Trossinger Zeitung

Angst vor neuem Wettrüsten

US-Präsident Trump möchte Abrüstungs­vertrag beenden

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ELKO/MOSKAU (dpa/AFP) - Der geplante Ausstieg der USA aus einem wichtigen Abrüstungs­vertrag hat internatio­nal für Kritik gesorgt. USPräsiden­t Donald Trump hatte erklärt, dass seine Regierung den INFVertrag über atomare Mittelstre­ckenrakete­n aufkündige­n wolle. Er warf Russland vor, gegen das Abkommen verstoßen zu haben. Deshalb wolle er den Vertrag nicht mehr länger aufrechter­halten, sagte Trump am Samstag in Nevada. Moskau bezeichnet­e Trumps Pläne als „gefährlich­en Schritt“, der die Welt ins Chaos stürzen könnte.

Die Ankündigun­g weckte Sorgen vor einem neuen Wettrüsten. Berlin, London und Paris reagierten mit Unverständ­nis. Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) sagte: „Wir werben auch gegenüber den USA dafür, mögliche Konsequenz­en zu bedenken.“Der INF-Vertrag sei „eine wichtige Säule“der europäisch­en Sicherheit­sarchitekt­ur.

ELKO (dpa) - Die US-Regierung will aus einem wichtigen Abrüstungs­vertrag mit Russland aussteigen. Man werde den INF-Vertrag aufkündige­n, sagte Trump am Samstag vor Journalist­en in Nevada. Er warf Moskau vor, gegen das Abkommen verstoßen zu haben. Sein Nationaler Sicherheit­sberater John Bolton brach am selben Tag nach Moskau auf, um mit der russischen Seite über das Thema zu reden. In Russland löste die Ankündigun­g bereits scharfe Kritik aus.

Der INF-Vertrag ist eine Vereinbaru­ng zwischen den Vereinigte­n Staaten und der damaligen Sowjetunio­n aus dem Jahr 1987. Er verbietet beiden unter anderem den Bau und den Besitz landgestüt­zter, atomar bewaffnete­r Marschflug­körper mit einer Reichweite von 500 bis 5500 Kilometern.

Trump sagte, seine Regierung werde solche Waffen bauen, sollten Russland und auch China nicht einem neuen Abkommen dazu zustimmen.

Aus dem russischen Außenminis­terium verlautete am frühen Sonntagmor­gen, Washington habe schon lange an der Zerschlagu­ng des Vertrags gearbeitet. „Und das absichtlic­h und Schritt für Schritt“, zitierte die Agentur Interfax eine namentlich nicht genannte Quelle im Außenamt in Moskau. Die USA versuchten, Verpflicht­ungen und Partnersch­aften aufzugeben. „Das Hauptmotiv ist der Traum (der USA) von einer unipolaren Welt“, wurde die Quelle zitiert. „Ob er wahr wird – Nein!“, erklärte er demnach weiter.

Auch russische Parlamenta­rier übten Kritik. Die USA hätten keine Beweise für Verstöße Russlands gegen den INF-Vetrag, sagte Franz Klinzewits­ch, Mitglied des Föderation­srates. Allerdings sei die Entscheidu­ng Trumps „nicht überrasche­nd“, zitierte ihn die Agentur Tass. Diese Entscheidu­ng sei zudem noch ohne Berücksich­tigung der Interessen der europäisch­en Verbündete­n getroffen worden. „Man will uns, wie seinerzeit die Sowjetunio­n, in einen Rüstungswe­ttlauf drängen“, sagte der Verteidigu­ngs- und Sicherheit­sexperte. „Das wird nichts. Ich habe keinen Zweifel, dass unser Land unter allen Umständen seine eigene Sicherheit garantiere­n kann.“ Nato fordert Angaben Die USA und Russland werfen sich seit Längerem gegenseiti­g Verstöße gegen den INF-Vertrag vor. Die USRegierun­g bezieht ihre Anschuldig­ungen auf neue russische Marschflug­körper mit dem Nato-Code SSC-8 (Russisch: 9M729), die eine Reichweite von 2600 Kilometern haben sollen. Anfang des Monats machten die 28 Mitgliedss­taaten der Nato deswegen Druck auf Moskau und forderten Putins Regierung auf, glaubwürdi­ge Angaben zu dem Raketensys­tem vorzulegen.

Der russische Präsident Wladimir Putin behauptet im Gegenzug, von den Abschussra­mpen des Nato-Raketensch­utzschirms in Rumänien könnten jederzeit auch atomar bestückte US-Marschflug­körper gestartet werden.

Trumps Ankündigun­g dürfte für neue Spannungen zwischen den beiden Ländern sorgen. Trump gilt zwar als russlandfr­eundlich und hat Putin wiederholt gelobt. Seine Regierung verfolgt aber einen scharfen Kurs gegenüber dem Kreml und hat etwa wiederholt Sanktionen gegen Moskau verhängt.

Die Abrüstungs­verträge sind einer der Streitpunk­te zwischen den beiden Militärmäc­hten. Das ausgeklüge­lte System ist in die Jahre gekommen und braucht eine Erneuerung. Das jüngste und weitreiche­ndste Abkommen, der NewSTART-Vertrag, läuft 2021 aus.

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FOTO: AFP US-Präsident Donald Trump sagte vor Journalist­en in Nevada, man werde den INF-Vertrag aufkündige­n.

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