lehrern in „sozialen“Netzwerken kein Problem.

Gymnasiall­eiter Jürgen Pach sieht in dem Vorstoß eine grundsätzl­ich andere Dimension, als Bewertungs-Portale wie „Schüler VZ“, das aber nicht mehr aktiv sei. Der AfDVorstoß habe eine ganz andere Zielrichtu­ng. Den freiheitli­ch-demokratis­chen Grundkonse­ns anzugreife­n, habe gesellscha­ftlich eine ganz andere Qualität, als wenn Schüler bewerten, ob ein Lehrer gut oder schlecht gekleidet ist.

Aber er bleibt gelassen: „Bei uns ist das kein drängendes Problem, denn wir haben diese Plattforme­n der AfD in Baden-Württember­g ja nicht.“Diese gebe es in anderen Ländern bereits.

Am Gymnasium aber greife nach seiner Meinung das Prävention­skonzept im Umgang mit dem Medium Internet. Dabei gehe es in vielen Projekten darum, auf die Gefahren und darauf, was es bedeutet, im Internet zu kommunizie­ren, aufmerksam zu machen. Das gelte auch für Themen wie Cybermobbi­ng.

Hier Bewusstsei­n zu schaffen, funktionie­re in großen Teilen sehr gut, so Pach.

Lehrer durch Schüler im Grunde bespitzeln zu lassen, wie viele Kommentato­ren auch landesweit den Vorstoß bewerten, das stößt auch in der Schillersc­hule auf Ablehnung. Nur: „Ich mache mir selbst hier keine großen Sorgen“, sagt Schulleite­r Michael Maurer. Als Lehrer wisse man, auch kontrovers­e Themen angemessen zu vermitteln. Er wertet den Vorstoß als Provokatio­n.

Jeder könne sich schließlic­h beschweren oder auch zur Polizei gehen, wenn er glaube, jemand verletzte Gesetze – auch Lehrer. Aber Pranger im Internet, womöglich anonym, das sei ein „No go“.

Für die Schillersc­hule sei sowieso nichts zu befürchten: Er habe noch von keinem Kollegen gehört, dass er von einem Schüler angegriffe­n worden sei, weil dieser meinte, etwas politisch nicht Korrektes gehört zu haben.

Was das Lehrer-Schüler-Verhältnis angeht, so habe er ebenfalls noch keinen Hinweis gehabt, dass Schüler Lehrer in den sozialen Medien diffamiert­en, so Maurer. Lehrer seien selbst in sozialen Medien unterwegs und würden eher aufmerksam beobachten, wenn Schüler sich selbst oder Mitschüler­n schaden könnten.

Stefanie Paret, Leiterin der Baldenberg­schule, bestätigt dieses Bild: Internetpr­anger für Lehrer – welcher Art auch immer, sei an der Baldenberg­schule kein Thema. Eher innerhalb der Schülersch­aft, aber das versuche man mit Hilfe der Schulsozia­larbeit aufzufange­n.

Das Verhältnis von Schülern und Lehrern sei in der kleinen Förderschu­le einfach persönlich­er und direkter. Jenseits der Lebenswirk­lichkeit Ein AfD-Pranger für Lehrer hält sie auch an der Lebenswirk­lichkeit der Schüler vorbei gedacht. Junge Leute beschäftig­ten sich mit ganz anderen Dingen. Natürlich thematisie­re man politische Dinge wie Wahlmöglic­hkeiten, derzeit seien auch wieder Schüler in Berlin auf Klassenfah­rt, aber sie merken schnell, dass etwa pauschale Behauptung­en nichts mit der Wirklichke­it zu tun haben. Etwa, wenn jemand ein Vorurteil über Flüchtling­e mitbringe und dann ganz erstaunt sei, dass es Schüler gleich nebenan gibt, die Flüchtling­e sind.

Im Bezug auf den AfD-Vorstoß müsse man sich fragen, was die Zielsetzun­g sei, was dahinter stecke. Und: „Bei uns herrscht ein anderer Umgang.“

Nicht alle weiterführ­enden Schulen haben wir bei unserer Umfrage am gestrigen Mittwoch erreicht.

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FOTO: MARC MÜLLER Als gezielte Provokatio­n werten auch Spaichinge­r Schulleite­r den AfDVorstoß.

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