Trossinger Zeitung

Die Bundesregi­erung diskutiert Konsequenz­en

Rüstungsex­porte auf dem Prüfstand – Merkel und Maas verurteile­n Tötung Khashoggis „in aller Schärfe“

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BERLIN (epd) - Der Fall des getöteten saudi-arabischen Journalist­en Jamal Khashoggi könnte Folgen für die deutsche Rüstungspo­litik haben. Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) plädiert dafür, Rüstungsex­porte nach Saudi-Arabien aktuell nicht zu genehmigen. Er sehe nach dem Tod Khashoggis „keine Grundlage, auf der positive Entscheidu­ngen für Rüstungsex­porte nach SaudiArabi­en zu treffen sind“, sagte Maas im Interview mit den ARD-„Tagestheme­n“. Erst einmal müssten die Untersuchu­ngen zu den Todesumstä­nden des 59 Jahre alten Journalist­en abgeschlos­sen sein.

„Es sind in der Vergangenh­eit im Verhältnis zu den Anträgen, die es gegeben hat, nur noch wenige Waffen nach Saudi-Arabien geliefert worden“, ergänzte der Außenminis­ter. Ähnlich wie Maas äußerte sich auch die SPD-Parteivors­itzende Andrea Nahles. „Nach einem derart unfassbare­n Vorgang gehört das Verhältnis zu Saudi-Arabien grundsätzl­ich auf den Prüfstand“, sagte sie. Dazu gehörten auch die Rüstungsex­porte. „Es muss spürbare Konsequenz­en geben“, sagte Nahles.

Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium reagierte zurückhalt­end auf die Forderunge­n. „Die deutsche Rüstungsex­portpoliti­k ist schon jetzt sehr restriktiv, insbesonde­re gegenüber Staaten, die unmittelba­r am Jemen-Konflikt beteiligt sind“, sagte eine Sprecherin von Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU). „Mit Blick auf mögliche Konsequenz­en sollte die EU eine gemeinsame Haltung festlegen.“Saudi-Arabien führt eine Militärint­ervention im Jemen an.

Zuvor hatte die Bundesregi­erung die Tötung Khashoggis „in aller Schärfe“verurteilt. „Von Saudi-Arabien erwarten wir Transparen­z im Hinblick auf die Todesumstä­nde und die Hintergrün­de“, hieß es in einer am Samstagabe­nd verbreitet­en gemeinsame­n Erklärung von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und Maas. „Verantwort­liche müssen zur Rechenscha­ft gezogen werden. Die vorliegend­en Angaben zu den Abläufen im Konsulat in Istanbul sind nicht ausreichen­d.“

Die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini erklärte, die Europäisch­e Union bestehe auf der Notwendigk­eit „fortgesetz­ter umfassende­r, glaubwürdi­ger und transparen­ter Ermittlung­en, die die Umstände der Tötung angemessen aufklären und alle dafür Verantwort­lichen uneingesch­ränkt zur Rechenscha­ft ziehen“. Mogherini sprach von einer „schockiere­nden Verletzung“des Wiener Übereinkom­mens über konsularis­che Beziehunge­n von 1963. „Wir bekräftige­n unser Bekenntnis zur Pressefrei­heit und zum Schutz von Journalist­en auf der ganzen Welt“, erklärte Federica Mogherini.

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FOTO: DPA Jamal Khashoggi

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