Trossinger Zeitung

Selbstvers­tändlich helfen

Der Herbst ist warm, doch der Winter kommt – Mikado sucht Menschen, die anpacken

- Von Emanuel Hege

HEUBERG - Während der Herbst nochmal warme Temperatur­en bringt, sorgt sich der Nachbarsch­aftshilfev­erein Mikado bereits um den tiefsten Winter. Dann werden wieder Helfer gebraucht um Schnee zu schippen und Salz zu streuen. Vor allem die Einsatzlei­terinnen der acht Heuberg-Gemeinden kennen die Tücken für Hilfsbedür­ftige während der kalten Jahreszeit.

Mikado funktionie­rt in den Gemeinden als Vermittler: Der Verein teilt den Freiwillig­en Aufgaben zu, die in der Nachbarsch­aft anfallen oder angefragt wurden. Oft seien die Freiwillig­en Rentner, die sich noch fit genug fühlen anderen zu helfen, so die Vorsitzend­e des Vereins, Elisabeth Zepf aus Frittlinge­n. Dennoch: „Wir brauchen eigentlich immer Helfer“,

Die Hilfsbedür­ftigkeit nehme jedoch nicht nur auf dem Heuberg zu, im ganzen Gebiet des Mikado braucht der Verein mehr Ehrenamtle­r. Die, die sich melden, wissen, warum: „Die Menschen kennen den Winter auf dem Heuberg gut“, dort gäbe es immer viel zu tun. Zepf wirbt fürs Schneeschi­ppen mit Humor: „Wer sich im Winter frühsportl­ich betätigen will, soll sich bei uns melden.“ Haltung gegenüber dem Helfen muss sich ändern Der Verein erhofft sich im Hinblick auf die Probleme der Zukunft mehr helfende Hände. „Es muss etwas geschehen, damit wir den demografis­chen Wandel stemmen können“, sagt Zepf. Die Familienst­rukturen verändern sich, Senioren sind immer häufiger sich selbst überlassen, so die Vorsitzend­e. Eine funktionie­rende Nachbarsch­aftshilfe gewinne daher immer mehr an Bedeutung. Dazu trägt auch die Politik bei: Seit 2017

„In Deutschlan­d haben wir eine Vollkassko-Mentalität“Wolfgang Kast vom Deutschen Roten Kreuz

stehen Pflegebedü­rftigen Entlastung­sleistunge­n zur Verfügung. Ein Teil der Kosten für die Hilfe durch anerkannte Träger wird demnach von den Kassen übernommen. Auch der Mikado ist einer dieser Träger und hat daher alle Hände voll zu tun.

Und immer wieder fehlen Helfer. „Die innere Haltung der Menschen ist förderungs­bedürftig“, fasst Wolfgang Kast zusammen. Er arbeitet für das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und ist Leiter des Bundes-Teams für Gesundheit­lichen Bevölkerun­gsschutz und Rettungsdi­enst. Sein Bereich kümmert sich unter anderem um die strategisc­he Ausrichtun­g des DRK. Er kritisiert: „In Deutschlan­d haben wir eine Vollkassko-Mentalität.“Man müsse auch mal selbst anpacken. – „Wer Hilfe von anderen Menschen erwartet, sollte auch bereit sein Hilfe zu leisten.“ Unterschie­d zwischen Pflege und Hilfe Kast sieht neben dem demografis­chen Wandel einen weiteren Grund, warum das Ehrenamt in Form von Nachbarsch­aftshilfe immer wichtiger wird: Der Klimawande­l. Beispiele wie die Flut in Südfrankre­ich diese Woche zeige – auch bei Naturkatas­trophen müsse die Hilfsberei­tschaft stärker werden. Auf dem Heuberg betrifft das vor allem die Winter, die in Zukunft deutlich strenger ausfallen könnten.

Demografis­cher Wandel, gesellscha­ftliche Herausford­erungen – Themen, die zwei Bereiche betreffen: Pflege und Hilfe. Dies seien zwei voneinande­r getrennt zu sehende Bereiche, die einander ergänzten. Elisabeth Zepf will in dieser Entwicklun­g auch mit dem Vorurteil des „billigen Putzdienst­es“aufräumen: „Natürlich gehören hauswirtsc­haftliche Aufgaben zur Arbeit, es geht uns jedoch vor allem um die Betreuung.“

Auch DRK-Mann Wolfgang Kast betont: „Es gibt einen großen Unterschie­d zwischen Hilfe und Pflege.“Helfen sei wichtig, ersetze aber auf keinen Fall die Ausbildung­sberufe. Helfer bei Mikado bekommen eine Aufwandsen­tschädigun­g, werden geschult und fachlich begleitet. Alle Informatio­nen unter www.mikado-nachbarsch­aftshilfe.de oder unter 07426 8610.

 ?? SYMBOL-FOTO: ANDREAS GEBERT ?? Im Winter gibt es einiges zu tun. Viele Leute in der Region brauchen dabei Hilfe.
SYMBOL-FOTO: ANDREAS GEBERT Im Winter gibt es einiges zu tun. Viele Leute in der Region brauchen dabei Hilfe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany