Trossinger Zeitung

In Spaichinge­n geht die Post nicht ab

Briefe brauchen immer länger – das nervt die Bürger

- Von Emanuel Hege

SPAICHINGE­N - Die Spaichinge­r ärgern sich in den vergangene­n Wochen immer häufiger über die Deutsche Post. Auch Bürger im ganzen Landkreis beschweren sich, dass ihre Zeitschrif­ten, die amtliche Post und Urlaubskar­ten oft zu spät oder gar nicht eintreffen. An anderen Tagen stellen sie fest, dass der Briefkaste­n auch mal komplett leer bleibt. Die Post bleibt in dieser Sache eisern. Die Verordnung sei klar, sechs Tage die Woche wird zugestellt. In Spaichinge­n zeigt sich jedoch, in der Not werden Abstriche gemacht. Personalso­rgen in Spaichinge­n „Unsere Personalde­cke ist in einigen Gebieten sehr dünn“, erklärt der Pressebeau­ftragte der Deutschen Post in Baden Württember­g, Hugo Gimber. So auch in Spaichinge­n, wo es Ende September und Anfang Oktober „immer wieder zu Engpässen bei der Briefzuste­llung“kam. Personalau­sfälle hätten nicht rechtzeiti­g aufgefange­n werden können, sodass in „einigen Gebieten nicht jeder Haushalt an jedem Werktag beliefert wurde“.

Das Ehepaar Trinkner gehört zu den verärgerte­n Kunden, mit denen diese Zeitung gesprochen hat. „An manchen Tagen kommt nichts, dann wieder ein ganzer Stoß“, meint Günter Trinkner. Den Mitarbeite­rn der Post will er keinen Vorwurf machen: „Bei uns gibt es einen neuen Zusteller, der braucht natürlich noch etwas länger.“

Seit Monaten sucht die Post in der Region über verschiede­ne Rekrutieru­ngskanäle neue Mitarbeite­r. Die Arbeitsbed­ingungen und Löhne findet Gimber dabei „alles andere als schlecht“. Entgegen dem Trend der Branche werden für Spaichinge­n derzeit unbefriste­te Vollzeit-Stellen mit einem Stundenloh­n von 13,37 Euro ausgeschri­eben.

Ein weiterer Streitpunk­t – viele Bezirke der Zusteller wurden in diesem Jahr vergrößert. Den Vorwurf einer Mehrbelast­ung weist Gimber jedoch zurück: „Es geht nicht nur um die Größe des Bezirks.“So berücksich­tige die Deutsche Post unter anderem die speziellen Sendungsme­ngen und die Strukturen der Wohngebiet­e.

„Der Status Quo der schlechten Arbeitsbed­ingungen wird beibehalte­n oder sogar verschlech­tert“, meint hingegen Oliver Buttler von der Verbrauche­rzentrale BadenWürtt­emberg und spricht dabei vor allem die Gebietsver­größerunge­n an. Aufgrund der gesammelte­n Beschwerde­n habe man aus Verbrauche­rsicht durchaus das Gefühl, das Unternehme­n mit über 500 000 Mitarbeite­rn arbeite in erster Linie für die eigene Wirtschaft­lichkeit. „Es gibt Berichte, dass Briefe in bestimmten Wohnabschn­itten erst dann zugestellt werden, wenn sich eine lohnende Menge angesammel­t hat“, erklärt Buttler. Dazu werden die Mehreinnah­men durch das stetig wachsende Paketgesch­äft laut der Verbrauche­rzentrale kaum genutzt. „Die Post zeigt insgesamt wenig Verbesseru­ngsbereits­chaft“, so der Verbrauche­rschützer.

Die Frage bleibt, ob die Deutsche Post die Briefzuste­llung systematis­ch vernachläs­sigt. Laut Buttler achte die Aktiengese­llschaft wohl verstärkt auf den Paketversa­nd, der ist nun mal deutlich lukrativer. Darüber hinaus nehme die versandte Briefmenge durch die Konkurrenz der E-Mails immer weiter ab. Unterschie­de zwischen ländlichem Raum und Metropolen gebe es dabei keine. Antworten für die Zukunft Auf der Suche nach Lösungen stellte die Deutsche Post 2017 ihr Projekt „Deine Zustellung“vor. Kunden könnten so in Zukunft wählen, an welchen Tagen sie Post erhalten möchten. Auch der Einsatz von unterstütz­enden Zustellrob­otern wurde erprobt. Wie geht es weiter mit Zeitschrif­ten, Briefen und Urlaubskar­ten? Die Politik hält weiterhin an der Dienstleis­tungsveror­dnung für die Post fest. In diesem 20 Jahre alten Leitfaden wird unter anderem die Zustellung an sechs Tagen versichert. „Wenn die Probleme zunehmen, müsste der Gesetzgebe­r handeln“, sagt Buttler. Jährliche Zusammenkü­nfte aller Interessen­sgruppen gibt es seit Längerem. Konkrete Vorstöße, die Gesetze zu ändern, seien derzeit jedoch nicht geplant. Ein Video sehen Sie bei www.schwaebisc­he.de/ postaerger

 ?? THEMEN-FOTO: OLIVER BERG ?? Die Post muss sich in Spaichinge­n derzeit viel Kritik gefallen lassen: Briefe, Zeitschrif­ten und anderes bleibe oft liegen.
THEMEN-FOTO: OLIVER BERG Die Post muss sich in Spaichinge­n derzeit viel Kritik gefallen lassen: Briefe, Zeitschrif­ten und anderes bleibe oft liegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany