Selbstverständlich helfen
Der Herbst ist warm, doch der Winter kommt – Mikado sucht Menschen, die anpacken
HEUBERG - Während der Herbst nochmal warme Temperaturen bringt, sorgt sich der Nachbarschaftshilfeverein Mikado bereits um den tiefsten Winter. Dann werden wieder Helfer gebraucht um Schnee zu schippen und Salz zu streuen. Vor allem die Einsatzleiterinnen der acht Heuberg-Gemeinden kennen die Tücken für Hilfsbedürftige während der kalten Jahreszeit.
Mikado funktioniert in den Gemeinden als Vermittler: Der Verein teilt den Freiwilligen Aufgaben zu, die in der Nachbarschaft anfallen oder angefragt wurden. Oft seien die Freiwilligen Rentner, die sich noch fit genug fühlen anderen zu helfen, so die Vorsitzende des Vereins, Elisabeth Zepf aus Frittlingen. Dennoch: „Wir brauchen eigentlich immer Helfer“,
Die Hilfsbedürftigkeit nehme jedoch nicht nur auf dem Heuberg zu, im ganzen Gebiet des Mikado braucht der Verein mehr Ehrenamtler. Die, die sich melden, wissen, warum: „Die Menschen kennen den Winter auf dem Heuberg gut“, dort gäbe es immer viel zu tun. Zepf wirbt fürs Schneeschippen mit Humor: „Wer sich im Winter frühsportlich betätigen will, soll sich bei uns melden.“ Haltung gegenüber dem Helfen muss sich ändern Der Verein erhofft sich im Hinblick auf die Probleme der Zukunft mehr helfende Hände. „Es muss etwas geschehen, damit wir den demografischen Wandel stemmen können“, sagt Zepf. Die Familienstrukturen verändern sich, Senioren sind immer häufiger sich selbst überlassen, so die Vorsitzende. Eine funktionierende Nachbarschaftshilfe gewinne daher immer mehr an Bedeutung. Dazu trägt auch die Politik bei: Seit 2017
„In Deutschland haben wir eine Vollkassko-Mentalität“Wolfgang Kast vom Deutschen Roten Kreuz
stehen Pflegebedürftigen Entlastungsleistungen zur Verfügung. Ein Teil der Kosten für die Hilfe durch anerkannte Träger wird demnach von den Kassen übernommen. Auch der Mikado ist einer dieser Träger und hat daher alle Hände voll zu tun.
Und immer wieder fehlen Helfer. „Die innere Haltung der Menschen ist förderungsbedürftig“, fasst Wolfgang Kast zusammen. Er arbeitet für das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und ist Leiter des Bundes-Teams für Gesundheitlichen Bevölkerungsschutz und Rettungsdienst. Sein Bereich kümmert sich unter anderem um die strategische Ausrichtung des DRK. Er kritisiert: „In Deutschland haben wir eine Vollkassko-Mentalität.“Man müsse auch mal selbst anpacken. – „Wer Hilfe von anderen Menschen erwartet, sollte auch bereit sein Hilfe zu leisten.“ Unterschied zwischen Pflege und Hilfe Kast sieht neben dem demografischen Wandel einen weiteren Grund, warum das Ehrenamt in Form von Nachbarschaftshilfe immer wichtiger wird: Der Klimawandel. Beispiele wie die Flut in Südfrankreich diese Woche zeige – auch bei Naturkatastrophen müsse die Hilfsbereitschaft stärker werden. Auf dem Heuberg betrifft das vor allem die Winter, die in Zukunft deutlich strenger ausfallen könnten.
Demografischer Wandel, gesellschaftliche Herausforderungen – Themen, die zwei Bereiche betreffen: Pflege und Hilfe. Dies seien zwei voneinander getrennt zu sehende Bereiche, die einander ergänzten. Elisabeth Zepf will in dieser Entwicklung auch mit dem Vorurteil des „billigen Putzdienstes“aufräumen: „Natürlich gehören hauswirtschaftliche Aufgaben zur Arbeit, es geht uns jedoch vor allem um die Betreuung.“
Auch DRK-Mann Wolfgang Kast betont: „Es gibt einen großen Unterschied zwischen Hilfe und Pflege.“Helfen sei wichtig, ersetze aber auf keinen Fall die Ausbildungsberufe. Helfer bei Mikado bekommen eine Aufwandsentschädigung, werden geschult und fachlich begleitet. Alle Informationen unter www.mikado-nachbarschaftshilfe.de oder unter 07426 8610.