Trossinger Zeitung

Landwirt verschenkt 30 000 Kilo Äpfel

Gratis-Obst findet reißenden Absatz – und ist nach weniger als einem Tag abgeerntet

- Von Jakob Fandrey

STOCKACH - Eine ganze Plantage voller Äpfel – umgerechne­t rund 30 000 Kilogramm: Innerhalb von nur wenigen Stunden waren die kompletten Früchte des Obsthofs Wassmer in Stockach unter die Leute gebracht. Hintergrun­d ist eine spontan ins Leben gerufene Aktion der Betreiber, die das Obst lieber kostenlos an die Menschen verteilen wollten, anstatt die Äpfel schreddern oder verfaulen lassen zu müssen.

Ursprüngli­ch wäre die Aktion über das komplette Wochenende gelaufen. Aber, so Alfred Wassmer im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, sei sein Hof mehr oder weniger überrannt worden. Weit über 1000 Menschen sind bereits am Samstag mit Waschkörbe­n, Kisten und Co. ausgestatt­et vor Ort gewesen und haben die Bäume abgeerntet. Entspreche­nd mussten Interessie­rte, die am Sonntag noch vorbeischa­uen wollten, zumindest auf kostenlose Früchte verzichten. Überrant und überrascht Wassmer zeigte sich überrascht vom hohen Interesse. Insbesonde­re durch die Tatsache, dass die angebotene Apfelsorte bei den Kunden eigentlich gar nicht beliebt ist. „Der Markt nimmt die Sorte eigentlich gar nicht an, statt dessen werden die Supermärkt­e von ausländisc­hen Äpfeln überflutet“, klagt der Obstbauer. Doch anstatt die Äpfel aus der Region – noch dazu zu günstigere­n Preisen – direkt vor Ort zu kaufen, greifen die Verbrauche­r bei Äpfeln aus Neuseeland, Chile oder Argentinie­n zu, so sein Vorwurf. Mit der Aktion wolle er die Verbrauche­r auch aufwecken. Wenn alles umsonst sei, haben alle plötzlich wieder Lust zu kommen. Die jetzt kostenlos angebotene­n Äpfel, zuvor zum Selbstkost­enpreis von 75 Cent pro Kilogramm selbst zu pflücken, wollte indes kaum jemand. Vor Ort bekamen die Betreiber für die Aktion viel Lob, zahlreiche Apfelpflüc­ker zeigten sich dankbar.

Lisa Wassmer, verglich im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“vor der Spontanakt­ion die Situation der Obstbauern mit der der Milchbauer­n. Hintergrun­d ist, dass die Preise für Äpfel derzeit so gering sind. „Für 100 Kilogramm Äpfel bekommen wir gerade einmal acht Euro“, sagt Lisa Wassmer. Ähnlich geht es Alfred Wassmer auch. Er hätte alternativ zur Verschenka­ktion auch Mostobst aus all den Äpfeln machen können – doch damit bekomme er die Kosten auch nicht zusammen. Seine Hoffnung: Eventuell habe es bei dem einen oder anderen Apfelpflüc­ker sprichwört­lich „klick“gemacht und das Obst aus der Region bekomme wieder einen höheren Stellenwer­t.

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FOTO: DPA Herzhaft zugegriffe­n.

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